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Ernüchterung in Paris, Hoffnung für LA

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Ernüchterung in Paris, Hoffnung für LA

Die olympischen Sommerspiele 2024 in Paris waren spätestens nach dem Abholen der olympischen Fahne durch Hollywood-Star Tom Cruise Geschichte. Mit einem atemberaubenden Stunt vom Dach des „Stade de France“ katapultierte sich Cruise per Seil ins Stadion und brachte die Fahne höchstpersönlich über den großen Teich nach Los Angeles, wo in vier Jahren die nächsten Sommerspiele stattfinden werden.

Der DOSB feierte seine Athletinnen und Athleten. Für das Team Deutschland waren es erfolgreiche Spiele mit vielen Höhen und wenigen Tiefen. So schreibt es der Dachverband auf seiner Website. Unter den Top 10 wollte sich das „Team D“ platzieren, was am Ende punktgenau hinhaute. Mit 12x Gold, 13x Silber- und 8x Bronze hat Deutschland in 19 verschiedene Sportarten starke Leistungen erzielen können. Insgesamt gewann Deutschland im Vergleich zu den Olympischen Spielen in Tokio mehr Goldmedaillen (12 in Paris, 10 in Tokio), allerdings holte Deutschland insgesamt weniger Medaillen (33 in Paris, 37 in Tokio) und rutschte zudem im Medaillenspiegel um einen Rang von Platz neun auf zehn ab.

Für die Ringerinnen und Ringer des Deutschen Ringer-Bundes herrschte Vofreude über die insgesamt sieben Qualifikationen. Zunächst hatte der DRB über die Weltmeisterschaften 2023 und die Qualifikationsturniere 2024 fünf Qualifikationen von Luisa Niemesch, Anastasia Blayvas, Sandra Paruszewski, Jello Krahmer und Erik Thiele sichern können. Aufgrund des Boykottes der russischen Ringerinnen und Ringer kamen zwei weitere Startplätze mit Annika Wendle und Lucas Lazogianis on Top. Beide verpassten in Baku und Istanbul die Qualifikation nur knapp.

Umso mehr freute sich Ringer-Deutschland über die starken Vorstellungen von Annika Wendle und Lucas Lazogianis. Wendle loste sich im Achtelfinale der 53kg-Klasse zunächst zur Griechin Maria Prevolaraki, EM-Bronzemedaillengewinnerin 2024 und Fünfte der Weltmeisterschaften 2023. Noch bei der EM war Wendle mit 0:4 Punkten unterlegen. In Paris schaffte die Freiburgerin die Revanche und bezwang die Griechin mit 3:2 Punkten. Im Viertelfinale kam es zur Neuauflage des Duells mit der Türkin Zeynep Yetgil, die Wendle im „Plüschtierskandalkampf“ von Istanbul die Qualifikation in letzter Sekunde wegnahm. Auch in der stets vollbesetzten „Champ de Mars Arena“ in Paris war Annika Wendle der Türkin zunächst unterlegen. 0:5 hieß es aus Sicht der Deutschen, ehe Wendle mit einem Überläufer die Türkin in die gefährliche Lage brachte und schulterte. Damit war die Sensation perfekt. Wendle zog ins Halbfinale ein, wo mit Lucia Guzman aus Ecuador eine internationale Spitzenringerin wartete. Guzmann, die Drittplatzierte bei der WM und Pan-American-Siegerin punktete gegen Annika Wendle mit ihrem überfallartigen Beinangriff und gewann hochverdient mit 10:0.

Trotz der Halbfinalniederlage lebte der Traum einer Olympia-Medaille weiter. Doch im Bronzekampf gegen die Nordkoreanerin Hygyong Choe verletzte sich Wendle durch einen Beinangriff von Choe in der ersten Aktion schwer am Bein und musste den Kampf im weiteren Verlauf fast kampflos mit 0:10 hergeben. Der fünfte Platz der Freiburgerin bei ihren ersten Spielen wurde nicht nur in Ringerdeutschland gefeiert, sondern fand auch in der gesamten Berichterstattung von ARD und ZDF sowie beim Team Deutschland hohe Anerkennung.

Ein Ausrufezeichen setzte auch Lucas Lazogianis, der zweite „Olympia-Nachzügler“. Nach der verpassten Qualifikation und dem Deutschen Meistertitel der Männer im Juni verbrachte der Württemberger seinen Jahresurlaub in den USA, ehe Bundestrainer Michael Carl die Nachricht der nachträglichen Olympianominierung freudig übermittelte. Mit großer Konzentration aber auch mit der nötigen Leichtigkeit betrat Lazogianis die olympische Matte in Paris. Man konnte dem jungen 97kg-Hühnen seine Vorfreude regelrecht ansehen, sich im Achtelfinale gegen den kubanischen Weltmeister von 2023 Gabriel Alejandro Rosillo Kindlean zu messen. Was hatte der deutsche U23-WM Bronzemedaillengewinner nun schon zu verlieren? Lazogianis ging in Rückstand 1:3, nicht aussichtslos, blieb dran und suchte seine Chance in der Bodenlage. Ein Heber, raus aus der Bodenlage, vom Kubaner abgewehrt, blieb Lazogianis an der Hüfte von Kindlean kleben und beförderte ihn per Hüftschwung in die gefährliche Lage. 5:3 die Führung für den aufstrebenden Deutschen. Noch eineinhalb Minuten auf der Uhr. „Kopf hoch, Kopf hoch“ hörte man aus der Ecke von Bundestrainer Michael Carl schreien. Die Sensation lag in der Luft. Doch der Kubaner kam noch einmal mit einem Rumreißer und einem anschließenden Durchdreher zurück. Kindelan holte Olympia-Bronze und Lazogianis hinterließ Spuren auf dem internationalen Parkett.

Die deutschen Ringerinnen und Ringer hatten vergleichsweise wenige Auftritte in der „Champ de Mars Arena“. Elf Kämpfe mit deutscher Beteiligung, drei Siege, acht Niederlagen. Die Gründe dafür waren verschieden. Bis auf Luisa Niemesch waren alle DRB-Starter zum ersten Mal bei Olympia. Durch den Qualifikationsmodus von maximal sechszehn Starter pro Gewichtsklasse war die internationale Klasse komprimiert.

Anastasia Blayvas hatte im Achtelfinale der 50kg-Klasse die routinierte Aserbaidschanerin Mariya Stadnik vor der Brust. Stadnik errang in Tokio 2021 die Bronzemedaille und wurde 2024 Europameisterin. Sie unterlag mit 2:6. Sandra Paruszewski rang ihr Achtelfinale gegen die spätere Silbermedaillengewinnerin Anastasia Nichita aus Moldawien. In der anschließenden Hoffnungsrunde war sie gegen die Brasilianerin Giullia Penalber chancenlos. Penalber belegte später Platz fünf.

Mit einem Auftaktsieg zog Luisa Niemesch in der Gewichtsklasse bis 62kg ins Viertelfinale. Gegen die Südkoreanerin Lee brachte Niemesch einen souveränen 3:1-Sieg über die Zeit. Gegen die starke Norwegerin Grace Bullen, die später Olympia-Bronze gewann, war Niemesch mit 0:10 unterlegen.

Bereits zum Auftakt der olympischen Ringerwettkämpfe war für Schwergewichtler Jello Krahmer im Griechisch-römisch bis 130kg gegen den Chinesen Meng im Achtelfinale Schluss. Krahmer rang mit dem Bronzemedaillengewinner mit, eine knappe Entscheidung am Mattenrand wurde zugunsten des Chinesen gewertet. Das bedeutete das Aus für den Schorndorfer.

Für Freistiler Erik Thiele war im Achtelfinale ebenfalls Schluss. Thiele verlor gegen den Kubaner Arturo Torres mit 0:5. In der „Hammergruppe“ mit USA, BRN und IRI war der Weg in Richtung Topplatzierung sehr schwer. Torres war im anschließenden Viertelfinale gegen den Amerikaner Snyder chancenlos und Snyder selbst verlor sein Halbfinale gegen den Weltmeister und späteren Olympiasieger Akhmed Tazhudinov mit 4:6.

Somit endet Paris 2024 ein wenig ernüchternd, doch für die kommenden vier Jahre in Richtung olympischen Sommerspiele 2028 in Los Angeles herrscht viel Hoffnung für die kommenden, schweren Aufgaben des Deutschen Ringer-Bundes, wieder mit einigen Athletinnen und Athleten nach Olympiamedaillen zu greifen.

Ergebnisse Olympische Sommerspiele 2024 Paris – Ringen:

Frauen

50kg – Anastasia Blayvas
Achtelfinale gegen Mariya Stadnik (AZE) – PN 2:6
Platz 10

53kg – Annika Wendle
Achtelfinale gegen Maria Prevolaraki (GRE) – PS 3:2
Viertelfinale gegen Zeynep Yetgil (TUR) – SS
Halbfinale gegen Lucia Guzman (ECU) – TÜ 0:10
Kampf um Olympia-Bronze gegen Hygyong Choe – TÜ 0:10
Platz 5

57kg – Sandra Paruszewski
Achtelfinale gegen Anastasia Nichita (MDA) – PN 0:9
Hoffnungsrunde gegen Giullia Penalber (BRA) – PN 0:7
Platz 16

62kg – Luisa Niemesch
Achtelfinale gegen Hanbit Lee (KOR) – PS 3:1
Viertelfinale gegen Grace Bullen (NOR) – TÜ 0:10
Platz 9

Griechisch-römisch

97kg – Lucas Lazogianis
Achtelfinale gegen Gabriel Alejandro Kindlean (KUB) – PN 5:7
Platz 10

130kg – Jello Krahmer
Achtelfinale gegen Lingzhe Meng (CHN) – PN 1:4
Platz 13

Freistil
97kg – Erik Thiele
Achtelfinale gegen Arturo Torres (KUB) – PN 0:5
Platz 15

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