Oskar Kroglowski schreibt Kieler Rudergeschichte
Zum ersten Mal in über 160 Jahren gewinnt der EKRC auf der legendären Henry Royal Regatta
Die Henley Royal Regatta ist eine der renommiertesten Ruderregatten der Welt und findet jährlich auf der Themse bei Henley-on-Thames in England statt. Seit ihrer Gründung im Jahr 1839 zieht das traditionsreiche „Royal Event“ internationale Sportler und Zuschauer an. Die Regatta ist bekannt für ihre einzigartige Atmosphäre, strenge Etikette und hochklassige Ruderwettbewerbe. Der Interessierte möge sich noch einmal die Berichte dazu auf der EKRC Website zu Gemüte führen https://www.ekrc.de/rudern-historisches/ und https://www.ekrc.de/aktuell/henley-2019/
Das Ausscheidungssystem der Henley Royal Regatta unterscheidet sich deutlich von den meisten anderen Ruderwettkämpfen. Statt mehrerer Boote pro Rennen treten jeweils nur zwei Teams – sogenannte „Crews“ – im direkten Duell gegeneinander an. Dieses K.-O.-System bedeutet, dass in jeder Runde nur das siegreiche Boot weiterkommt, während das unterlegene Team als „Looser“ ausscheidet. Die Rennen werden über eine gerade Strecke von etwa 2.112 m auf der Thames bei Henley UK ausgetragen, wobei jedes Duell von der Startlinie bis zur Zielgeraden die volle Konzentration und taktisches Geschick erfordert. Die Bahn ist sehr eng und bekannt für Strömungen unterhalb der Wasseroberfläche. Runde für Runde werden so die Mannschaften wie im Tennis reduziert, bis am Ende des Wettbewerbs im „Grand Final“ die beiden besten Crews um den prestigeträchtigen Sieg kämpfen.
Beim diesjährigen Wettbewerb sorgte insbesondere das Rennen im Prince of Wales Cup (ein Wettbewerb im Doppelvierer für Studenten) für Aufsehen. In dieser prestigeträchtigen Kategorie, die traditionell hochkarätig besetzt ist, traf die Mannschaft um Oskar Kroglowski aus Kiel beim „Grand Final“ am letzten Sonntag auf das starke Team des Marlow Rowing Club.
Für Oskar, der in diesem Jahr nicht mehr bei den U-23 und den Leichtgewichten startet war Henley Saisonziel und Höhepunkt zugleich, da es ihm in seinem ersten A-Jahr – aus verschieden Gründen – nicht gelang, sich für die Nationalmannschaft und die Weltmeisterschaften zu qualifiezieren.
Von Beginn an entwickelte sich ein packendes Duell zwischen der deutschen Crew mit Arno Gaus/Bonn (Schlag), Moritz Küpper/Herdecke, Ole Hannack/Offenbach und dem 24-jährige Maschinenbau Studenten Oskar Kroglowski (Bug) und dem Marlow RC aus UK, der sich nach einem Blitz-Start zunächst an die Spitze setzte. Oskar und seine Kameraden ließen sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Mit jedem Schlag zogen sie langsam an dem britischen Boot vorbei und bauten ihren Vorsprung bei 2/3 der Strecke bis auf über eine Länge weiter aus. Spannend wurde es noch einmal als die Mannschaft versteuerte und knapp vor das gegnerische Boot fuhr und ein „Warning“ des Schiedsrichters – hier „Umpire“ genannt bekam. Im letzten Drittel des Rennens zeigte das Team aus Deutschland noch einmal seine ganze Klasse: Mit einem kraftvollen Endspurt sicherten sie sich schließlich den Sieg mit fast einer Länge Vorsprung vor dem Marlow RC und konnten so stolz den wertvollen Silberpokal aus der Hand des Präsidenten des Welt-Ruder-Verbandes Jean-Christoph Roland entgegennehmen.
Diese herausragende Leistung war nicht nur ein Triumph für die Mannschaft um Oskar, sondern stellte zugleich den einzigen deutschen Sieg bei der diesjährigen Henley Royal Regatta dar, nachdem Favorit und Olympiasieger Oli Zeidler im Halbfinale gegen den neuseeländische Skuller ausgeschieden war und der deutsche Frauen-Doppelvierer von den Niederländerinnen im Final geschlagen wurden.
Mit diesem Sieg schreibt Oskar Rudergeschichte. Noch nie in der über 160-jährigen Geschichte des Erster Kieler RC von 1862 gewann ein Ruderer in den Farben des Clubs auf der Royal Henry Regatta und noch nie in der 186-järigen Geschichte der Regatta gewann ein deutsches Boot den „Prince-Of-Wales Cup“.
Clubmitglieder sind zwar in Henley gestartet auch siegreich – so Christian Prey im Achter, dem Grand Challenge und Sönke Ossmann im offenen Doppelvierer dem Queens Mother Cup, aber hatte nie die Farben des EKRC dort vertreten.
Für Oskar war Henley ein einmaliges Erlebnis. „Ich bin schon viele Rennen und Meisterschaften auf unterschiedlichen Niveaus und Orten dieser Welt gefahren, aber Rudern auf der Henley Royal Regatta mit dieser Strecke, dem Ausscheidungssystem und vor allem dem Publikum hier eine komplett neue Ruderdimension!“
Harald Schulz
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