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Die Kämpfe des Lebens für Diana Loichinger

Die Boxerin aus der Oberpfalz steckte einen Schicksalsschlag weg und siegt mit mentaler Stärke.

Bericht und Fotos von Hartmut Heß (Main-Post)

Diana Loichinger aus Wenzenbach bei Regensburg legte bei den Bayerischen Meisterschaften der Elite-Boxer im Würzburger Friedrich-König-Gymnasium einen bemerkenswerten Auftritt hin. Dass sie sich am Sonntag ihren x-ten Meistertitel in Bayern holte war nur Nebensache, viel wichtiger war, dass sie am Sonntag überhaupt den Boxring bestiegen hatte. Dort bestritt sie binnen zwei Wochen erneut einen Kampf des Lebens und avancierte nicht nur zur Meisterin, sondern auch zur Königin der Herzen.

Mehrere Zuschauerinnen und Zuschauer weinten kurz nach 12 Uhr mit Diana Loichinger als sie nach dem Schlussgong auf die Knie ging, ihre Gefühle nicht mehr zurückhalten konnte, von Endorphinen – die ein natürliches Schmerzmittel des Körpers oder eine Art Betäubung sind – überschwemmt wurde und hemmungslos weinte. Danach brachen in der Halle emotional alle Dämme. Selbst gestandene Rocker waren ergriffen und schauten zu dieser Frau auf, auch wenn das eigentlich nicht ging, weil sie einen halben Meter größer waren als die zierliche und 1,62 Meter kleine Boxerin. Alle in der Halle erhoben sich wie auf Befehl um Diana Loichinger ihren Respekt zu zollen. Auch die Funktionäre des Bayerischen Amateurboxverbandes wussten der Situation gerecht zu werden und Landessportwart Franz-Josef Santl bat zu einer Gedenkminute für den verstorbenen Box-Trainer und Oberpfälzer Bezirksjugendwart Armin Kerscher.

Die Vorgeschichte verdeutlicht, wie hart das Leben sein kann und welch mentale Klasse diese Frau im und außerhalb des Boxrings besitzt. Denn am 5. Oktober war im Training der 65-jährige Armin Kerscher vom BC Köfering ihr Sparringspartner, der plötzlich zusammenbrach und in ihren Händen an einem Aneurysma starb. „Ich habe ihn noch reanimiert, aber ich konnte ihn nicht mehr retten“, schilderte Diana Loichinger das schlimme Erlebnis, das für sie härter war als alle ihre gefangenen Treffer und Niederlagen ihrer Karriere im Boxring zusammen. „Er hat mich zum Boxen gebracht, war zwölf Jahre mein Trainer, Freund und eine Art Vater“, beschrieb die Oberpfälzerin ihre intensive Beziehung zu Armin Kerscher. „Ich musste heute den ersten Kampf meiner Laufbahn ohne ihn bestreiten und ich wusste, dass es nicht einfach wird“, sagte die 32-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion. „Der Verein ist eine Familie für mich, alle haben mich mit Zuspruch aufgebaut und ich habe heute für Armin geboxt, der gefühlt bei mir dabei war“, so erzählte die Fliegengewichts-Boxerin die vergangenen beiden Wochen. Den Schicksalsschlag persönlich zu verarbeiten war in gewisser Weise ein zweiter Kampf des Lebens für sie nach dem verlorenen Überlebenskampf ihres Mentors. Seit dem 5. Oktober musste sie durch ein Tal der Tränen und sie meisterte die schwierige Aufgabe mit Bravour. „Ich glaube, dass ich zur Deutschen Meisterschaft fahre, das würde dem Armin droben im Hímmel gefallen“, erklärte die Altenpflegerin auf Nachfrage. Freilich müsste sie rein sportlich nicht mehr zur Deutschen, hat die überaus erfolgreiche Amateurboxerin, die von 2017 bis Corona dem Nationalkader angehörte, doch schon zwei nationale Titel und neun Silbermedaillen errungen.

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Diana Loichinger vom BC Köfering weinte minutenlang und avancierte zur Königin der Herzen bei den Bayerischen Meisterschaften der Elite-Boxer.

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Die Trainer Peter Probst (links) und Thomas Wiesbeck vom BC Köfering unterstützten Diana Loichinger und nahmen sie nach dem Schlussgong in ihre Arme.


Die beiden Lokalmatadoren Richard Hartmann und Wycisk Jefferson konnten den Heimvorteil nur bedingt nutzen. Wycisk Jefferson von den Würzburger Kickers gestaltete seine Premiere auf einer Bayerischen Meisterschaft im Viertelfinale gegen Markus Schermer vom BC Landau siegreich. Er hatte wegen Corona in den vergangenen Monaten ohne Training zugenommen und musste in den vergangenen drei Wochen zehn Kilogramm abnehmen, offenbarte deswegen aber keine Defizite. Am Sonntag stand er im Halbfinale des Mittelgewichts der Männer gegen Daniel Filipovic vom MTV Müchen. Der 21-jährige Würzburger stand dort auf verlorenem Posten, wurde schon in der ersten Runde zweimal angezählt und nach halber Kampfzeit warf sein Trainer Ramush Tahiraj das Handtuch zur Aufgabe. Richard Hartmann vom Boxteam Tommy sah sich im einzigen Superschwergewichtskampf dem Ingolstädter Haris Habibovic gegenüber. „Richard hat eine starke Leistung geboten“, urteilte sein Coach Tommy Schult, obwohl sein Schützling mit einer blutigen Nase gezeichnet war. Der einstige Kickboxer boxte ordentlich, aber in punkto Schnelligkeit und Treffsicherheit war der Ingolstädter überlegen, Hartmann durfte sich mit dem Titel des Bayerischen Vizemeisters trösten. Erfreulich waren aus unterfränkischer Sicht die zwei Bayern-Titel für Kai Friedensohn (bis 86 Kilogramm) und Mohammad Shadab (bis 76 Kilogramm) vom TSV Bad Kissingen.

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