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Vodään, You Did It! Törnbericht Charleston – Norfolk

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Törnbericht BO 24-07: vom 20. April bis 4. Mai 2024, Charleston – Norfolk

Die amerikanischen Südstaaten sind ja nicht gerade als das Segelrevier par excellence bekannt. Vielmehr geht es hier um das gemütliche Motor Cruisen entlang des Intracoastal Waterway, der sich durch seichte Gewässer und niedrige Brücken auszeichnet. Wir wollen es dennoch einmal versuchen und so findet sich eine harmonische und interessierte Crew auf der BODAN V ein, um sich auf den Weg von Charleston (South Carolina) nach Norfolk (Virginia) zu machen. Das bedeutet jedenfalls für die Route, dass wir außen herum über das offene Meer segeln müssen.

Alle anzulaufenden Städte wie Charleston, Southport und Beaufort versprühen den unglaublich schönen Südstaatenflair: die Straßen sind gesäumt mit uralten besonderen Eichenbäumen (von denen es hier mehr als 15 Arten gibt), die Holzhäuser tragen neben dem Hinweis auf das Baujahr stolz ihre ausladend einladenden Veranden vor sich her, die vielen „Rocking Chairs“ zeugen von entspanntem Gleichmut und wohligem Chillen. Jetzt beginnen wir auch die lokale Beach Music, die das hiesige Lebensgefühl auf wunderbare Weise wiedergibt, zu verstehen. Es ist dies eine Mischung aus R&B, Rock ‘N’ Roll und Swing, in tanzbarer Form auch Shag genannt: „cold beer on a warm night with a hot date and no plans for tomorrow“. Die Leute sind freundlich und interessiert, deren Kauderwelsch hingegen ist schwer verständlich. „Haudujuduing“ mit einem Knödel im Mund gesprochen gilt als allgemein gültiger Gruß. Die BODAN bekommt mit „Vodääään“ einen neuen Namen. Auch an andere Dinge muss man sich gewöhnen. In der Bakery gibt es kein Brot sondern Torten, Gummibrot hingegen findet sich im Cheese Store. Der Boat Store ist ein Restaurant, der Marine Store ist ein Autozubehörhändler mit spartanisch ausgestattetem Bootszubehör. Der Market ist ein Souvenirladen oder eine Partymeile, und Lebensmittelgeschäfte finden sich sowieso kaum. Von Bio und Obst ganz zu schweigen. Dafür ist alles sehr gepflegt und sauber!

Die erste Woche ist geprägt von starkem Gegenwind und großen Entfernungen zwischen den sicheren Inlets und den weit die Flüsse hinauf gelegenen sicheren Häfen. Das bedeutet für BODAN und Crew mehrere Nachtfahrten, immer gegen den Wind an. Mit der Zeit eröffnen sich für uns die versteckten Trimmgeheimnisse der BODAN, ab dann geht es auch bei Wind und Welle erstaunlich hoch an den Wind. Nach den Nachtfahrten kommen wir dank gut eingehaltenem Wachplan ausgeruht an und legen einen ganzen Hafentag ein. Somit bleibt etwas Zeit, den Spirit der Orte einzuatmen und die Gegend zu durchwandern.

Was die Leute hier neben dem Müßiggang bewegt, ist in Beaufort im Marinemuseum zu sehen: die Geschichte ist voll von Stories vom berühmten Piraten Blackbeard, von Belagerungen und Verteidigungskämpfen, von Eroberern und Seuchenbekämpfung, von Leuchttürmen und tausenden Schiffswracks und mehr oder weniger erfolgreichen Rettungsversuchen vor den gefährlichen Kaps. Was uns auf der BODAN bei den langen Nachtfahrten bewegt? Allerlei Varianten und Entwicklungen von Maschinengewehren (Reinhard), Verpackungsmaschinen für Lindt & Sprüngli Schokolade (Bernhard), Teslas neueste Entwicklung Hyper Truck (Thomas), dessen vermutlich erstes Exemplar wir tatsächlich und lebendig vor der 150 ft Superyacht Kaizen gesichtet haben. Das Schiff ist trotz seines Protzes nur die Nummer 1.029 oder so in etwa in der Weltrangliste, also ist Elon Musk wohl nicht der Driver. Thomas strahlt bei der Ansicht von „The Beast“ wie ein kleiner Junge übers ganze Gesicht, so glücklich können wir ihn beim Segeln nicht immer sehen. Christiane lässt ihr Brotberuf der professionellen „das hast du gut gemacht“ Loberin nicht los und Bertold denkt sich seinen Teil in stoischem Schweigen, gelegentlich mit einem Lob auch seinerseits. Mehr Worte als schneller, dichter und höher kommen kaum über seine Lippen. Über den Rest der Konservation hüllt sich Schweigen, betraf sie doch auch die kleinen Wehwehchen des Alltags vom Menschen und auch vom Schiff. Darüber trösten uns Planters Punch und Pain Killer, zwei bekannte Drinks der Region.

Ach ja: Die Charlestonians behaupten, dass hier mit dem Cooper- und Ashleyriver der Atlantik entspringt. Sie behaupten auch, dass hier der erste Schuss im amerikanischen Bürgerkrieg gefallen sei. Was sie verschweigen, ist die Tatsache, dass die Stadt bei ihren anfänglichen Besiedelungsversuchen mehrmals durch Seuchen komplett ausgerottet wurde. Sie sagen es nicht, wir wissen es aber.

Der weite Weg um das berühmt berüchtigte Cape Hatterras gestaltet sich als reiner Segelgenuss. Prächtiger Wind, heller Sternenhimmel, endlich 4 weitere Segelboote in Sicht und bereit zu einer inoffiziellen Regatta. Sogar ein zweites deutsches Schiff ist mit dabei. Vom größten Schiffsfriedhof der Welt bemerken wir wenig, staunen aber über die starke Strömung, die auch vom sehr nahen Golfstrom herrührt.

Irgendwann kommen wir dann endlich in der Chesapeake Bay an. Die U.S. Navy ist allgegenwärtig. Über uns fliegen mehr Düsenjäger als wir Segelboote auf der gesamten Strecke gesehen haben. Mehr Hubschrauber als Frachter am ganzen Weg. Es strahlen uns 5 Flugzeugträger gleichzeitig zu. Hier muss bzw. darf man sich mit der U.S. Navy auf allen Ebenen arrangieren. Statt dem Läuten des Weckers hören die Trompeten zum Morgenapell blasen. Statt des Nachbarn neugierige Augen beobachten uns mehrere Drohnen gleichzeitig. Man fühlt sich trotz etwas Unbehagen dennoch immer sicher.

Wir erkunden das verschlafene Fort Monroe mit seiner imposanten Festungsanlage, und genießen den hellen weitläufigen Strand in Little Greek. Christiane und Thomas trauen sich ins kalte Wasser und werden sofort von vorbeischwimmenden Delfinen angelacht. Es ist dies einer der vielen magischen Momente des Törns. In Norfolk pulsiert das Stadt-Leben. Pride Weekend, Wine Weekend, Heavy Metal Konzert direkt auf der Bühne der Waterside Front vor unserem Boot, ein Eishockeymatch und das Battleship Wiscontin prägen unsere Stunden. Mit der sehr empfehlenswerten Brewery The Grain haben wir auch schnell ein Stammlokal gefunden. Von dessen Terrasse im 5. Stock des Hilton hat man einen wunderbaren Blick auf den Hafen mit den imposanten Kriegsschiffen und der kleinen BODAN. Wir genießen die Bang Bang Shrimps und letzten Segeltage bei sommerlichen Temperaturen und sanfter Brise und lassen den Gennacker doch noch aus dem Sack.

Beim Zusammenräumen stehen wir vor einem schier unlösbaren Rätsel: 4 Weingläser zu Beginn, plus 1 aus der Kiste im Vorschiff, minus 2 wegen Glasbruch, plus 3 Gläser nachgekauft. Wie lange geht es, bis der Bestand wieder bei 4 ist, sollte nicht wieder ein ungeplantes Ereignis eintreten?

Wie immer kommt am Ende des Törns etwas Wehmut auf. Die Crew wächst zusammen, die BODAN ist uns 2. Heimat geworden. Es stellt sich die essenzielle Frage nach der nächsten Hafenkneipe, die aber unbeantwortet bleibt. Ade und vielen Dank für die schöne Zeit.

Alle Fotos © Bertold Bischof

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