Unterwegs an der Westküste
Ocean Race – Ruderverbot auf der Förde? Dann eben anderswo. Und so tauschen wir den quirligen Trubel auf Kiellinie und Förde gegen die beschauliche Ruhe der Westküste.
Im Vorfeld Aufregung um die Teilnahme. Die Mysterien der modernen Software haben auf magische Weise alle Anmeldungen in unserem Klubraum in Luft aufgelöst. „Findet die Fahrt jetzt statt?“ – Claus organisiert die weiteren Abstimmungen wie in alten Zeiten über die Chatfunktion.
Wir sind zu Gast bei der Friedrichstädter Rudergesellschaft (FRG). Im Vorfeld gibt Claus die verfügbaren Bootsplätze bekannt. Die Liste enthält zwei Riemenboote, darunter einen Zweier. Insbesondere Letzterer sorgt für schlaflose Nächte bei einigen Teilnehmern: „Ich bin doch noch nie Riemen gerudert!“
Alles halb so wild – der Zweier ist als Doppelzweier geriggert, bleibt also nur der Riemenvierer zu besetzen. Mit dem Versprechen auf einen späteren Tausch kommt dann schließlich eine Mannschaft zustande. Wir bekommen, bis auf eine Plastikbadewanne, schöne schnittige Sperrholzboote und die Ermahnung mit auf den Weg, diese sorgsam zu behandeln.
Los geht’s! Die früher so beliebte Stadtrundfahrt gibt es nicht heute nicht. Nach einer Sanierung sind einige Passagen zu eng geworden für Ruderboote. Schade! Also gleich ab auf die Treene. Diese erweist sich als erheblich breiter, als erwartet. Man fühlt sich eher auf einem See als einem beschaulichen Flüsschen.
Deiche begrenzen Blick auf Wegesrand und erlauben nur begrenzten Blick auf Fauna und Flora. Erstere präsentiert sich überwiegend durch Schafe auf dem Deich, letztere mit viel Schilf am Wegesrand. Abwechslung bietet die Passage von Schwabstedt sowie die Mittags- und Wendepause an der Kanueinsetzstelle „Natobrücke“ nach ca. 15 Km mit glitschigen Gummimatten als Aus- und Einstiegshilfen.
Entgegen der landläufige Erfahrungen sind auf dem Hinweg die Zweier teilweise klar vor den Vieren unterwegs. Die Riemenruderer müssen sich wohl erst einmal finden. Auf dem Rückweg soll die Welt dann wieder in Ordnung sein, die Vierer haben sich gefunden und ziehen davon.
„Auf einen Fluss hat man in der Regel wenig Probleme mit dem Wind im Gegensatz zu uns auf der Förde.“ Dieses Vorurteil müssen wir revidieren. Auf dem Rückweg hat der Wind aufgefrischt, ungebremst bläst er uns, je nach Flussverlauf, überwiegend entgegen. Die jetzt schon dem Wasser sichtbaren Wellen lassen erahnen, wie das Revier bei richtigem Wind aussuchen könnte. Und Wind kann man schließlich hier an der Westküste!
Zurück an Land der Beschluss, sich noch einmal die Beine zu vertreten. Also ab über die Holländisch inspirierte Fußgänger-Klappbrücke auf zum Marktplatz. In der ersten Eisdiele zur Rekonvaleszenz-Eisbecher. Die Größe der Pokale richtet sich nach den gefühlten Strapazen des zurückliegenden Tages und so gehen die Portionen in Familiengröße nur so über den Tisch. Und bei den Unersättlichen – oder sind es die Unentschlossenen? – zum Nachtisch noch eine Kugel auf die Hand.
Dank an unsere Gastgeber von der FRG, dass wir bei Euch zu Gast sein durften und an Claus, der die Sache in die Hand genommen hat. Es war ein schöner Tag!
Hans-Martin Hörcher
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