Deutsche Meisterschaft WA 720 in Wiesbaden
Am 07. September um 7 Uhr wabert in der Nähe von Frankfurt dicker Nebel über die Landschaft. Dies wäre die ideale Kulisse für einen Horrorfilm, doch Dirk und ich machen uns auf den Weg Richtung Wiesbaden, um an meiner ersten WA720 DM teilzunehmen, die hoffentlich nicht so gruselig wird wie meine "Bayrische".
Es fiel mir echt schwer, wieder Vertrauen in mich und meine Schüsse zu finden, doch eine kleine Auszeit und gute Trainingseinheiten mit teilweise super Ergebnissen ließen mich hoffen. Kurz vor 8 Uhr Ankunft an der Sportanlage Kleinfeldchen in Wiesbaden. Jetzt war nichts mehr zu sehen von den Nebelbänken, sondern fast karibisches Flair mit den kleinen Schwärmen der dort wild lebenden grünen Papageien und strahlendem Sonnenschein. Während mein toller Mann – heute tätig als Hiwi und Trainer – das Auto parkte hieß es für mich erstmal orientieren und die Starkarte holen. Ein paar bekannte Gesichter hier und da, natürlich nicht zu vergessen drei der Olympia-Teilnehmer und einige Bundeskader Schützen. Michelle Kroppen, super sympathisch und ganz nahbar, hat sich sichtlich über meine Glückwünsche gefreut. Die Zeit bis zu den Probepfeilen verging wie im Flug. Die Scheibe durfte ich mir wieder mal mit Elisa Tartler teilen die, als wir feststellten das wir die gleiche Federn- und identische Nockenfarbe hatten, eben mal fix ihre Nocken umgebaut hat. Vielen Dank nochmal dafür! Und ja, man wünscht auch noch den Profis „Alle ins Gold“!
Das Einschießen verlief super und ich war nicht wirklich nervös, da ich ja wusste, dass es danach eh nicht weiter geht. Also Druck raus und Spaß an. Schön fleißig bei der Technik bleiben, nicht zu viel Drehung in der Schulter, nicht zu wenig Anspannung im Arm. Ist doch voll easy! Warum kann das nicht immer so gehen?! Der Kopf, der Kopf...
Der Kopf war wirklich gut bei der Sache und der ein oder andere Schlumpf (die im Training nicht geschossen wurden) und sogar eine 1 (wieso auch immer) haben mich nicht so sehr aus dem Konzept gebracht. In der ersten Passe konnte ich mit einer 53 sogar an Elisa vorbeiziehen *grins*. Während des Wettkampfs merkt man dann aber doch das hohe Niveau und nach drei geschossenen 9ern fängt das Herz an zu klopfen und der nächste Pfeil wird ein Blauer. Aber hey, es ist mein Debut und es bleibt auch nur ein Turnier. Im zweiten Abschnitt kam Robert samt Sohn zum Anfeuern dazu, also nochmal konzentriert weiterarbeiten. Inzwischen waren die Temperaturen ordentlich gestiegen, die Sonne schmorte uns von oben, der Kunstrasenplatz von unten. Den Papageien war es offensichtlich auch zu warm, denn es ließen sich keine mehr blicken. Schade. Schwupp war der zweite Durchgang vorbei und ich konnte mit einer tollen 52 die letzte Passe verbuchen. So, jetzt abbauen, zurück zu den Schwiegereltern und rein in den Pool – juhu! Doch als ich in das Gesicht von Dirk schaute schwante mir „Böses“. Er meinte mit einem sehr verschmitzt stolzem grinsen: „Also ich würde mal noch nicht abbauen, Du warst ganz knapp auf Rang 18 und eventuell darfst Du ins Finalschießen.“
Uiuiuiuiuiuiui – und tatsächlich wurde ich 16. und musste damit gegen die Erstplatzierte Charline Schwarz (Olympiateilnehmerin) im Achtelfinale ran. Ok jetzt bloß nicht panisch werden und einfach bei dem bleiben, was man gerade gemacht hat. Aber cool wäre es schon wenn man so jemanden schlagen könnte, ganz nach dem Motto: Jeder hat mal einen schlechten Tag. Zack ging es auch schon los. Den ersten Satz mit nur einem Ring Unterschied verloren. Leider ging der zweite auch an Charline. Beim Zurückgehen immer mal ein bisschen ratschen nimmt zumindest mir die Nervosität und stellt klar, dass Profis auch nur normale Leute sind. O-Ton Charline: „Der Druck zu gewinnen ist hier schon sehr groß. Das wird von Olympia-Teilnehmern einfach erwartet.“ Da habe ich es ja dann doch wieder gut, von mir erwarte nur ich mir was. Der Kopf, der Kopf...
Also zusammenreißen! Patz, eine 29 von 30 möglichen. Ha, 4:2. Geht doch! Leider lässt die Schludrigkeit grüßen und Charline schießt sich souverän in die nächste Runde. Ich bin mit meinen 573 Ringen super zufrieden und habe noch einen Satzpunkt gegen eine Olympionikin geholt. Davon kann man doch gerne mehr haben - *grins*.
Danke an dieser Stelle nochmals nach Freising, die mir die Teilnahme an der DM durch meine Teilnahme an den DM-Mannschaftsmeisterschaften in Oberstdorf ermöglicht haben und Gratulation an die vielen Hammer-Leistungen des TSV Jahn. Danke auch an alle, die den Liveticker von zu Hause aus mitverfolgt haben. 68 WhatsApp Nachrichten zum Nachlesen und Lachen. Ein großes Dankeschön auch wieder an alle Beteiligten vor, hinter und neben den Scheiben. Ohne die vielen fleißigen Helfer würde, egal welches Turnier, nichts so reibungslos funktionieren! Ich gebe jetzt ab an Robert am Sonntag.
Die Anreise nach Wiesbaden erfolgte bereits am Samstag bei herrlichstem Wetter. Zunächst haben wir (mein Sohn und ich) in der Sportanlage Kleinfeldchen Dirk und Vroni getroffen. Dort konnten wir Vroni live bei ihrem Wettkampf verfolgen. Danach habe ich mir die Startkarte für den Sonntag besorgt und dann ging es auch schon zum Hotel. Am Morgen gab es auch schon die Überraschung nach dem Verlassen des Hotels – Regen!! Entgegen der Wettervorhersage. Somit musste ich wieder die vorherige, aus dem Gepäck entfernte Regenbekleidung umpacken. Am Wettkampfort angekommen, ginge es nun auf die Suche nach einer Unterstellmöglichkeit in den Pavillons nahe meiner Scheibe. Aufgrund der Wetterlage ging es hier leider sehr gedrängt zu. Nach dem Bogenaufbau und Materialkontrolle erfolgte dann das Warten auf den Wettkampfbeginn. Aus Gründen der Nervosität hätte ich beinahe das Aufwärmen verpasst. Nun startete der Beginn der Trainingspfeile und Dank Dirk´s Spektiv (Danke dafür) konnte ich die Visiereinstellung schnell finden und auch relativ gut treffen.
Nun gings endlich mit den Wertungspfeilen los. Leider nicht mehr so rosig: Passen mit 45, 45, 44, 46, 44, 48 folgten. Was im 1. Durchgang zu 272 Ringen führte. Nach der Pause gings leider ähnlich weiter: 49, 46, 47, 40, 50, 43. Die 40er Passe war leider aufgrund von Unkonzentriertheit entstanden. Positiv zu sehen, dass ich hier im Anschluss mit einer 50 dagegen halten konnte. Im 2. Durchgang entstand somit eine 275, wodurch ein Gesamtergebnis von 547 zu Stande kam. Zu erwähnen ist noch, dass sich die Wetterlage nicht verbessert hat und bis auf wenigen Passen, der Regen in den verschiedensten Varianten vorkam.
Fazit: Trotz enormer Anspannung hat es Spaß gemacht! Eine Erfahrung und Atmosphäre meiner 1. Deutschen Meisterschaft, welche ich nicht missen möchte. Wenn es auch von der Gesamtringzahl her nicht so geklappt hat und weit von der Limitzahl (591) zur Qualifikation entfernt war, spiegelte das erzielte Ergebnis die Leistung der letzten Trainingswertungen wieder. Die Endplatzierung ergab den 63. Platz. Ein Ergebnis, dass ein Benchmark für meine hoffentlich erneute Teilnahme an einer DM ist.
Ein große Dankeschön auch von mir an alle, die mir die Daumen gedrückt und mich unterstützt haben.
(VK / RH – 10.09.2024 – Ergebnisse)