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Downhill World Cup 2024 – Mont-Sainte-Anne: Rennbericht von Andreas Kolb

Bevor wir uns alle in die rennfreie Offseason verabschieden, gibt’s noch ein feines Schmankerl: Andi Kolb teilt wieder seine Eindrücke und Erlebnisse vom Saison-Finale in Mont-Sainte-Anne mit uns. Viel Spaß beim Lesen!

Nachdem die Jungs von MTB-News und ich selber bei den letzten zwei Rennen leider vergessen haben, einen Blog zu schreiben – was auch daran lag, dass ich krankheitsbedingt etwas Ruhe benötigt habe – ist es nun wieder an der Zeit: Mont-Sainte-Anne – letzter World Cup der Saison, das Finale in Kanada. Ich war mega ready für das Rennen und hab mich super drauf gefreut. Normalerweise war Mont-Sainte-Anne die Strecke, vor der ich den meisten Respekt habe, was auch daran lag, dass ich immer Setup-Probleme hatte. Aber diesmal war ich super motiviert. Davor ging’s noch zu den US Open, wo ich auf den 6. Platz fahren konnte und an den Zwischenzeiten auf Rang 1 lag. Im flachen Teil unten ist unser Rad vom Setup her nicht ideal und da habe ich zu viel Zeit verloren.

Insgesamt war ich jedoch sehr happy mit meiner Form und ich wusste, dass ich noch ein gutes Ergebnis im Gesamt-World Cup holen konnte – sogar Platz 2 war noch in Reichweite. Andererseits haben die engen Punktabstände natürlich auch bedeutet, dass ich noch zurückfallen konnte. Es versprach jedenfalls spannend zu werden und war für mich eine große Motivation, ordentlich Gas zu geben.

# Zum Saison-Finale stand wieder mal ein herrlich herbstliches Rennen in Mont-Sainte-Anne, Kanada, an.
Diashow: Downhill World Cup 2024 – Mont-Sainte-Anne: Rennbericht von Andreas Kolb
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Mittwoch – Trackwalk

Zum Trackwalk hat sich die Strecke etwas verändert präsentiert, mit ein paar neuen Sektionen – insgesamt mega cool. Ich fand es ein bisschen technischer als in den Vorjahren, oben jedoch flowiger und insgesamt kürzer. So ist das Rennen besser im Live Stream zu übertragen. Unten war alles wie immer – super technisch mit einem harten Steinfeld. Ganz klassisch Mont-Sainte-Anne.

# Die Strecke wurde großzügig überarbeitet, hat Andi jedoch gut getaugt. - Foto: Monica Gasbichler

Donnerstag – Training

Das erste Training bin ich relativ entspannt angegangen. Dadurch, dass Quali und Semi-Finale beim letzten World Cup der Saison keine Punkte bringen, wusste ich, dass ich nicht auf Biegen und Brechen in der Quali schon vorn dabei sein muss. So waren die ersten ein, zwei Läufe dann etwas entspannter, habe aber ziemlich gut meinen Flow gefunden und hing am Ende vom Tag dann trotzdem ziemlich am Gas. Im Timed Practice war ich auch an den Zwischenzeiten gut dabei, deshalb war ich mit dem Tag insgesamt zufrieden.

# Im letzten Rennen der Saison gibt's nur im Finale Punkte. - Da er außerdem vorqualifiziert war, konnte Andi das Training etwas lockerer angehen. | Foto: Monica Gasbichler

Wie in den Vorjahren auch, war ich allerdings nicht sehr glücklich über mein Bike-Setup. In der nächsten Trainings-Session habe ich den Rebound an Gabel und Dämpfer langsamer eingestellt und die Gabel etwas weicher gemacht, um etwas mehr Komfort zu haben. Jordi von Fox hat mir zudem den Tipp gegeben, etwas weniger Druckstufe in der Gabel zu fahren, da die Strecke einfach sehr aggressiv in die Arme geht. Das hat in Summe auch gut funktioniert.

Freitag – Quali & Semi-Finale

Auch in den nächsten Tag bin ich solide reingestartet und habe so richtig in meinen Flow gefunden. Das Training war richtig spaßig und ich konnte viel ausprobieren. Dadurch, dass ich protected war, also fix fürs Finale gesetzt, waren Quali und Semi-Finale überhaupt nicht stressig und eher spaßig für mich. Überraschenderweise war ich in der Quali dann auch noch richtig schnell – vierter Platz mit wenig Zeitrückstand. Ich war glaube ich nicht mal eine Sekunde hinter Matt Walker und habe sogar recht viele Fehler im Lauf gemacht.

# In der Quali ist Andi kein sehr sauberer Lauf gelungen. - Trotzdem war er weit vorne dabei. | Foto: Monica Gasbichler

Direkt drauf ging’s weiter mit dem Semi-Finale und das Ziel war einfach, die Fehler wegzulassen und ein bisschen weiter nach vorn zu kommen. Deshalb habe ich im Prinzip das gleiche wie vorher gemacht und bin Dritter geworden. Der Zeitrückstand war für so eine lange und technische Strecke erneut recht klein. Trotzdem waren ein paar Fehler dabei und Reserven für das Finale vorhanden – also eigentlich eine perfekte Ausgangslage. Recht schade war, dass Matt Walker, der sich ja als Erster qualifiziert hatte, gestürzt ist und nicht im Finale dabei sein konnte, weil er auch nicht protected war. Daher kann man sich auf jeden Fall auf die nächste Saison freuen, in der es wohl keinen Protected-Status und kein Semi-Finale mehr gibt. Mit dem neuen Regelwerk wäre Matt Walker als Quali-Erster fix im Finale dabei gewesen.

# Foto: Monica Gasbichler

Samstag – Finale

Wie es 2024 so der Brauch ist, ist über Nacht dann das Wetter reingekommen und es hat wieder einmal geregnet. Die Vorhersage hat jedoch so ausgeschaut, dass es nachmittags besser werden sollte und die Strecke trocknen könnte. Ich war auch recht positiv gestimmt, dass das so kommt. Im Training bin ich dann etwas gemütlicher unterwegs gewesen. Da es noch extrem rutschig war, habe ich nur in den Sektionen Gas gegeben, wo ich wusste, dass das sicher geht. An Stellen wie dem Steinfeld hingegen habe ich etwas Geschwindigkeit rausgenommen. Leider hat die Wettervorhersage mich jedoch enttäuscht und es hat erneut geregnet. Dann hat es aufgehört, dann wieder geregnet – und so weiter. Dazu kam sehr dichter Nebel, der mal da war, mal wieder nicht, es war insgesamt recht komisch.

# Trockene Final-Läufe waren 2024 echt die Ausnahme.
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Da ich jedoch bei den letzten beiden Rennen in ähnlichen Bedingungen auf dem Podium gelandet bin, war ich sehr zuversichtlich und bin positiv geblieben. Es blieb auch nicht viel Zeit und dann ging’s schon hoch zum Rennlauf. Leider sind wir auf dem Weg nach oben gute 20–25 Minuten im Lift stecken geblieben, was das Warm-up verkürzt hat. Ich war jedoch nicht der Einzige, weshalb das nicht als Ausrede zählen kann. In den Lauf selbst bin ich maximal motiviert gestartet und habe die erste Kurve direkt ordentlich attackiert. Der erste Teil hat mir die ganze Woche schon Spaß gemacht – früher war das nie so ganz meine Sektion – und ich bin dadurch gut in den Flow gekommen. Auch den ersten Wald habe ich gut erwischt, aber dann leider das Feuer etwas verloren und bin zu sicher gefahren. Trotzdem war ich zu dem Zeitpunkt noch ganz gut dabei.

# Es gibt schlechtere Spots für ein Warm-up. - Foto: Monica Gasbichler
# Wann nimmt der erste Mechaniker eigentlich eine Siebträger-Maschine mit an den Start? - Foto: Monica Gasbichler
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Vor dem Stevie Smith-Drop habe ich jedoch einen Fehler gemacht und mich entschieden, im Sprung mein Roll-Off zu ziehen, was nicht ganz geklappt hat. Ich konnte es nicht mal bis zur Hälfte rüberziehen und die Sicht war daraufhin richtig sche*ße. Ein Auge war gut, das andere nicht so – das hat dazu geführt, dass ich ziemlich den Fokus verloren habe. Dazu kam, dass ich ab der ersten Zwischenzeit einfach zu safe gefahren bin und nicht alles riskiert habe. Das war etwas schade, andererseits kann es auch nicht immer so gut funktionieren. Bei den letzten zwei Rennen ging es richtig gut auf, diesmal einfach nicht.

# Nach einem guten Start hat Andi weiter unten etwas das Feuer unter dem Hintern verloren. - Foto: Monica Gasbichler

Ich war trotzdem zuversichtlich, dass ich in den Top5 der Gesamtwertung bleiben würde. Ich bin als 5. ins Ziel gekommen, habe aber total vergessen, dass Troy Brosnan hinter mir in der Gesamtwertung war. Er hat mich dann überholt und ich habe ganz knapp hinter Finn Iles den fünften Platz verpasst – um 3 Punkte nur! Dass ich 6. geworden bin, war also etwas schade, die Saison war jedoch insgesamt sehr solide. Ich bin komplett verletzungsfrei geblieben – bis auf die Offseason, wo ich mir die Hand gebrochen habe. Während der Saison ist jedoch nicht einmal eine Kleinigkeit angefallen, was dafür spricht, dass ich vielleicht etwas zu sicher unterwegs war.

# Rennfahrer, Blogger, Schnurrbart-Model - wir freuen uns schon auf weitere Erfahrungsberichte im Jahr 2025. Vielen Dank, Andi!

Im Großen und Ganzen kann ich aber zufrieden sein und weiß, woran ich arbeiten muss. Ich war auch noch nie so motiviert, in der Offseason hart zu arbeiten und freue mich komischerweise schon richtig aufs Training. Mal sehen, ob es nächstes Jahr wieder etwas besser wird und vielleicht auch mal das oberste Treppchen dazugehört. Generell ist der Sport aktuell in einer guten Position: Die Kooperation mit Warner Brothers scheint mittlerweile echt gut zu funktionieren und ich freue mich extrem darauf, dass es nächstes Jahr 10 Rennen geben wird.

Vielen Dank für die Unterstützung, das Lesen meiner Blogs und die vielen netten Kommentare. Ich freue mich immer wieder darüber und werde das nächstes Jahr auch wieder machen, wenn ich darf (naaa gut, weil du’s bist :), Anm. d. Red.). Ich wünsche euch eine gute Offseason und viel Spaß!

Was sagst du zu den Erlebnissen von Andi?


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