Tennis
News melden
Nachrichten

Gute Tenniseltern sein

Frage an Brigitte Neumann: Guten Tag Frau Neumann! Mein Mann und ich möchten unsere Tochter auf dem Weg zum professionellen Tennis gern begleiten und bestmöglich unterstützen. Welche Rolle kommt uns Eltern hierbei aus sportpsychologischer Sicht zu? Gibt es Bereiche, die sich Mutter und Vater eventuell aufteilen können? Und abschließend: Gibt es Dinge, auf die wir Eltern in Zeiten von Corona, wo ja alles ein wenig anders ist, beachten sollten? Ich bedanke mich im Voraus für Ihre Antwort!

Brigitte Neumann
© Neumann

Brigitte Neumann: Wie schön, dass sich Tenniseltern Gedanken machen, wie sie ihren Nachwuchs optimal auf dem Weg zum Profileben unterstützen können! Eltern sind unverzichtbar für das leistungssportliche Engagement von jungen Sportler*innen. Ohne die Eltern ist es unmöglich, aus talentierten Kindern einen Spitzensportler, eine Spitzensportlerin zu formen. Die Organisation von Schule, Training, Wettkampf und Familienleben ist ein wahrer Balanceakt und erfordert Organisationstalent, starke Nerven und einen realistischen, von allen Beteiligten akzeptierten Plan. Zusätzlich sind Eltern meist Bindeglied zwischen Sportler*in, Trainer, Verband, Manager und ggf. Sponsor.

Wenn Ihre Tochter bereits eine Profilaufbahn anstrebt, gehe ich davon aus, dass Sie sich alle mit den schwierigen Momenten in dieser Lebensphase beschäftigt haben. Folgende Basisfragen sollten von Ihnen als Eltern geklärt sein, um gut starten zu können:

1) Ist unsere Tochter selbstständig und mental stark genug, auch alleine zu Turnieren zu reisen? Was genau fehlt hier eventuell noch? +++ 2)  Wie viel persönliche Unterstützung braucht sie von uns als Eltern? +++ 3) Hat unsere Tochter den »richtigen« Trainer, das perfekte Umfeld (Konditrainer, Physio, Mentalcoach)? +++ 4) Wie verläuft die Kommunikation zwischen Spielerin, Eltern und dem Trainerteam?

Auch wenn Sie als Eltern Ihre Tochter bis hierhin perfekt betreut haben, braucht es jetzt ein professionelles Team, um wettkampforientiert und erfolgreich arbeiten zu können. Das heißt auch: Loslassen! Ich weiß, das fällt oft schwer und braucht viel Vertrauen in das Trainerteam. Bitte kritisieren Sie nie in der Öffentlichkeit die Methoden der Coaches. Sie riskieren sonst eine Irritation Ihrer Tochter. Bleiben Sie mit regelmäßigen Gesprächen aber weiterhin am Ball. Gerade in Zeiten von Corona sollten Sie sich zurücknehmen können. Meist darf nur der Trainer mit zum Training oder Match. Sie müssen »draußen bleiben«. Das heißt auch, dass Sie vieles nicht so genau mitbekommen, was da abgeht. Bei Unsicherheiten unbedingt kommunizieren, nachfragen, klären.

Eine Aufteilung der Aufgaben zwischen Ihnen und Ihrem Mann ist möglich. Die Person, die am sichersten ist in Kommunikation, Strategie und Zielverfolgung, wird zuständig für Abwicklung, Verträge, fachliche Auseinandersetzung. Der empathischere Elternteil kümmert sich um Fürsorge, tagtägliche Abläufe, Trost, Ermunterung, Ernährung, Entspannung.

Gesunde Motivation ist wichtig und notwendig. Stärken Sie Ihrer Tochter den Rücken. Halten Sie aus, wenn die Erfolgskurve nicht steil nach oben steigt. Machen Sie deutlich, dass Sie in jeder Phase der Entwicklung für Ihre Tochter da sind. Unterstützen Sie in schwierigen Zeiten, wenn die Lust auf Quälerei, Verzicht und Disziplin verloren scheint, das Akzeptieren von Niederlagen schwerfällt. Gehen Sie auf den Turnieren mit gutem Beispiel voran. Seien Sie fair zu Gegnerinnen und deren Begleitung.

Vielleicht stellen Sie sich den folgenden Fragen, die Antworten bringen Klarheit in Ihr Verhalten als Tenniseltern:

Was sind meine Ziele, meine Erwartungen an die sportlichen Leistungen meines Kindes? +++ Stimmen diese Ziele mit denen meines Kindes überein? +++ Fördere ich mein Kind seines individuellen Leistungsvermögens entsprechend? +++ Bringe ich meinem Kind genügend menschliche Wertschätzung und Zuneigung entgegen? +++ Wie viel Druck/Zwang übe ich auf mein Kind aus? +++ Vergleiche ich mein Kind in angemessener Weise mit anderen? Welche Maßstäbe lege ich an? +++ Haben wir mit allen Beteiligten (inklusive Trainer) eine klare Zielvereinbarung getroffen? Haben wir »Spielregeln« festgelegt? +++ Werden festgelegte Zwischenziele erreicht? +++ Bin ich in einem angemessenen Maß ins Training eingebunden? +++ Wie oft unterhalte ich mich mit dem Trainer meines Kindes? +++ Kann ich den taktischen Anweisungen der Trainer zustimmen, seine Autorität anerkennen? +++ Wie ist mein Konfliktverhalten? Wie kritisiere ich mein Kind, den/die Trainer? Kann ich Kritik annehmen? Wie gehe ich damit um? +++ Bin ich ein positives Vorbild für mein Kind (im Umgang mit dem Gegner und seinen Eltern im Verhalten auf dem Platz)? +++ Kann ich die natürlichen Grenzen meines Kindes erkennen und akzeptieren? +++ Wie gehe ich damit um, wenn mal »nichts geht«? +++ Bringe ich genügend Geduld auf oder bin ich auf kurzfristige Erfolge aus? +++ Erkenne ich auch kleine Erfolge an? Lobe ich mein Kind? +++ Gebe ich meinem Kind genügend Raum, sich selbst zu entfalten?

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und Freude beim gemeinsamen Entwickeln!

    » Brigittes bisherige Beiträge…

Загрузка...

Comments

Комментарии для сайта Cackle
Загрузка...

More news:

Read on Sportsweek.org:

Andere Sportarten

Sponsored