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Krimi und Achterbahnfahrt

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Nach einem 89:88-Erfolg über die Dresden Titans starten die JobStairs GIESSEN 46ers fast sensationell von Platz zwei aus in die Playoffs

Am Ende eines außergewöhnlichen, ja geschichtsträchtigen Abends brachen sich die Emotionen Bahn. Als Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic, Stefan Fundic und Roland Nyama den VIP-Raum der altehrwürdigen Osthalle betraten, ließen viele der Gäste ihr asiatisches Putengeschnetzeltes schlicht links liegen, erhoben sich von ihren Stühlen und spendeten Applaus. Unten im Foyer harrten rund 1000 Fans bei Bierausschank zum halben Preis aus, um Autogramme ihrer Lieblinge zu erhaschen. Und vor der Spielstätte hatten sich zahlreiche Anhänger eingefunden, um jene Gesänge, die die Mannschaft während der beiden dramatischen Stunden vorher so getragen hatten, fortzusetzen.

„Was da unten los ist, das hätte ich nie für möglich gehalten“, musste sich Ignjatovic erst einmal zu seiner Frau Gordana setzen, um mit ihr und einigen Freunden aus seiner serbischen Heimat die Geschehnisse aufzuarbeiten. Geschehnisse, die dem Abschluss einer Saison der Superlative würdig waren.

Mit 89:88 (52:50) hatten die JobStairs GIESSEN 46ers am Samstagabend die Dresden Titans förmlich niedergerungen und sich mit dem 15. Sieg im 17. Rückrundenspiel doch noch fast sensationell den zweiten Platz nach der Hauptrunde in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA gesichert. Weil die Hausherren das Fehlen des mit Knieproblemen pausierenden Stefan Fundic mit unbändiger Leidenschaft und faszinierendem Einsatzwillen wett gemacht hatten. Vor allem aber, weil parallel Hessen-Rivale FRAPORT SKYLINERS in der Overtime gegen die damit geretteten Artland Dragons gepatzt und den 46ers den Weg zur Vizemeisterschaft und zum am Freitag (19.30 Uhr) startenden Playoff-Viertelfinale gegen die PS Karlsruhe LIONS freigemacht hatten.

„Unbeschreiblich, wir haben gewonnen“, musste Kapitän Robin Benzing nach einem Abend wie auf einer Achterbahn erst einmal tief durchatmen. „Es war halt ein Kampfspiel gegen Dresdner Jungs, die überhaupt nichts mehr zu verlieren hatten und deshalb befreit aufspielen konnten.“

In der Tat ließen sich die Elbestädter, die im Rennen um die K.o.-Runde längst ausgeschieden waren, einen Tag vor Beginn ihres Sommerurlaubs nie abschütteln, präsentierten sich kantig und unbequem und hatten in dem scheidenden Tanner Graham, der schon zur Pause 21 Zähler (am Ende waren es 27) markiert hatte, jenen Mann in ihren Reihen, „den wir nie so richtig in den Griff bekommen haben“, so Branislav Ignjatovic.

Zwar versenkten für Gießen Duane Wilson, Roland Nyama und Robin Benzing gleich in den ersten sechs Minuten drei Dreier, doch entscheidend davonziehen konnten der fünffache Deutsche Meister nie. Nach einem 8:0-Lauf zu Beginn des zweiten Abschnitts lag Dresden sogar 31:30 (12.) in Front, doch als sich Jonathan Maier am die Sachsen ebenfalls verlassenden Georg Voigtmann vorbei zum 36:32 (13.) gewühlt hatte und dafür von der Stehtribüne mit „Basketball-Gott“-Gesängen gehuldigt wurde, hatten die Gastgeber die Kräfteverhältnisse wieder gerade gerückt.

Ein Top-Solon von Luis Figge (18.) bedeutete die 48:41-Führung für Gießen, die jedoch beim 57:60 (23.) schon wieder Geschichte war. Nach dem krachenden Dunk von Roland Nyama zum 61:60 (25.) lag das Momentum wieder auf 46ers-Seite, beim 74:79 (32.) sahen die oft mit den Enscheidungen der Refs hadernden und hoch foulbelasteten Lahnstädter schon wie der Verlierer aus. Zumal Robin Benzing nach seinem fünften Foul zweieinhalb Minuten vor Schluss abdanken musste. Doch als Daniel Kirchner auf Dresdener Seite die Nerven flatterten und er zwei Freiwürfe ungenutzt ließ, stand die Osthalle Kopf. Simon Krajcovic blieb es schließlich vorbehalten, mit vier Punkten in Serie zum siegbringenden 89:88 den Deckel auf eine Partie zu machen, die vielen lange in Erinnerung bleiben wird.

Weil sich die Mannschaft wie Bayer Leverkusen in der Fußball-Bundesliga in einem Flow befindet und nicht den Eindruck erweckt, von irgendjemandem gestoppt werden zu können. Weil 3231 Zuschauer den zweitbesten Besuch in dieser Runde darstellten und für weitere stimmungsvolle Abende in den Playoffs sprachen. Weil der Zusammenhalt groß ist und die Teamchemie stimmt, so dass auch das Fehlen von Publikumsliebling Stefan Fundic weggesteckt werden konnte. Weil in der Crunchtime der Saison Männer wie TreVion Crews, Luis Figge und Roland Nyama immer besser in Schwung kommen. Crews, der Bochumer „Mister 100 Prozent“, fischte als kleinster Spieler auf dem Feld die meisten Rebounds. Figge schrammte mit 16 Zählern nur knapp an seiner Saisonbestleistung von der Pleite in Kirchheim (17 Punkte) vorbei. Und Nyama war in den entscheidenden Momenten zur Stelle, als es galt, einen Abwärtstrend zu stoppen und die Halle zurückzuholen.

Am Ende waren nur zehn Ballverluste, acht Steals und eine 87-prozentige Trefferquote von der Freiwurflinie, an der die Titanen zwölf (!) Punkte liegenließen, für Gießen aller Ehren wert.

„Dresden hatte heute Narrenfreiheit“, wusste Roland Nyama, dass die Gäste nichts zu verlieren hatten und dementsprechend der neuen hessischen Nummer eins das Leben schwer machten. „Je länger die Partie aber dauerte, desto mehr haben wir defensiv Zugriff bekommen“, kannte auch „Frenki“ Ignjatovic den Schlüssel zum Erfolg, schließlich hatten die Männer aus der Stadt von Zwinger, Frauenkirche und Semperoper im Schlussabschnitt nur noch 16 Zähler zustande gebracht.

„Zuzuschauen ist echt hart und viel nervenaufreibender, als selbst auf dem Feld zu stehen“, war Stefan Fundic auch hinter der Bande nass geschwitzt. Am Freitag gegen Karlsruhe wird der Serbe seinen Emotionen wieder auf dem Parkett freien Lauf lassen können.

 

Gießen: Wilson (21), Crews (8), Heyne (n.e.), Herget (n.e.), Benzing (12), Maier (10), Figge (16), Kahl (4), Kovacevic, Nyama (10), Krajcovic (8).

 

Dresden: Sapwell (5), Murphy (6), Kirchner (11), Teichmann (8), Schmikale (14), Wendler (5), Graham (27), Voigtmann (3), Benson (4), Heck (3), Kupke (2).

 

5 gute 46ers-Zutaten

Zuschauer: 3231

Zuversicht: 21 Punkte von Duane Wilson

Zugriff: 6 Rebounds von TreVion Crews

Zuarbeit: 6 Assists von Robin Benzing und Simon Krajcovic

Zukunft: Freitag, 3. Mai, 19.30 Uhr: JobStairs GIESSEN 46ers – PS Karlsruhe LIONS

 

28.04.24

Der Beitrag Krimi und Achterbahnfahrt erschien zuerst auf JobStairs GIESSEN 46ers.

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