Obrigheim: Tennisclub Obrigheim löst sich nach 41 Jahren auf
Von Nadine Slaby
Obrigheim. Es hatte sich abgezeichnet, nun ist es Gewissheit: Nach 41 Jahren löst sich der Tennisclub Schwarz-Gold Obrigheim auf. "Die Auflösung des Vereins stand schon länger im Raum", erklärt der erste Vorsitzende Klaus Dittmer. Tennis sei einfach "aus der Mode gekommen", der Nachwuchs in anderen Sportarten zu Hause. Zwar habe man in den vergangenen Jahren immer wieder gehofft, dass sich das Blatt noch wende, aber dem war nicht so.
Gegründet wurde der Verein 1976 von 13 Mitgliedern. Bereits zwei Jahre später wurden zwei Tennisplätze gebaut, die man im Juli 1979 einweihte. Vier Jahre später, 1983, wurde das Clubhaus in Betrieb genommen. Hier wurde fortan ein sportliches, kommunikatives und fröhliches Vereinsleben gepflegt. Im "Hüttenwirt" wurden gewonnene Spiele gefeiert, verlorene betrauert und analysiert, und sonntags nach dem Doppelspiel freuten sich die Vereinsmitglieder auf Kaffee und Kuchen. In den 1980er- und 90er-Jahren, mit Vorbildern wie Boris Becker und Steffi Graf, boomte der Tennissport. Große sportliche Erfolge strebte der Obrigheimer Verein allerdings nie an.
Vielmehr war es dem Club ein Anliegen, sich im Bereich des Breiten- und Freizeitsports zu etablieren. Je eine Männer- und eine Frauenmannschaft wurden für die Medenrunde gemeldet. Vier Jugendmannschaften nahmen ebenfalls recht erfolgreich an der Runde teil. Mit dem Ende des Tennis-Booms musste der Verein jedoch einen großen Mitgliederschwund verkraften. Zudem fehlte der Nachwuchs. In den folgenden Jahren konnte nur noch ein Männer- bzw. ein Frauenseniorenteam für die Medenrunde gemeldet werden. Zuletzt blieb dem Verein nur noch ein Frauenteam.
Im Jahr 2020 habe sich dann herausgestellt, dass es schlicht zu wenige Mitglieder gebe, um den Verein weiterzuführen, erläutert Klaus Dittmer, warum man nun die endgültige Auflösung des Tennisclubs in Betracht zog. "Es fallen ja auch Kosten für die Plätze und das Vereinsheim an", so Dittmer. Diese habe der Verein allein mit den Mitgliedsbeiträgen nicht mehr bestreiten können.
Aus diesem Grund sei man mit dem Wunsch der Auflösung des 1979 mit der Gemeinde geschlossenen Erbbauvertrags zum Ende des Jahres 2021 an die Verwaltung herangetreten. Mitte März ließ die Gemeinde die Vereinsverantwortlichen wissen, dass als Bedingung für eine Auflösung das Grundstück bis auf das Erbbaurecht im Grundbuch lastenfrei sowie die baulichen Anlagen (mit Ausnahme des Zauns und der beiden Tennisplätze) vom Verein beseitigt und das anfallende Material fachgerecht entsorgt werden müsse. Während die Löschung aller Belastungen vom Verein veranlasst wurde, konnte der Rückbau des Vereinsheims aufgrund der geringen finanziellen Mittel von gerade mal 4000 Euro nicht vorgenommen werden.
Da die Gemeinde jedoch bei der Erweiterung des evangelischen Kindergartens nicht umhin kam, auch alle Nebengebäude – inklusive Jugendtreff – abzureißen, unterbreitete die Verwaltung dem Tennisclub ein Angebot: Wenn der Verein noch dieses Jahr aufgelöst wird, wolle man auf den Abriss der Gebäude am Tennisplatz verzichten. Die Gemeinde plant nun, die Anlage sowie das Vereinsheim als Jugendhaus zu nutzen.
Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung wurde schweren Herzens die Einstellung des Spielbetriebs nach 41 Jahren und die Auflösung des Vereins beschlossen. Der Gemeinderat Obrigheim sprach sich einstimmig für die Beendigung des Erbbauvertrages aus. Finanzielle Auswirkungen auf die Gemeindekasse gebe es nicht, verdeutlichte Kämmerer Thorsten Sienholz. Im Rahmen der Vereinsförderung habe die Gemeinde jährlich auf den anfallenden Erbbauzins in Höhe von einst 830 DM, heute 409,04 Euro verzichtet.