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Time AUT 2 bei der Int. Österreichischen Hochsee Staatsmeisterschaft Offshore (oder 300 sm in 3 Tagen und 3 Nächten bei Flaute und Bora)

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Thomas Hackspiel ruft und alle kommen gerne mit. Auf geht es zur CROATIA 300 vom 13. – 16. Oktober 2025, der 3-tägigen Langstreckenregatta des YC Austria. Wettfahrtleiter Gerd „Blondl“ Schmidleitner gefällt es sichtlich, die 23 Boote kreuz und quer durch die Inselwelt vor Murter zu jagen. Otok Gnalic, Murvica, Jabuka, Vis, Mulo, Dugi Otok, Golac, Grbavac, Kukuljari, Balabra Mala, Gangaro. Mein Gott, wo soll das alles sein? 72 Stunden nonstop mit einem uns neuen Boot (eine Sunbeam 53), mit neuem Code Zero und Gennaker, in einem für uns unbekannten Revier, und das mit einer nicht wirklich eingespielten Mannschaft. In Ehren durchkommen lautet die Devise für die hochmotivierte Crew, nicht jedoch für den Skipper und Eigner.

Energisch dirigiert er die Mannschaft von hinten bis vorne. Manchmal hilft das etwas, manchmal will man nicht alles hören. Aber das kennen ja alle, die Thomas kennen. Wir schlagen uns tapfer. Mit 3 Wachen, bestehend aus Steuermann und Trimmer, gehen Skipper, Navigator und Smutje wachfrei. So halten wir die Konzentration und die perfekte Schiffsführung hoch. Zudem sind die Wachen von der Zubereitung der Speisen befreit und können sich zusammen mit Skipper und Navigator auf die Regatta konzentrieren. Dabei obliegt es dem Navigator, in der unübersichtlichen Inselwelt die Wegpunkte zu identifizieren, die richtigen Kurse und Routen auszutüfteln, und das alles sauber und klar an die Steuerleute zu kommunizieren. Manche meinen, das sei eine echte Herausforderung. In den nicht seltenen kritischen Passagen geht Thomas selber ans Steuer. Gut so, denn da haben wir also immer schon einen Schuldigen, noch bevor tatsächlich etwas passiert. Dennoch passiert natürlich immer etwas.

Zum Beispiel frischt der Wind am Beginn der 1. Nacht in einer sehr engen Passage deutlich auf und wir sind unter Gennaker ebenso deutlich übertakelt. Die Wissenden schnaufen schon mal gehörig durch. Es kommt wie es kommen muss! Kurzfristig herrscht gehöriges Durcheinander: wie viel Platz ist zum Felsen, wie lautet der richtige Kurs, sind alle Mann noch an Bord, warum ist der Gennaker plötzlich im Wasser, wie bekommen wir diesen so rasch als möglich unbeschadet wieder an Bord, wer macht was? Gut, dass wir für den Krisenmodus sehr gut vorbereitet sind: jeder geht an seine Position, übernimmt die zuvor besprochene Aufgabe und damit ist alles schnell wieder unter Kontrolle. Später zeigt die Analyse, dass der alte Schäkel am Spifall den Belastungen nicht stand gehalten hat, am Terminal der Oberwant verbogen wurde und sich öffnete. Shit happens. Ein Fahrtenschiff ist halt doch kein Racer.

Apropos Fahrtenschiff: Die Sunbeam 53 ist ein wirklich sehr tolles Boot mit genug Platz auch für eine große Crew. Die Segeleigenschaften sind überraschend gut: mit der Fock läuft es an der Kreuz ab 10 kn Wind eine hervorragende Höhe, unter Code Zero oder Gennaker geht schon ab 5 kn Wind die Post ab. Allein die Fittings benötigen noch einen Feinschliff. Kleine Anekdote am Rande: als der lokale Techniker zur Reparatur der Kugellager der Umlenkrollen am Mastfuß auf’s Schiff kommt, meint er lapidar: captain, sell the boat, buy a new one, not german (austrian) style but less complicated, we only can fix bugs in croatian style, yours is much too complicated. Und damit war er weg und nie mehr wieder gesehen!

Apropos kroatischer Stil: die im üppigen Meldegeld enthaltenen beiden Abendessen im Restaurant der Marina Hramina hatten ihren eigenen Charme: 2 x die identische (aber leckere) Balkanplatte, 2 x die identisch mürrischen Kellner, 2 x die identische nervige Überdrehtheit der innerösterreichischen Crews mit deren besonderem Lokalkolorit, was ehrlich gesagt manchmal auch etwas nervig daherkommt. Zudem beschränkt sich der Titel International auf je eine Mannschaft aus Deutschland und der Schweiz sowie uns Vorarlberger vom Yacht Club Bregenz. Nicht selten genug wird das betont.

Nochmals zurück zum Thema Regatta: die zweite, etwas mulmige Zeit erleben wir gegen Schluss der langen Wettfahrt. Da Blondl den Kurs während der Regatta ständig verändert und verlängert, wissen wir nie so ganz genau, wie lange es tatsächlich dauern wird, bis wir im Ziel sind. Die Bora frischt gehörig auf, wir segeln im 1. Reff, das Schiff ist an seiner Grenze, die Mannschaft ist mental an der Grenze, wir haben wirklich genug von alledem und sehnen uns nach dem Anlegeschluck und einem ruhigen Schlaf im schützenden Hafen. So brettern wir mit bis zu 10 kn Speed durch die 3. Nacht. Noch einmal hinauf zur Wendemarke Otočić Balabra Mala, es bläst, es ist stockdunkel, die Boote dicht an dicht, der Gegenverkehr der anderen Teilnehmer ohne AIS-Kennung zermürbt unsere Nerven, ein letztes sehr schmales Gate durch steile Felsen mit Wind voll auf die Nase. Verdammt, wo genau ist das Ziel? Steuermann, vertraue mir, Kurs 095, gerade aus! Endlich hören wir den Pfiff vom Zielschiff, damit ist alles gut! Fast alles! Denn nun stellt sich wieder einmal die Frage aller Fragen: wo sind die nächsten Felsen, wo können wir die Segel sicher bergen. Der Raum ist sehr knapp, auch die anderen Boote wollen ihren Platz, die Spannung ist abgefallen, nur jetzt ja kein Malheur bitte.

Zur Blauen Stunde schläft die halbe Crew und das Boot ruht im Hafen. Die andere Hälfte genießt nach einer ausgiebigen Dusche ein paar kühle Bier, welche der Navigator in weiser Voraussicht bereits am Nachmittag kühl gestellt hatte. Eine strategisch wichtige Entscheidung für den Teamgeist, wie sich zeigt. Draußen ist es kalt und dennoch ist es für uns ein herzerwärmender Hochgenuss. Man könnte stundenlang so sitzen, aber der Hintern tut langsam weh und die Augen fallen immer öfter zu!

Platz 19 nach 62 Stunden und 41 Minuten gesegelter Zeit, 377 Seemeilen, gefühlten 4 mal X-Stunden in Flautenlöchern, Bora bis 27 kn, wir sind zufrieden!

Vielen Dank an Thomas Hackspiel, unseren Skipper und Eigner, Thomas Hofer, Axel Röder, Michael Sutter, Herbert Fischer, Max Kemmerling, Jonas Madlener und dem Neuzugang Johanna Kubatty. Es war eine sehr harmonische Crew mit hervorragendem Teamgeist und Spirit. Jeder war immer zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle! Wunderbar!

Zum Schluss noch ein Auszug aus Thomas seinem Bordtagebuch: „Ich habe sehr viel aus dieser Veranstaltung gelernt. Zum Beispiel die Tatsache, dass eine Langstreckenyacht mit 20 t, die mit allem ausgerüstet ist, was für eine Weltumsegelung erforderlich ist, für diese Art des Küsten-Regatta-Segelns überhaupt nicht geeignet ist. Wir hatten zwar eine tolle Segelperformance und ich bin extrem positiv überrascht und noch mehr überzeugt, dass die Sunbeam 53 die richtige Wahl für die Weltumsegelung ist. Mit Küsten-Regatta hat es aber überhaupt nichts zu tun. Insofern war das olympische Prinzip: Dabei sein ist alles, hier wohl die richtige Wahl. In der Crew hatten wir tolle Seemannschaft und Kameradschaft, alle Wachen haben in den ganzen fast 70 Stunden problemlos funktioniert, die Kooperation mit Bertold als Co-Skipper war grandios und die kulinarische Betreuung durch Johanna eine ganz, ganz wertvolle Ergänzung. So konnten sich die Wachmannschaften voll auf das Segeln und die Performance konzentrieren. Ich denke aber auch, dass das die letzte Regatta mit der Time AUT 2 gewesen sein wird. Sie ist doch weit mehr mein Zuhause, mit der ich vorsichtig und sorgfältig umgehen und mit der ich auch ganz, ganz lange Zeit eine Freude haben will und diese Freude beim Segeln mit Freunden auch teilen will.“

Nachbemerkung: nachdem ich bekanntlich an einem Hafenkneipen-Führer schreibe, so die Ausrede, durfte diese Kneipenrunde natürlich nicht fehlen. Am letzten Tag ergibt sich dann endlich eine Gelegenheit dazu. Hofi stellt sich als sehr talentierter Assistent heraus, der zudem als jugendlicher Begleiter besonders wertvolle Orientierungshilfe leistet. Ich kann nur eines sagen: der Erfolg ist uns hier sicher.

 

 

 

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