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Enduro World Cup – Blog Christian Textor: Im belgischen Kreisel zur Stage – Rennbericht aus Finale Ligure

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Enduro World Cup – Blog Christian Textor: Im belgischen Kreisel zur Stage – Rennbericht aus Finale Ligure

Ein turbulenter Winter mit schwieriger Vorbereitung, Krankenhausaufenthalten, Nachwuchs und viel Training zu Hause im Matsch: Eine perfekte Saisonvorbereitung sah für Christian Textor anders aus. Warum beim Enduro World Cup Start in Finale Ligure dennoch vieles zusammenpasste, die italienischen Uphills für alle am absoluten Limit waren und wie Texi auf das nächste Rennen blickt, erfahrt ihr im ersten Saison-Blog aus Finale Ligure.

Video: Full RAW Enduro WORLD CUP Finale Ligure

Ein herausfordernder Winter

Ja, wo soll ich anfangen? Der Winter war tatsächlich ziemlich speziell für mich. Wir haben Nachwuchs bekommen, unser viertes Kind, was mega schön war. Leider war die Zeit vor und nach der Geburt nicht ganz so entspannt. Es gab viele Krankheiten bei uns, und damit verbunden auch Krankenhausaufenthalte. Ich war teilweise alleine zu Hause mit den drei anderen Kindern, was alles etwas zum Stillstand brachte. Meine Wintervorbereitung war dementsprechend schlecht.

Diashow: Enduro World Cup – Blog Christian Textor: Im belgischen Kreisel zum Men’s DH – Rennbericht aus Finale Ligure
Die Bodenbedingungen waren dank vorherigem Regen für Finale-Verhältnisse perfekt.
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… und die Brille sitzt auch.
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Kurz vor dem legendären Men's DH-Segment verlor Texi leider noch ein paar Sekunden.
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Mein Papa war sehr lange im Krankenhaus, was eine anstrengende Zeit für uns als Familie war und immer noch ist. Es war ein intensiver Winter und wirklich schwierig, ein gutes Mindset zu finden, um überhaupt zum Rennen zu fahren. Ich habe zu Hause trainiert, bin aber diesen Winter das erste Mal in meiner Karriere nicht zum Trainieren weggefahren oder geflogen, um irgendwo Biketime im Warmen und auf längeren Strecken zu haben. Ich musste mich bis auf vier Tage Finale Ligure komplett auf zu Hause beschränken, weil die Prioritäten klar waren: Ich wollte und musste bei der Familie sein.

Ab ins Warme: der Silberpfeil für die Saison steht schon eimmal bereit …
# Ab ins Warme: der Silberpfeil für die Saison steht schon eimmal bereit …
… und die Brille sitzt auch.
# … und die Brille sitzt auch.

Vorbereitung und Unterstützung

Ich bin super dankbar, dass alle Sponsoren, allen voran mein Team beim YT Mob, volles Verständnis für die Situation und die speziellen Umstände bei uns als Familie hatten. Sie haben mir den Rücken freigehalten und sogar gesagt, dass sie Verständnis haben, wenn ich nicht race, und trotzdem hinter mir stehen. Vor ein paar Wochen war ich noch sehr unsicher, ob ich race, weil ich beim Fahrradfahren gemerkt habe, dass ich im Kopf überhaupt nicht dabei bin. Teilweise bin ich auf meinen eigenen Hometrails voll ins Unterholz geschossen und habe gemerkt: krass, ich bin überhaupt nicht bei der Sache. Wo wir auch als Paar, Kathrina und ich zusammen überlegt haben, ob es überhaupt Sinn macht zu fahren und das Risiko einzugehen.

Das gesamte Team ist gespannt auf das erste Rennen.
# Das gesamte Team ist gespannt auf das erste Rennen.

Im Endeffekt bin ich natürlich da gewesen und bin auch super glücklich, dass wir es gemacht haben. Ich konnte eine Woche vorher nach Finale herunterfahren und habe das so getimt, dass der ganze Rennblock nicht länger als 20 Tage ist für uns als Familie, wo ich von zu Hause weg bin. In der Woche vorher konnte ich mit Jake und Casper in Italien gut Laps machen, was richtig cool war, weil ich so meine Pace innerhalb kurzer Zeit stark pushen konnte. Von den schnellen Jungs zu lernen, war richtig gut für mich.

Ein Team macht wirklich einen Unterschied, und es ist immer schön, mit den Jungs abzuhängen. Wir hatten eine gute Zeit, auch wenn es anstrengende Tage waren, weil ich sechs Tage nonstop mit den Jungs Laps gemacht habe. Die Jungs hatten zwischendurch Ruhetag gemacht, aber ich habe einfach durchgezogen, weil ich dachte: Die Bike-Time ist gerade so viel wertvoller für mich als die Erholung. Vor dem Rennen hatten wir dann noch ein paar Tage um entspannen und Ruhe zu haben.

Race Week in Finale

Dann ging es los, Race Week in Finale. Der Kurs war sicher etwas diskutabel, sehr tret- und sprintlastig, super lange und extensive Stages. Finale hat sicherlich mehr zu bieten, aber es war für jeden dasselbe, also kein Gejammer. Das Wetter kam dann auch pünktlich um die Ecke. Vorher war es sehr nass – dadurch guter Boden für Finale – und dann Traumwetter zum Rennen, fast schon zu heiß. Meckern kann man als Deutscher ja ganz gut, aber ich habe mich nicht darüber beschweren wollen ;-)

Die Bodenbedingungen waren dank vorherigem Regen für Finale-Verhältnisse perfekt.
# Die Bodenbedingungen waren dank vorherigem Regen für Finale-Verhältnisse perfekt.

Es waren tatsächlich die ersten heißen Tage für mich im Jahr, und dann direkt zum Rennen – aber wie gesagt, so ging es allen hier. Der Renntag war echt straff. Im Training dachte man, es sei durch das Shutteln recht entspannt, aber der Trainingstag war mit Shutteln und allem dann doch sehr lang, nachher hatten wir 50 Kilometer drin. Daher versprach das Rennen hart zu werden, und es kam darauf an, seine Energie gut zu managen. Das war dann auch meine Mission für den Renntag.

Leider war Jack nicht dabei, was megaschade war, da er sich an der Hand verletzt hatte. Wir hoffen, dass er jetzt in Polen wieder dabei sein kann. Casper und ich starteten als Einzige von uns ins Rennen, und ich übernahm quasi den Vlog für Jack, was eine schöne und lustige Erfahrung war. Wir haben dieses Jahr auch ein Video für unsere deutschen Fans am Start, wie ihr oben seht – also das nächste Level unserer Berichterstattung! Bei Fragen oder Anregungen lasst es uns wissen. Ich bin ein blutiger Anfänger auf dem Gebiet, also gerne melden, falls jemand Lust hat, Videos zu schneiden ;-)

Der Renntag

Ich bin ein Stück weit aufgeregt ins Rennen gestartet, ungewiss, wo ich mit meiner Pace stehe, da ich lange kein Rennen gefahren war. Im Training konnte ich den anderen Jungs natürlich folgen, aber Rennen ist dann noch mal was anderes. wenn man auf sich selbst gestellt ist und dann abliefern will, möchte, muss.

Ich war aber super motiviert und wusste, ich kann einfach nur mein Bestes geben und alles andere werden wir sehen – war so ein ziemlicher Gefühlsmix. Dann ging es los. Direkt im Rennen habe ich mich gezwungen zu essen und zu trinken und Gels reinzuhauen, um nicht hinten raus den Stecker gezogen zu bekommen. Und das hat sich dann am Ende auch ausgezahlt.

Auf der ersten Stage habe ich schon sau viele kleine Fehler gemacht, Linien verpasst, das Vorderrad links und rechts neben meiner gewollten Linie gehabt … und fragte mich dann unten, ob ich irgendwie verlernt habe Rennen zu fahren oder einfach so schnell war, dass ich am Limit unterwegs war. Ich habe extra keine Live-Updates geschaut, weil ich mir gesagt hatte: Ich will mich einfach auf mein Fahren konzentrieren.

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# 20240511 UCI EDR WC FinaleLigure SR30722

Zwischen Stage 1 und 2 auf dem Transfer wurde klar, ok krass, dass es ein tightes Rennen wird, fast wie ein Marathon. Wir haben uns im belgischen Kreisel nach oben gepusht, immer die Führungsarbeit getauscht und waren erst kurz vor dem Start an der nächsten Stage, die dann direkt lang und physisch war. Es gab absolut keine Erholungen im Rennen. Auf Stage 2 habe ich mich besser gefühlt und gemerkt, dass ich gut fahre. Zu Stage 3 ging es auch wieder mit komplett kranker Pace hoch. Bergab betrug die Rennzeit auf der Stage sicher eine Viertelstunde, super tretintensiv. Eine wirklich harte, lange Stage. Und man merkte auch: Hier trennt sich so langsam die Spreu vom Weizen.

Viele Fahrer machten Fehler, wurden unkonzentriert oder hatten technische Defekte. Nach Stage 3 kam die Techzone, und Gunnar, unser Teammanager, sagte mir: „Ey, du belohnst dich gerade für all das, was du in diesem Winter reingesteckt und was du in Kauf genommen hast, dass du hier bist.“ Das war für mich richtig emotional. Und ich merkte auch: ok, krass, funktioniert wohl doch noch. Und dann ging es auch schon direkt weiter.

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Die nächste Stage wurde allerdings kurzfristig aufgrund eines heftigen Sturzes einer U21-Fahrerin gecancelt. Im Anschluss gab es einen interessanten Moment im Rennen: Alle Top-Leute fuhren den nächsten Transfer wie in einem Group Ride zusammen, alle quatschten miteinander – das war wirklich eine schöne Atmosphäre. Allerdings ging auch so das Gefühl etwas abhanden, dass man jetzt noch weiter racen würde.

Die vierte und letzte Stage war die legendäre Männer-Downhill-Strecke. Hier hieß es noch mal fokussieren und ich habe einen richtig guten oberen Teil hingelegt, bin dann aber in einer schotterigen Kurve, kurz bevor es in das legendäre Stück geht, dumm weggerutscht und habe ein paar Sekunden verloren. Mit schiefem Lenker und verstellten Bremshebeln bin ich den Rest der Stage gefahren und habe es, trotzdem es sicher keine graziöse Vorstellung war, noch runtergebracht – ich wurde sogar noch 29ster auf der Stage.

Insgesamt wurde ich 19. am Schluss – bis zum Sturz war ich 13. im Overall, was meine Bestmarke bis jetzt ist. Nach dem Rennen war ich wirklich überwältigt, dass ich das so abrufen konnte. Total krass, überglücklich und erschöpft bin ich. Es war ein mega emotionales Rennen für mich, besonders nach so viel Ungewissheit im Winter, in dem ich wirklich über ein Aufgeben oder ein Karriere-Ende nachgedacht habe.

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# 20240510 UCI EDR WC FinaleLigure H8A0222
Kurz vor dem legendären Men's DH-Segment verlor Texi leider noch ein paar Sekunden.
# Kurz vor dem legendären Men's DH-Segment verlor Texi leider noch ein paar Sekunden.

Diese Überlegungen kamen, weil die Umstände einfach so waren, dass es für mich keinen Sinn mehr gemacht hat. Wenn man nachts um zwei vor dem Kinderbett liegt und irgendwie ein schreiendes Kind beruhigt. Und du denkst dir, eigentlich müsste ich trainieren und dies und das und jenes machen. Nach vielen Wochen, in denen es so war, hat das Ganze für mich keinen Sinn mehr gemacht. Aber danach dann so ein Rennen zu fahren, bei dem ich als gläubiger Mensch denke, dass Gott mir geholfen und es mir geschenkt hat, war einfach mega emotional. Auch jetzt noch, wenn ich darüber rede, kommen mir die Tränen.

20240511 UCI EDR WC FinaleLigure SR31206
# 20240511 UCI EDR WC FinaleLigure SR31206

Demnach: Es war ein super, super krasser Saisonauftakt, und ich bin mega glücklich. Jetzt geht es Schlag auf Schlag schon hier in Polen weiter. Ich hoffe natürlich, dass ich das Momentum mitnehmen kann und dass es auch hier passt. Dann freue ich mich mega darauf, wieder zu Hause bei der Familie zu sein und noch mal Kraft zu tanken vor der DM und dem nächsten Rennblock.

Euer Texi

Vom Stand in Finale ging es vor wenigen Tagen direkt weiter Richtung Nordosten
# Vom Stand in Finale ging es vor wenigen Tagen direkt weiter Richtung Nordosten - momentan bereitet sich Texi schon auf das Rennen im polnischen Bielsko-Biała vor.

Was sagt ihr zu Texis Performance zum Saisonstart?


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Fotos: Rick Schubert / YT Mob
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