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Vivo Enduro-Schaltung im Test: Mechanische Schaltkomponenten der Extraklasse!

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Vivo Enduro Derailleur und F3 Shifter im Test: Die Schaltungsnerds von Vivo, einem kleinen Hersteller für Mountainbike-Schaltungen aus New York, haben uns ihr Schaltwerk samt Trigger für einen Test überlassen. Hier erfahrt ihr, was das Material kann.

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Vivo Enduro Derailleur und F3 Shifter: Infos und Preise

Vivo, wer soll das sein? Habe ich mich auch gefragt. Die erste Erscheinung von Vivo auf unserer Website findet sich hier im Jahr 2009. Das Unternehmen ist also nicht so richtig neu im Geschäft, ist allerdings bisher vollkommen unter unserem Radar geflogen. Kein Wunder, denn Vivo hat nicht ausschließlich an einer eigenen MTB-Schaltung getüftelt, sondern Ingenieursdienstleistungen für die Bikeindustrie angeboten. Welche Produkte und Innovationen aus der Feder des Unternehmens stammen, wissen wir nicht. Was wir allerdings wissen ist, dass Vivo seinen Enduro Derailleur und F3 Shifter an eure Bikes bringen will.

Die mechanische Schaltung von Vivo setzt auf wunderschön gefräste Teile aus 7075er-Aluminium und ist kompatibel mit SRAM und Shimano 10–52 Zähne Kassetten und den dazu kompatiblen Ketten. Vivo verkauft seine Komponenten direkt im eigenen Onlineshop zu 370 USD für den Enduro Derailleur und 255 USD für den F3 Shifter. Obendrauf kommen aktuell ca. 85 USD Versand nach Deutschland. Damit ihr nicht die Katze im Sack kauft, haben wir die Schaltung für euch getestet.

  • Gewicht 330 g (Schaltwerk) / 124 g (Shifter)
  • Gänge 12
  • Kompatibilität Schaltwerk: SRAM und Shimano Kassetten 10–52 / Shifter: SRAM 12-fach-Schaltwerke
  • vivocycling.com
  • Preise (UVP) 370 $ (Schaltwerk) / 255 $ (Shifter)
# Ein Stück Exklusivität kann man sich mit dem Vivo Enduro Derailleur und F3 Shifter kaufen. - Für das Set sind 625 $ plus Versand aus den USA fällig.
Diashow: Vivo Enduro-Schaltung im Test: Mechanische Schaltkomponenten der Extraklasse!
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Im Detail

Vivo Enduro Derailleur

Das Schaltsystem ist für 12-Gang-Kassetten mit einer Zähnezahl von 10 bis 52 Zähnen ausgelegt. Vivo lässt die Teile global fertigen und montiert die Produkte in New York. Die Teile des Schaltwerks sind aus 7075 Aluminium gefräst und sollen so robust sein, dass sie nicht bei der ersten Gelegenheit in die Brüche gehen. Alle Lagerpunkte sind mit kleinen gedichteten Industrielagern ausgestattet, damit die Schaltkräfte möglichst gering sind und die Schaltpräzision möglichst hoch ist. Damit die Gesamtkonstruktion in dieser robusten Ausführung nicht zu schwer wird, sind die Bolzen der Drehpunkte aus Titan gefertigt.

Wer nach einiger Zeit das Gefühl hat, man müsste das Schaltwerk einer Wartung unterziehen, sollte mit einem Multitool, etwas Isopropanol und Fett das gesamte Schaltwerk zerlegen, pflegen und wieder zusammen puzzeln können. Die Reibungskupplung ist einstellbar, sodass man bei erhöhter Geräuschkulisse durch Kettenschlagen nicht gleich ein neues Schaltwerk benötigt. Das Ganze kommt in der Farbe raw bei einem Gewicht von 330 g und einem Preis von 370 $. Das Schaltwerk ist aktuell ausverkauft, Vorbestellungen werden aber entgegengenommen und abgearbeitet.

# Der Vivo Enduro Derailleur setzt sich bereits optisch durch den Industrielook von allen anderen Schaltwerken ab.
# Große CNC-gefräste Schaltwerksrollen - diese sind mit Kugellagern gelagert und laufen spielfrei. Auch die Kette hat auf den Zähnen sehr wenig Spiel.

Vivo F3 Shifter

Der F3 Shifter ist für 255 $ bestell- und lieferbar. Wer sich jetzt fragt, was man mit einem Shifter ohne Schaltwerk anfangen soll, muss wissen, dass der F3 Shifter mit 12-fach-SRAM-Antrieben kompatibel ist. Im Gegensatz zu SRAM-Shiftern kann der F3 Shifter durch unterschiedliche 3D-gedruckte Paddles individuell angepasst werden. Länger, kürzer, breiter, schmaler, andere Oberfläche? Geht alles. Und bereits beim Kauf muss man die gewünschten Paddles wählen. So ergeben sich insgesamt etwa 30.000 Kombinationsmöglichkeiten. So etwas gibt’s tatsächlich nur bei Vivo.

Außerdem bietet der Vivo-Shifter ein Feature, das man sonst eher von Shimano kennt – nämlich das Push-/Pull-Prinzip beim Schalten in den nächst schwereren Gang. Man kann das Paddle also in beide Richtungen drücken. Bei der Fertigung folgt man demselben Prinzip wie beim Enduro Derailleur: Die Teile kommen aus der CNC-Fräse, die Drehpunkte sind mit Industrielagern versehen und die Bolzen sind aus Titan gefertigt. Die Abdeckung des Shifters kommt aus dem 3D-Drucker und bietet eine ähnliche Oberfläche wie die Paddles. Farblich bleibt man bei Raw-Alu und unlackiertem Kunststoff. Der F3 Shifter wiegt 124 g inklusive der Klemmschelle. Sowohl für das Schaltwerk als auch für den Shifter sollen in Kürze Ersatzteile verfügbar sein.

# Vivo F3 Shifter - die Paddles lassen sich wechseln. Andere Größe, andere Oberfläche? Null Problemo.
# Strotzt nur so vor Qualität - der F3 Shifter besteht aus gefrästen Aluteilen, einzig die Abdeckungen sind aus 3D gedrucktem Kunststoff.

Montage

Vor der Ausfahrt kommt das Gebastel – also ab in die Werkstatt. Der Shifter kommt mit einer Klemmschelle, die sich nicht vollständig öffnen lässt, sodass man einen Griff und gegebenenfalls den Bremshebel demontieren muss. Der vorher montierte Shimano-Shifter war rechts der Bremsschelle montiert, den Shifter von Vivo musste ich links der Bremsschelle montieren, sonst hätte ich zu wenig Platz für meinen Daumen gehabt. Sonst gibt’s hier nichts zu berichten.

# Montiert sieht das Ganze dann so aus. - der Vivo Enduro Derailleur passt optisch perfekt zum Raaw Madonna.

Das Schaltwerk wird wie jedes herkömmliche Schaltwerk (mit Ausnahme der neuen SRAM Transmission-Schaltwerke) montiert. Zuerst habe ich die B-Tension, beziehungsweise Umschlingung, mithilfe des mitgelieferten Tools eingestellt. Anschließend bin ich dem Standardprozess zum Einstellen einer Kettenschaltung gefolgt und kann dabei von keinen Problemen oder Auffälligkeiten berichten.

Auf dem Trail

Analog zur Beschreibung mancher Gebrauchtwagen (fährt, bremst, leuchtet) macht die Schaltung zuverlässig, was sie soll: schalten, Kraft übertragen, für Ruhe sorgen! So weit, so gut. Nun steht natürlich die Frage nach dem Mehrwert im Raum. Worin unterscheidet sich diese Schaltung von der Konkurrenz?

# Einfach schön - der Enduro Derailleur ist ein echter Hingucker. Auch die Schaltperformance kann auf ganzer Linie überzeugen.

Als ich beim ersten Uphill Zeit hatte, in den Gängen des Systems rumzurühren, ist gleich aufgefallen, wie gering die Schaltkräfte sind. Im direkten Vergleich zu meiner vorher verbauten Shimano SLX / XT-Kombi kann ich definitiv sagen, dass die Schaltkräfte bei Vivo geringer ausfallen. Um das Ergebnis nicht zu verzerren, habe ich die alte Außenhülle genutzt. Die aufwendige Konstruktion mit den gelagerten Gelenken des Vivo Enduro Derailleurs scheint also ihren Zweck zu erfüllen.

# Das Parallelogramm des Vivo Enduro Derailleurs ist auch spielfrei gelagert. - Dadurch schaltet das System präzise und Geräusche des Schaltwerks durch Spiel zwischen Bauteilen sind nicht zu vernehmen.

Das Schalten selbst ist sehr direkt und erinnert ein wenig an das Schaltverhalten von SRAM. Zudem gibt der Schalthebel recht laute Klickgeräusche von sich, die den Eindruck des direkten, knackigen Schaltens noch mal unterstreichen. Ansonsten ist der Antrieb flüsterleise. Sowohl beim Pedalieren als auch im Downhill. Die Kette sitzt perfekt auf den Schaltwerksröllchen und das Schaltwerk hat an keiner Stelle Spiel. Ich hatte den Eindruck, dass auch das neben der Reibungskupplung zu der extrem leisen Geräuschkulisse beigetragen hat.

Ich habe das Schaltwerk nach dem Testen mit neuen SRAM und Shimano-Schaltwerken vergleichen können. Der Unterschied ist schon sehr deutlich: Während die Schaltwerke der beiden großen Hersteller bereits im Neuzustand leichtes Spiel, sowohl in den Gelenken, als auch in den Schaltwerksröllchen aufweisen, ist davon bei Vivo nichts zu spüren. Außerdem sitzt die Kette beim Vivo etwas spielfreier auf den Röllchen – allerdings nicht so eng, dass der Antrieb bei matschigen Bedingungen anfängt zu haken.

An der Ergonomie des F3 Shifters gibt es aus meiner Sicht nichts zu bemängeln. Wer doch eine Anpassung am Schalthebel benötigt, kann sich andere Paddles beschaffen und verbauen. Die 3D-gedruckten Paddles wirken etwas DIY-mäßiger als bei den großen Herstellern. Der Kunststoff, der mit dem Daumen in Kontakt kommt, ist hart und die Oberfläche der montierten Paddles ziemlich rau. Das liefert super Grip beim Schalten, kann für Leute, die ohne Handschuhe fahren, aber vielleicht doch etwas grob sein.

# Vivo F3 Shifter - die verbauten Paddles sind grob strukturiert und liefern super Grip. Könnten ohne Handschuhe aber etwas schmeichelhafter sein.
# Der Hebel für den schwereren Gang lässt sich aus beiden Richtungen bedienen. - das gibt's sonst nur bei der Konkurrenz aus Japan.

Ich bin die Vivo-Komponten etwa 250 km ausschließlich bei matschigen Bedingungen gefahren. Das Bike wurde nach jeder Ausfahrt mit dem Gartenschlauch abgespritzt und teilweise mit Bikereiniger behandelt. Verschleißspuren, Spiel oder Rost sucht man nach dieser Zeit widrigster Bedingungen vergeblich. Mein Eindruck ist, dass das auch für viele tausend Kilometer so bleibt.

Im Vergleich

Vivo bietet mit der Enduro-Schaltung eine mechanisch angesteuerte Schaltung zum Preis einer SRAM Eagle Transmission, die per Funk schaltet. Mechanisch angesteuerte Schaltungen gibt es bereits für einen Bruchteil des Geldes, das man für die Komponenten von Vivo ausgeben muss. Warum sollte man also so viel Kohle für die Vivo Enduro-Schaltung raushauen? Ganz einfach: Weil sie geil ist. Wer richtig Bock hat, sich ein Custom-Bike mit einer mechanischen Schaltung aufzubauen, bekommt hier auf jeden Fall außergewöhnliches Material mit einer top Funktion und einer Qualität, die schlicht unglaublich hoch ist. Das Qualitätsniveau habe ich bislang bei keiner anderen Schaltgruppe spüren können. Zur Ehrenrettung der zwei großen „S“ muss man aber sagen, dass der wesentliche Unterschied beim Fahren die etwas geringen Schaltkräfte des Vivo-Systems sind. SRAM und Shimano-Antriebe funktionieren ebenso zuverlässig wie Vivo, es schmerzt aber nicht so sehr im Geldbeutel, wenn man das Schaltwerk mal wieder aus dem Hinterrad pulen darf.

Fazit – Vivo Enduro-Schaltung

Die Schaltung von Vivo kommt auf dem Trail und vor der Eisdiele richtig gut! Es gibt in meinen Augen zwei kleine Wermutstropfen: Der Elefant im Raum ist der Preis – 625 $ sind eine mächtige Stange Geld für eine Schaltung. Der zweite Punkt ist, dass der Enduro Derailleur, wie alle anderen derzeit auf dem Markt erhältlichen mechanischen Schaltwerke, noch an einem Schaltauge hängt. Eine T-Type-Montage wäre für mich ein echter Gamechanger
Trotz alledem: Die Vivo Schaltung überzeugt durch eine super Funktion, geringe Bedienkräfte und eine sehr wertige Verarbeitung, die ich in dieser Qualität an noch keinem anderen Antrieb gesehen habe.

Vivo Enduro-Schaltung – Pro / Contra

Stärken

  • perfekte Verarbeitung und viel Liebe zum Detail
  • geringe Schaltkräfte
  • super Funktion
  • sehr leise
  • leider geil

Schwächen

  • leider teuer
  • das Schaltwerk wird noch am Schaltauge montiert
# Das Parallelogramm des Vivo Enduro Derailleurs ist auch spielfrei gelagert. - Dadurch schaltet das System präzise und Geräusche des Schaltwerks durch Spiel zwischen Bauteilen sind nicht zu vernehmen.

Was meint ihr? Geile Teile oder schöner Wucher?

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