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Gerolzahn: Wie Chris Meidel seine Leidenschaft zum Bogenschießen entdeckte

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		Gerolzahn:  Wie Chris Meidel seine Leidenschaft zum Bogenschießen entdeckte

Von Noemi Girgla

Gerolzahn. Wenn er nicht in der Küche des elterlichen Landgasthofs steht, ist Chris Meidel meistens in der Kummersklinge unterwegs. Den Wald kennt der 35-jährige Gerolzahner wie seine Westentasche. Doch Meidel geht in dem Wald nicht einfach nur spazieren. Meistens hat er Pfeil und Bogen dabei, trainiert entweder selbst auf dem Parcours, den er und sein Vater vor wenigen Jahren ins Leben gerufen haben, oder gibt Einweisungen ins Bogenschießen. "Man muss schon ein bisschen bekloppt sein, um so was zu machen – aber das bin ich halt", sagt Meidel über sich selbst. Bogenschießen ist "sein Ding", und das lebt er auch.

Chris Meidel war etwa 16 Jahre alt, als seine Passion für den Sport mit Pfeil und Bogen erwachte. "Ich war verrückt nach Fantasy und Mittelalter. Und natürlich nach dem ,Herrn der Ringe’. Mit 20 habe ich mir dann meinen ersten Bogen selbst geschnitzt und auf Heuballen geschossen", rekapituliert er. Irgendwann hörte einer seiner Freunde von dem 3D-Bogenparcours in Collenberg, und für Meidel stand fest: Da müssen wir hin.

Danach war er endgültig angefixt und kaufte sich seinen ersten professionellen Bogen. "Natürlich habe ich es gleich mal übertrieben und einen mit viel zu viel Zuggewicht geholt. Der erste Schuss tat richtig weh", erinnert sich der 35-Jährige. "Deshalb will ich es Einsteigern gleich von Anfang an richtig beibringen, um ihnen diesen Schmerz zu ersparen."

Aus Erfahrung lernt man. Das trifft auch auf Chris Meidel zu. "Ich wollte damals besser, cooler und stärker als mein Kumpel sein und habe mir einen Bogen geholt, der für mich eigentlich völlig ungeeignet war. Damit habe ich mir auch die Schulter ramponiert", erzählt er. Die Schulter macht ihm bis heute hin und wieder zu schaffen. Seiner Leidenschaft für den Sport hat das keinen Abbruch getan. Im Gegenteil: Gemeinsam mit seinem Vater initiierte er 2015 die Gründung des Bogensportvereins Kummersklinge Gerolzahn und drei Jahre später den Bogenparcours Kummersklinge.

Seit diesem Jahr hat Meidel in Gerolzahn sogar das "Indoor-Bogenschießen" etabliert. Im ehemaligen Carport des Landgasthofs Linde, den seine Eltern betreiben und in dessen Küche der gelernte Koch steht, wenn er nicht mit Pfeil und Bogen durch den Wald streift, hat er eine virtuelle Schießanlage eingerichtet. "Das ist auch was für ,nerdige’ Kinder, die nicht so gerne rausgehen und sich bewegen. Gerade bei schlechtem Wetter. Außerdem ist es der erste Schritt zur sportlichen Betätigung für Leute, die noch nie an diesen Sport gedacht haben", erklärt er. Besonders unter die Haut gegangen ist Meidel, als kürzlich eine etwa Siebenjährige nach den ersten Bogenversuchen im Carport zu ihm meinte: "Danke, dass ich da sein durfte." Da merke man, dass man das Richtige tue, ist Meidel überzeugt.

"Man merkt auch, dass die Kinder jetzt durch die Einschränkungen in der Pandemie haptische Defizite entwickelt haben", glaubt Meidel. Wenn er sich den Alltag mancher Kinder anschaue, vermisse er manchmal seine eigene Kindheit. "Die Erwachsenen sind heute so streng mit sich selbst geworden. Daher möchte ich mit meinen Angeboten auch für sie ,ein Stück zurück zur Kindheit’ vermitteln", hält der Mittdreißiger fest.

Bogenschießen ist für ihn "Entspannen durch Anspannung". Man müsse flexibel bleiben, bei den Bewegungen wie im Kopf, steht für ihn fest. "Viele stellen gleich hohe Ansprüche an sich selbst. Das ist aber nicht Sinn und Zweck der Sache. Es soll entspannen. Wenn man jedoch in eine Art ,Kopfpanik’ verfällt, sich selbst von Anfang an zu hohe Ziele setzt, macht man sich nur Stress."

Entspannung findet Meidel nicht nur im Wald, sondern auch in seinem "eigenen kleinen Zoo". Zwerghase, Schildkröte und Nymphensittich zählen noch zu den Tieren, die auch andere haben. Meidels große Leidenschaft gilt aber der Terraristik. "Los ging es mit einer kleinen Kornnatter, von der meine Mutter erst mal behauptete, das sei keine Schlange, sonder ein Regenwurm ...", blickt er zurück. Heute hält er größere Schlangen und – wie könnte es anders sein – Pfeilgiftfrösche. Diese züchtet er auch.

Wer sich jetzt aber Sorgen macht, dass der Bogenschütze mit Pfeilgiftfröschen hantiert, kann aufatmen. "Das sind alles Nachzuchten. Die Frösche könnte man ablecken, und es würde nichts passieren. Die sind nicht mehr giftig, sondern nur noch schön anzuschauen", relativiert der Gastronomensohn.

Die Kochschürze will er übrigens an den Haken hängen, wenn seine Eltern in Rente gehen. Weiterlaufen sollen nur die Ferienwohnungen, die zur Linde gehören, und die Konzession des Betriebs, der dann als "Mosthecke" fungieren soll. "Der Laden soll dann noch so viel abwerfen, dass die Grundkosten gedeckt werden, meine Eltern sich keine Sorgen machen müssen und ganz normal in Rente gehen können", erläutert der Familienmensch.

Das Bogenschießen als Regeljob kann er sich aber auch nicht vorstellen. "Das ist nicht mein Business, sondern meine Leidenschaft. Daher bleibt es wie jetzt auch ein Kleingewerbe. Klar müssen da auch Kosten gedeckt werden, aber viel wichtiger ist mir, dass alle zufrieden sind: meine Eltern, ich und natürlich die Kunden. Da möchte ich auch nicht auf jeden Euro schauen müssen."

Ein bisschen "bekloppt" muss man für das Ganze wohl wirklich sein – aber das ist Meidel nach eigener Aussage ja auch. Und genau das zeichnet ihn aus und macht ihn von Grund auf sympathisch.

Info: www.meidels-bogen-stadl.de

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