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DSB-Themenwoche: Sportler bei der Polizei - Elisa Tartlers Erfahrungsbericht

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DSB-Themenwoche: Sportler bei der Polizei - Elisa Tartlers Erfahrungsbericht

Um 9.30 Uhr beginnt Elisa Tartlers Tag als Bundespolizistin spätestens. Aber statt ins Büro geht es für sie in die Sporthalle. Ihr Berufswunsch nach dem Abitur war es nicht, wie bei Klassenkameraden BWL, Jura oder Lehramt zu studieren. Tartler hatte nur einen Berufswunsch: Profisportlerin.

Derweil war das nicht immer so. „Als ich klein war, wollte ich immer Medizin studieren“, so Tartler, die nach einem Gespräch mit ihren Eltern, die sich gemeinsam mit Bundestrainer Oliver Haidn über die Möglichkeiten im Sport beraten hatten, sich dann doch für eine Ausbildung bei der Bundespolizei entschieden hat. „Ich war bereits vor meinem Abitur ein-, zweimal bei einem Kaderlehrgang der Erwachsenen dabei, wo ich mitbekommen habe, dass Top-Schützen wie Lisa Unruh und Michelle Kroppen alle bei der Bundespolizei sind.“ Schnell kristallisierte sich heraus, dass ihr Traum von einer Medaille bei den Olympischen Spielen nur dann funktionieren kann, wenn sie ihren Sport genauso professionell angeht wie ihre Vorbilder. Die Unterstützung der Eltern war ihr so und so gewiss. „Interessierte Sportler sollten sich mit geförderten Athleten austauschen und die gewonnenen Eindrücke mit ihren eigenen Erwartungen abgleichen“, rät auch Sven Drese von der Bundespolizei in Kienbaum.

Ehrlich gibt die Recurve-Schützin aber auch zu: „Am Ende blieben für mich nur zwei Optionen: Die Bundeswehr oder die Bundespolizei. Anfangs war die Polizei nicht meine erste Wahl, und ich hätte nie gedacht, dass ich dort einmal hingehe. Aber ich dachte mir, die Polizei ist so groß, da werde ich schon etwas finden, was mir am Ende Spaß macht.“ Denn Sportler bei der Bundespolizei zu sein, bedeutet gleichzeitig eine vierjährige Ausbildung zu beginnen und nach der aktiven Karriere auch in diesem Bereich eingesetzt zu werden, anders als bei der Bundeswehr. Bevor es jedoch überhaupt so weit ist, müssen sich die Athleten einem Auswahlverfahren stellen: Ein Sporttest mit Standweitsprung, Liegestütz, Cooper-Test (Ausdauer-Test) und Hindernislauf sowie ein Diktat, eine ärztliche Untersuchung und ein abschließendes Vorstellungsgespräch warten auf die Anwärter. Die Mittlere Reife ist Grundvoraussetzung. „Ich habe jeden Tag Liegestütz geübt, aber im Nachhinein war es nicht so eine große Hürde, wie ich im Vorhinein angenommen hatte“, erzählt Tartler, die auf Nummer sicher gehen wollte und vorsichthalber alles geprobt hatte. „Wir suchen talentierte junge Sportler, die den Beruf des Polizeibeamten ausüben wollen. Auf dieses Bekenntnis legen wir höchsten Wert, denn gemessen an der durchschnittlichen Förderdauer eines Athleten ist sie oder er weitaus länger Bundespolizist als Spitzensportler“, erklärt Drese das Auswahlverfahren der Bundespolizei. „Mindestens ebenso wichtig ist die sportliche Vita: Prognostisch sollten Bewerber in der Lage sein, Medaillenerfolge bei internationalen Meisterschaften zu erzielen. Uns ist bewusst, dass damit die Messlatte sehr hoch liegt. Doch die Nachfrage nach den Förderplätzen ist ungebrochen hoch und die Stellen begrenzt.“

Anfang 2018 ist es dann für die damals 18-Jährige soweit, und sie tritt den Weg vom Norden Bayerns nach Berlin an, um ihrem Traum einen Schritt näher zu kommen. Von September bis Dezember steht seither die Polizeischule auf dem Programm. Von 7.00 bis 16.00 Uhr wird dann abermals die Schulbank gedrückt, ehe es Zeit für den Sport wird. Inwiefern die Bundespolizei von den Sportlern profitiert, erklärt Drese: „Bei Spitzensportlern zählen Eigenschaften und Fähigkeiten, die auch und gerade im Polizeidienst gefragt sind, wie z.B. Leistungsbereitschaft und Belastbarkeit, Zielstrebigkeit, Teamorientierung und Fairness. Mittlerweile haben wir bereits über 400 ehemalige Spitzensportler in unseren Reihen, die verteilt im gesamten Bundesgebiet einen ausgezeichneten Job machen.“ Was aber nicht heiße, dass ein guter Athlet gelichzeitig auch ein guter Polizist sei, so Drese, der anmerkt: „Spitzensportler bringen - wie erwähnt - beste Voraussetzungen mit, um auch als Polizisten gute Arbeit zu leisten. Der Polizeiberuf erfordert allerdings noch einiges mehr an Fähigkeiten und Fertigkeiten. Viele davon werden erst im Berufsleben erworben oder ausgebaut. Die sportliche Leistung wirkt also allenfalls begünstigend.“

Bevor Tartler jedoch ihre Ausbildung abschließen kann, warten im Abschlussjahr, in dem sich die Sportlerin derzeit eigentlich befindet, nochmals sechs Monate Schule (September bis Februar). Doch durch die Verschiebung der Olympischen Spiele und damit auch der Qualifikation dafür hat sich auch der Zeitplan verändert: „Ich habe deshalb dieses Jahr ausgesetzt und mache meine Ausbildung erst im nächsten Jahr fertig.“ Eine Sonderregelung der Bundespolizei für die Berufssportler. Statt Bücher und Ordner zu wälzen, feilt sie gemeinsam mit Michelle Kroppen, Lisa Unruh und Co. im Stützpunkt in Berlin weiter an ihrer Technik und Athletik. „Ich weiß, dass dort durch unseren gemeinsamen Beruf immer Leute sind, an die ich mich wenden kann, was für mich ein wichtiger Punkt ist, und ich habe gesehen, wie das bei Lisa funktioniert und das Ganze auch bei Michelle bereits Früchte trägt. So können wir gemeinsam an unserem Ziel arbeiten. Besser könnte es nicht sein!“ Zwar haben die Bogenschützen keinen eigenen Trainer bei der Bundespolizei vor Ort, aber das gemeinsame Training, der Austausch untereinander – auch zu Sportlern anderer Sportarten – und die Möglichkeit, den Sport in diesem Umfang auszuüben, wirkt sich positiv auf die Entwicklung von Tartler aus, was sie auch selbst sieht: „Ohne die Bundespolizei würde ich von meiner Leistung her nicht dort stehen, wo ich jetzt bin. Ich konnte sehr intensiv an Technik und Athletik arbeiten, ohne mir Gedanken um den Beruf machen zu müssen.“ Deshalb könne sie jedem, der die Möglichkeit habe, seinen Sport zum Beruf zu machen und das Ziel verfolge, zu Olympia zu fahren oder auf Weltranglisten oben zu stehen, nur raten, Profisportler zu werden. Unterstützung gibt es natürlich auch von den Polizeikollegen. „Wir fiebern mit Athleten mit, wenn sie auf internationaler Bühne um Edelmetall kämpfen. Wenn die Bundespolizei ihren Beitrag dazu leisten kann, macht uns das stolz und färbt zugleich positiv auf die gesamte Organisation ab“, so Drese.

Auch der finanzielle Aspekt ist für die junge Sportlerin nicht außer Acht zu lassen: „Man muss sich bei der Bundespolizei keine Sorgen machen, ob man frei bekommt oder genug Geld hat, seinen Sport zu finanzieren. Vor allem für Anfänger, die noch keine Verträge mit Firmen haben, ist das eine gute Möglichkeit.“  Es sei für die 21-Jährige keine Grundvoraussetzung zur Polizei zu gehen, um aus sich und dem Sport etwas zu machen, „aber es ist vieles dadurch einfacher“. „Solange man alles für das gibt, was man möchte und seine Ziele, kann einem eigentlich keiner im Weg stehen“, weshalb die junge Profisportlerin ihren eingeschlagenen Weg bis heute noch keine Sekunde bereut hat: „Wenn ich nochmal die Wahl treffen müsste, ob ich Profi werde oder nicht – ich würde es auf jeden Fall wieder tun!“

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