Mit Haribo, Herbstfarben und Heldentaten
Ruderwanderfahrt Ratzeburger Seen
Tag 1: Abenteuer auf dem Wasser und an Land
Es ist noch dunkel – zumindest gefühlt, als wir, sechs EKRC-Rudernde, uns auf den Weg zum Ratzeburger Ruderclub machen. Ziel: meine erste Wanderfahrt! Und weil ich die oder der Jüngste bin, die das erste Mal dabei ist, darf ich den Bericht schreiben. Ob das wirklich Tradition ist? Niemand widerspricht, also schreibe ich mal los.
Vor Ort schließen wir uns dem Samstagsrudern der Ratzeburger an. Im 8er, ergänzt durch zwei Ratzeburger Ruderer und Steuerfrau Steffi, geht’s im Achter los auf dem großen Küchensee. Das Wasser ist spiegelglatt. Kurz denke ich: „Wow, hier ist das Wasser wohl immer so!“ Spoiler: Ist es nicht. Die internationale Regattastrecke liegt ruhig da, das Ufer leuchtet in Herbstfarben – und Steffi übernimmt neben dem Steuern auch gleich die Rolle der Fremdenführerin.
Der Wind hat andere allerdings andere Pläne als wir. Der Übergang zum kleinen Küchensee wird zur Herausforderung: Das Boot will einfach nicht so gerade bleiben, dass wir durch den Übergang rudern können. Also Plan B – ein windgeschützter Übergang mit engen Kurven in den Ratzeburger See. Hier üben wir das Manöver „Ruder lang“ intensiv und fahren ein für mich ungewohntes Manöver: vorne rudern, hinten gegenrudern, Mitte chillt. Zentimeterarbeit, aber Steffi bleibt cool.
Weiter geht’s über den Ratzeburger See, vorbei an Jugendherberge, Ruderakademie und Dom in den Domsee. Der Wind frischt auf, kleine Schaumkronen tanzen vereinzelt auf dem Wasser – so viel zur Spiegelglätte. Auf dem Rückweg schaffen wir sogar die Durchfahrt, die uns vorher verwehrt blieb.
Zurück am Club genießen wir den Luxus eines kleines Bootswagens (kein Schleppen – ein Traum!) und bekommen eine Mini-Führung durch das traditionsreiche Clubhaus. Fünf Olympiagoldmedaillen – nicht schlecht!
Dann geht’s zur Jugendherberge, Gepäck abladen, und weiter zur Stadtführung. Die Stadtführerin ist spontan, engagiert und ruderaffin: kurzerhand organisiert sie eine Besichtigung der Bootshalle der Ruderakademie samt Trainergespräch. Die Boote dort? Schick. Die Infos? Spannend.
Danach übernimmt sie wieder das Ruder – diesmal in der Altstadt. Neben Rudergeschichte und „Ruder-Professor“ Karl Adam erfahren wir auch viel über die allgemeine Geschichte Ratzeburgs. Die Führung endet würdevoll im Dom – ein echtes Highlight, nicht nur für Geschichtsnerds.
Nach so viel Input gibt’s leckeren Kuchen zur Verarbeitung, einen Spaziergang zur Verdauung und abends leckeres italienisches Essen zur Belohnung. Der Abend klingt in der Jugendherberge gemütlich aus – mit netten Gesprächen und vollem Bauch.
Tag 2: Frühbaden, Langstrecke und Haribo-Strategie
Am nächsten Morgen um 7 Uhr springen vier Unerschrockene in den Ratzeburger See. Nur knapp über 10 Grad – das macht wach! Danach erwartet uns ein Frühstücksbuffet, das mit Schulzeit-Erinnerungen aufräumt: keine Blechkanne mit Hagebuttentee, sondern selbstgemachte Konfitüre und alles, was das Ruderherz begehrt.
Gestärkt geht’s wieder zum Club. Heute stehen über 30 km auf dem Plan – irgendeine Ruderregel sagt, dass das zur Wanderfahrt dazugehört, lerne ich. Zum Glück sind wir mit Haribo und Schokolade bewaffnet. Auch so eine Wanderfahrtregel: Süßkram ist Pflicht. Angeblich….
Ulrike und Tina stoßen dazu, zwei weitere Ratzeburger vervollständigen die Mannschaft. In zwei gesteuerten Vierern rudern wir über den Ratzeburger See, der sich als ziemlich lang herausstellt. Das Wetter bleibt trocken, die Sonne blinzelt ab und zu durch die Wolken und bringt dann die Herbstfarben zum Leuchten.
Auf der Wakenitz geht’s noch ein Stück Richtung Lübeck – aber nicht ganz bis zur Hansestadt. Im Fährhaus Rothenhusen machen wir Mittagspause mit schöner Aussicht und warmem Essen. Auf dem Rückweg tauschen wir die Steuerleute mehrfach – teils mit akrobatischen Einlagen. Jeder freut sich mal, nicht auf dem Rollbrett zu sitzen.
Der See bleibt lang. Sehr lang. Die Idee, noch in den Domsee abzubiegen, damit auch Tina ihn noch kennenlernt, wird einstimmig abgelehnt – Tina verzeiht’s. Schließlich steuert Rebecca uns souverän durch die S-Kurven und erreichen wir wieder den Club. Dort lassen wir das Wochenende bei Kaffee und Keksen ausklingen.
Fazit: Rudern, lachen, lernen – und viel Haribo.
Meine erste Wanderfahrt war ein voller Erfolg. Ich habe neue Manöver gelernt, nette Leute kennengelernt, viel gelacht und festgestellt: Die Ratzeburger Seen sind ein echtes Ruderparadies und die Ratzeburger Ruderer sehr nette und hilfsbereite Gastgeber! Danke dafür! Und auch ein dickes Dankeschön an Uwe für die tolle Organisation – ich bin beim nächsten Mal gern wieder dabei!
PS: Ja, Haribo gehört wirklich dazu. Und ob der jüngste Wanderfahrtneuling wirklich immer den Bericht schreibt? Ich weiß es nicht – aber es war gar nicht so schlimm!
Text: Kristin Lewko, Bilder: Uwe Baumgarten
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