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Norbert und Anita Hörr verlassen Foeldeak

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Norbert und Anita Hörr verlassen Foeldeak

Geschäftsführung wird in neue Hände gelegt


Norbert Hörr, das Gesicht des Mattenherstellers Foeldeak legt zum Jahresende die Zügel der Geschäftsführung in neue Hände. Norbert Hörr und seine Frau Anita gehen in den wohlverdienten Ruhestand.

In den letzten 20 Jahren steuerte Norbert Hörr die Traditionsfirma durch stürmische Zeiten, Foeldeak wuchs zu einem der führenden Mattenhersteller im Weltmaßstab, die Firma aus Geretsried gehört zu den vier lizenzierten Herstellern von Ringermatten für den Weltverband United World Wrestling, schaffte sich jedoch auch weitere Standbeine mit Ausstattung/Prallschutz in Sporthallen, Kindergärten, aber mit dem Tochterunternehmen Vennekel auch in der Leichtathletik.

Ringsport-Magazin-Redakteur Jörg Richter sprach mit Norbert Hörr über die Entwicklung von Foeldeak in den vergangenen 20 Jahren.

Wie bist du eigentlich zum Ringen gekommen ?
Norbert Hörr: „Wie die Jungfrau zum Kind, ich hatte von Ringen gar keine Ahnung. Ich war nach meinem Studium Wirtschaftsingenieur, war viele Jahre im Vertrieb und Marketing unterwegs, bin für mittelständische Unternehmen durch ganz Europa gereist. Ich war damals 40, als meine Frau und ich die Idee hatten, ein eigenes Geschäft zu führen“.

Und da kam die Ausschreibung von Foeldeak ?
Norbert Hörr: „Ja, wir wollten etwas im Sport machen, ich bin begeisterter Sportler, bin viel gelaufen, habe viel Sport getrieben. Seitens der bayerischen Industrie und Handelskasse (IHK) wurden wir auch auf Unternehmen aufmerksam gemacht, die für ihre Unternehmensleitung Nachfolger suchten. Wir haben damals ein Inserat entdeckt, mit einer Trainingspuppe darauf und einem Text: Hersteller von Ringermatten sucht einen Nachfolger. Das sagte mir natürlich erst einmal nichts, denn wir waren noch nie beim Ringen. Doch dann ging alles sehr schnell, wir haben uns im Dezember 2002 beworben und im Mai 2003 die Firma Foeldeak von meinem Vorgänger Ernst Sittel erworben. Ab Juni 2003 waren wir Inhaber der Firma“.

Wie war es denn damals, wenn ihr noch nie etwas mit Ringen zu tun hattet ?
Norbert Hörr: „Damals hatte uns Ernst Sittel in die Ringerfamilie eingeführt, ich weiß noch, die erste Berührung mit den Ringern – es war in Nürnberg bei einer Deutschen Juniorenmeisterschaft, da hat mich der Präsident des Deutschen Ringer- Bundes, Helmut Pauli väterlich zur Seite, oder vielmehr an das Präsidiumspodium genommen. Dort saß ein Mann, den ich nicht kannte, aber der mir den ganzen Tag erklärt hat, worum es beim Ringen geht. Der Mann war Martin Knosp und ich wusste damals noch gar nicht, was für eine Ringer-Legende mich in den Ringkampfsport eingeführt hat. Das hat mich sofort inspiriert, dieser Sport, diese Leute haben uns von der ersten Sekunde an begeistert und inspiriert und seither sind wir mit dem Ringsport verbunden“.

Ringermatten herzustellen ist ja inzwischen eine Wissenschaft, es gab eine Entwicklung von Roßhaarmatten, hin zu international lizenzierten Untergrund, bei dem es ja auch um die Gesundheit der Athleten geht. Diese Entwicklung habt Ihr bei Foeldeak mitgetragen ?

Norbert Hörr: „Jean Foeldeak war der Erste, der sich überhaupt Gedanken um eine Matte gemacht hat, die den Athleten vor Verletzungen geschützt hat. Mein Vorgänger Ernst Sittel hat diese Ideen weitergeführt und weiterentwickelt und 1974 gemeinsam mit Milan Ercegan, dem damaligen Präsidenten des Ringer- Weltverbandes angestoßen, genormte Ringermatten einzuführen. Wir, die Firma Foeldeak waren sozusagen der erste Mattenhersteller, der genormte/zertifizierte Ringermatten hergestellt hat und bis heute herstellt, bzw. weiterentwickelt. Als ich die Firma übernommen habe, war das Füllmaterial noch der klassische Verbundschaum, heute ist es Polyethylen, also weitaus leichteres Material, was aber alle strengen Vorschriften erfüllt. Es ging also historisch gesehen vom Rosshaar, über Verbundschaum, bis hin zu den leichten Matten, wie wir sie heute kennen, bei denen die Unfallgefahr minimiert wird.

Gibt es da Wissenschaftler, oder Techniker, die für eine Weiterentwicklung der Ringermatten sorgen ?
Norbert Hörr: „Der Wissenschaftler bin ich, aber ich habe auch einen engagierten Produktionsleiter mit Max Schambeck, der heute auch Prokurist in der Firma ist. Für eine Wissenschaftsabteilung ist unsere Firma mit 20 Angestellten zu kein, doch Max Schambeck und ich tüfteln an neuen Produkten, die Verletzungen verhindern sollen und ich denke, das gelingt uns sehr gut.“

Eine weitere Idee, die von Foeldeak entwickelt wurde, ist der Prallschutz, der inzwischen in vielen Schulen, Kindergärten und Wettkampfarenen Anwendung fanden ?
Norbert Hörr: „Das war eine wichtige Entwicklung bei uns, so um 2007/2008 kamen Vereine auf uns zu, ob wir nicht komplette Gyms und Arenen ausstatten können. Das hat eine sehr starke Entwicklung genommen. Inzwischen haben wir auch Anfragen von internationalen Vereinen, erst vergangene Woche war ein Team in Oslo (NOR) und stattete dort den wohl größten Sportclub Norwegens aus. Das wird eine Schiene mit großer Zukunft, die mein Nachfolger weiterentwickeln wird, aber das geht dann schon in den Bereich Architektur mit Objekt und Bauplanung, bei der dann die Vereine am PC mitentscheiden können, wie das Objekt dann einmal aussehen soll. Aber das Kerngeschäft wird die Herstellung von Matten bleiben“.

Gab es in deiner Zeit auch Tiefpunkte, wo man sich überlegt, ob- und wie es weitergeht ?
Norbert Hörr: „Ja, es gibt immer Hoch- und Tiefpunkte im Laufe der Zeit. So waren wir einmal für drei Jahre kein Partner des Deutschen Ringer- Bundes mehr, was emotional für uns sehr schwer war. Aber es war zugleich auch positiv, denn diese Verbundenheit zu den Landesverbänden und Vereinen war riesig, als wir mit dem Dachverband einen Konflikt hatten und der sich eine US-Firma auserkoren hatte. Die Vereine und Landesorganisationen haben sich fast ausnahmslos bei uns gemeldet und kauften die Matten weiter bei uns. Der US-Hersteller hat sich aus Europa zurückgezogen, die hatten einfach keinen Erfolg. Mit der Wahl von Jens-Peter Nettekoven als neuen DRB-Präsidenten wurden wir wieder Partner des DRB und dafür sind wir ihm auch sehr dankbar.

Mit dem neuen DRB-Präsidenten gab es auch neue Ideen und emotionale Höhepunkte ?
Norbert Hörr: „Er hatte die Idee, die Deutschen Meisterschaften der Männer und Frauen an einem Ort durchzuführen und wir statteten die Arenen in Heidelberg und Elsenfeld in der Folge mit Matten aus, die nach seinen Vorstellungen mit schwarz-rot-goldenen Mattendecken ein sehr schönes Bild ergaben. Es war eine sehr angenehme Zusammenarbeit mit dem Präsidenten. Auch die Coronazeit haben wir gemeinsam mit den Ringervereinen gut gemeistert“.

International lief es ebenfalls gut für Foeldeak ?
Norbert Hörr: „Auch hier gab es sehr viele emotionale Höhepunkte, so war ich mit Ernst Sittel 2004 bei den Olympischen Spielen in Athen, die erste Weltmeisterschaft, die ich mit Foeldeak ausstatten durfte, war 2007 in Baku (Aserbaidschan), dann ging es zur Europameisterschaft 2011 in Dortmund, die zu meinen schönsten Erinnerungen gehört, bis hin zu den Weltmeisterschaften der U-23 und nichtolympischen Gewichtsklassen vor kurzem in Tirana (Albanien). Es waren immer große Highlights für uns. Vieles geht auch über persönliche Kontakte, wie mit dem albanischen Ringer Sahin Prizreni, der für den SVG 04 Weingarten kämpfte und mit dem uns eine langjährige Freundschaft verbindet. Heute ist er Präsident des Albanischen Ringer- Verbandes und ich glaube es stand außer Frage, das er die Ringermatten bei den jüngst stattgefundenen Weltmeisterschaft von uns bezieht. Das ist die nationale und internationale Ringerfamilie“.

Bei all den Tätigkeiten rings um die Firma stand dir auch deine Ehefrau Anita zur Seite ?
Norbert Hörr: „Natürlich gebührt ihr großer Dank für die vielen Jahre, in denen sie auch im Berufsleben an meiner Seite stand, als Prokuristin die finanziellen Dinge und Abläufe bearbeitet – und mir damit den Rücken freigehalten hat. Bei vielen Reisen zu sportlichen Events hat sie mich begleitet, wir haben die Firma als Team übernommen, jetzt gehen wir gemeinsam in den Ruhestand und geben die Verantwortung in neue Hände“.

Jetzt heißt es loslassen und den verdienten Ruhestand genießen ?
Norbert Hörr: „Wir haben immer alles gemeinsam gemacht und nun verlassen wir auch gemeinsam Foeldeak. Doch ehrlich, es fällt uns schon schwer loszulassen, denn es waren schöne Jahre, aber ich denke, dass wir auch weiterhin ein Teil der Ringerfamilie bleiben, werden auch zukünftig Wettkämpfe besuchen, auch wenn wir nicht mehr in diesem Geschäftsverhältnis dabei sind. Wir legen die Firma guten Gewissens in neue Hände, haben Michel Frauen als Nachfolger über sieben Jahre in der Firma, er hat diese DNA, die man für dieses Geschäft benötigt, das er nun übernimmt. In der heutigen Zeit ist es schwer, Leute zu finden, die den Mut und die Energie haben, diese Firma in nächster Generation zu übernehmen und weiterzuführen. Foeldeak bleibt Partner des Ringkampfsports, wir bleiben mit dem Ringen freundschaftlich verbunden“.

Das Interview führte Jörg Richter

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