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Zum vierten Mal bei Olympia

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Zum vierten Mal bei Olympia – Interview mit Antonio Silvestri

Wenn bei den olympischen Spielen 2024 die Trainer bei strittigen Situationen auf den Knopf drücken und die „Challenge“ fordern, dann kommt er ins Spiel: Antonio Silvestri, der Kampfrichterreferent des Weltverbandes United World Wrestling (UWW) zeigt sich zum vierten Mal (dreimal als Kampfrichterreferent und einmal als Kampfrichter) bei Olympia in der Verantwortung.

Wir haben Antonio Silvestri über die bevorstehenden Spiele, die Deutschen Meisterschaften und über das Kampfrichterwesen in Deutschland gesprochen:

Hallo Antonio, herzlichen Glückwunsch zu den Nominierungen der deutschen Kampfrichter für die olympischen Spiele 2024 in Paris! Die wievielten olympischen Spiele sind das für Dich als UWW-Kampfrichterreferent?

Silvestri: Als Kampfrichterreferent sind es für mich die dritten olympische Spiele (Rio 2016, Tokyo 2020 und nun Paris 2024) und zuvor als Kampfrichter in London 2012. So dass es insgesamt die vierten olympischen Spiele sind. 

Ramona Scherer und Karl-Peter Schmitt sind erstmals bei Olympia dabei – welche Stärken haben die Beiden auf der Matte?

Silvestri: Sie zeigen beide eine hohe Kompetenz und Ausstrahlung auf der Matte. Können beide auch sehr schwierige Kämpfe souverän und sicher leiten, ohne dabei selbst in Stress zu geraten. Beide zeigen durch ihre langjährige Erfahrung ein sehr gutes Feeling und starke Bewertung von Aktionen und Erkennen von Fouls oder Passivitäten. Vor allem haben beide eine großartige Kampfkontrolle und Bewertung. Karl-Peter kann vielmehr auch noch als Mattenpräsident eingesetzt werden.

Wie müssen wir uns die Nominierungen von Kampfrichtern vorstellen? Wie lange dauert so ein Prozess?

Silvestri: Die Nominierungen basieren auf ein klar definiertes Pathway, dass vom UWW-Bureau im Dezember 2022 veröffentlicht wurde. Voraussetzung dafür war, dass man zunächst in der höchsten Kategorie IS eingestuft sein muss. Wobei schon der Weg in die höchste Kategorie für unsere deutsche Kampfrichter sehr langwierig über die Bezirks-, Landes- und Bundeslizenz und dann internationale Lizenz ist. Danach muss man sich auch über Jahre in die höchste internationale Lizenz bewähren. 

Karl-Peter ist zum Beispiel seit seinem 18. Lebensjahr mit der Bundeslizenz ausgestattet und ist seit Jahrzehnten im Kampfrichterwesen tätig. Ramona hat ihre Bundeslizenz im Jahre 2005 und die internationale Lizenz 2015 erworben.

Im Januar 2023 fand eine verbindliche Teilnahme für ein Referee Clinic in Antalya statt. Dabei fand auch theoretische Prüfungen und Videotests u.a. statt. Die Auswahl hat mit den Europameisterschaften 2023 gestartet. Das war eine Voraussetzung für die Bestenauslese zur WM 2023 in Belgrad. Zudem mussten die Kampfrichter noch an einem Ranking Turnier teilnehmen. Nach der WM in Belgrad 2023 fand dann die erste Einstufung statt. Im Jahr 2024 waren dann das IS-Seminar in Bukarest und die Europameisterschaften der Senioren für die Qualifikation notwendig. Anhand der Leistungsnachweise wurde dann eine Nominierung für das Welt-Qualifikationsturnier in Istanbul vorgenommen, wo nach 70 Kampfrichter/-innen nominiert wurde. Nach der WM fand eine konkrete Leistungsbeurteilung und -bewertung statt. Anfangs standen 112 Kampfrichter/-innen auf der Liste. Inklusive der Kommissionsmitglieder wurden dann die besten 50 Kampfrichter/-innen vorgeschlagen und durch das UWW-Bureau als höchste Instanz genehmigt. 

Die Leistungsbeurteilung ist klar nach Kriterien definiert:

  • Bewertung von Aktionen
  • Bewertung von Fouls (inkl. Matten- und Griffflucht)
  • Bewertung einer Passivität
  • Regelanwendung und -verständnis u.a. auch Situationen am Mattenrand
  • Ausstrahlung, Zeichensprache, persönliches Auftreten & Kompetenz

Also enorme Herausforderungen mit einem starken Stressfaktor. Lange Wettkampftage mit Kämpfen auf Weltklasseniveau. Man darf sich kaum ein Fehler erlauben und alles wurde durch Auswertungen und Videoanalysen ausgewertet. Zudem kommt noch ein hoher Konkurrenzkampf dazu. 

Zudem hatten beide auch einen enormen Leistungsdruck, denn Deutschland ist in Istanbul mit drei Kandidaten angereist. Auch Maria Anselm hat sehr starke Leistungen erbracht. Aufgrund der Länderquote musste dieser Umstand auch berücksichtigt werden. Es fand ein großer Konkurrenzkampf, der unter sehr fairen, respektvollen und sportlichen Maßstäben geführt wurde.

Für jeden Kampfrichter/-in ist der Traum an den olympischen Spielen teilzunehmen. 

Wie sieht es mit dem Kampfrichter-Nachwuchs aus und wie würdest Du den Vergleich zu anderen Ländern im Bereich des Kampfrichterwesens beschreiben?

Silvestri: Wir haben zunächst in Deutschland eine Top-Kampfrichterausbildung, die weltweit sehr geschätzt und anerkannt wird. Vor allem durch die Verbands- und Bundesligakämpfe wo unsere Kampfrichter/-innen von Wochenende zu Wochenende allein auf der Matte entscheiden müssen ohne ein Drei-Mann Kampfgericht. 

Wir haben immer wieder sehr talentierte Kampfrichterinnen und Kampfrichter. Sorgen mache ich mir in der Tat auf Bezirks- und Verbandsebene. Wonach immer mehr auch langjährige Kampfrichter dauerhaft eingesetzt werden. Ich weiß, dass es in vielen Landesverbänden auch zahlreiche Aktionen zur Kampfrichtergewinnung gibt. Wobei ich aus persönlicher Erfahrung berichten kann, dass dies ein enormer Kraftakt für alle Kampfrichter-Referenten, Funktionäre und Vereinsvertreter bedeutet, ehrenamtliche Personen insbesondere für das Kampfrichterwesen zu gewinnen. 

Diesen Trend sehen wir auch in anderen Nationen. So dass auch der Weltverband sich durch das Developement Departement Angebote zur Förderung auch auf nationaler Ebene anbietet. So dass Lehrgänge mit Spiel & Spaß angeboten und gefördert werden. Eine große Herausforderung die wir uns alle stellen müssen. Denn es steht nicht nur eine Worklife-Balance mit Familie und Beruf, sondern auch Freizeit im Vordergrund. 

Insgesamt bin ich als Kampfrichterreferent mit unserem deutschen Kampfrichter/-innen auf höchster Ebene sehr zufrieden. Wir haben mit Ramona Scherer, Karl-Peter Schmitt, Maria Anselm, Jeffrey Spiegel und Uwe Manz auf höchster Ebene ausgezeichnete Kampfrichter/-innen die auch weltweit sehr geschätzt sind. Eine solche Leistungsdichte hat kaum ein anderes Land vorzuweisen. Auch der Nachwuchs steht auf höchster DRB-Ebene bereit. 

Vom 14.-16. Juni schaut Deutschland nach Elsenfeld – dort finden die Deutschen Meisterschaften der Männer und Frauen in beiden Stilarten statt. Ein Event, welches letztes Jahr zum ersten Mal an einem Ort durchgeführt wurde. Freust Du Dich auf die Meisterschaft und wie würdest Du den Stressfaktor für die Kampfrichter einordnen?

Silvestri: Ja, ich freue mich sehr auf das große Event in Elsenfeld. Schön alle Athletinnen, Athleten, Trainer & Funktionäre und Kampfrichter/-innen als Familie aus allen Stilarten zusammen wiederzusehen. Vor allem die zahlreichen Fans und unsere ehemaligen Weltklassenringer bzw. Trainer aus allen Regionen. 

Natürlich ist die Teilnahme bei den Deutschen Meisterschaften auch eine große Herausforderung. Um Höchstleistungen zu erbringen, brauchen auch die Kampfrichter/-innen ein wenig Stress und Anspannung. Denn dies auch Maßstab für eine Entscheidung für unsere Einstufung nach Leistungsklassen und wer in welcher Liga letztendlich eingesetzt wird. Wobei die Kampfrichter/-innen auch sehr gut durch unseren Kampfrichterreferenten Jeffrey Spiegel geschult und vorbereitet sind. Zuletzt unterstützt Jeffrey auch bei der Challenge, so dass auch ein enormer Druck bei dem Kampfrichter/-innen genommen wird und Ihnen Sicherheit gibt. Ich bin mir sicher, dass auch die Kampfrichter/-innen auf die DM in Elsenfeld sich freuen.

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