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Traum von Amsterdam

Unser Start in die Regattasaison

Nach den Teilnahmen beim Heineken Roeivierkamp in Amsterdam 2023 und 2024 hatte sich unser Team entschlossen dieses Jahr stattdessen zum ersten Mal beim Head of the River anzutreten. Einige Gründe sprachen dafür: Mehr Zeit um auch etwas von der Stadt zu sehen und nicht nur zwischen Regattastrecke und Hostel zu pendeln (nur ein Rennen statt vier), Rückkehr am Sonntagabend und nicht erst mitten in der Nacht zu Montag und last but not least, Felix würde dadurch seinen Geburtstag mal zu Hause und nicht auf Regatta verbringen.

Die Vorbereitungen in den letzten Wochen und Tagen wurden von diversen krankheitsbedingten Ausfällen überschattet, aber zum Glück sind wir als Team inzwischen so gut aufgestellt, dass wir selbst das kompensieren konnten und sich acht gesunde Ruderinnen Freitagmittag auf den Weg nach Amsterdam machten. Natürlich auf der Playlist vertreten: Traum von Amsterdam von Powerplay.

Unser Regattatag Samstag startete ungewohnt entspannt, da unser Rennen erst für 16.20 Uhr angesetzt war. So nutzen wir das frühlingshafte Wetter mit strahlendem Sonnenschein und angenehm warmen 18 Grad für einen gemütlichen Spaziergang entlang der Amstel und der Begehung des letzten Teils der Strecke. Dicht gefolgt von Kommentaren, wie schön es doch dort sei bei dem tollen Wetter, folgte auch schon die Feststellung „Hier werden wir nachher sterben.“, was erst zu vielen Lachern, aber auch der Realisierung führte, dass wir schließlich nicht zum Flanieren, sondern 8km Rudern hergekommen waren.

Nach dem Mittag ging es also zu Willem III, dem ausrichtenden Ruderclub, bei dem unser Hänger stand, und wo wir nach dem Aufriggern von Anton Willer Richtung Start ablegten. Während wir bei Langstreckenregatten in Deutschland froh sind, wenn es überhaupt eine Gegenmeldung gibt, war es hier wie auch in den letzten Jahren mal wieder beeindruckend, wie viele Frauenachter alleine in unserer Division, dem Damen Club-Achter, gemeldet waren (mit uns 19 Boote). Dementsprechend staute es sich auch auf den 5km zum Start, aber Felix schaffte uns souverän Lücken für unser Warmfahrprogramm, während wir an wunderschönen Hausbooten, Mühlen und Höfen vorbeifuhren. Am Start angekommen, gewendet und eingereiht, ging es dann auch schon zügig los auf die 8km lange und kurvige Strecke, bei der teilweise hartes Steuern und das komplette Herausnehmen einer Seite erforderlich ist.

Unser Ziel: Nach einer explosiven Startphase auf einer Schlagzahl von 31-33 mit konstantem Druck und dem ein oder anderen zusätzlichen Druck-Zehner oder Zwanziger durchfahren, in der zweiten Hälfte nicht die Technik vernachlässigen und bei der Rennbesprechung zwar so nicht ausgesprochen, aber geprägt von den Erfahrungen der letzten zwei Jahre beim Heineken Cup mit sehr starken niederländischen Booten: ein für uns gutes Rennen fahren und nicht Letzte werden.

Gesagt, getan: Das Boot mit dem für uns recht amüsanten Clubnamen Gouda, das direkt hinter uns gestartet war, verschwand schon früh und spätestens nach der scharfen Backbord-Kurve komplett aus unserer Sicht, während Felix uns damit motivierte, dass sich der Abstand zum Boot vor uns stetig verringerte. Irgendwo zwischen Kilometer 2 und 3 war es schließlich so weit und Sitz für Sitz konnten wir uns an Team Argo vorbeischieben. Auf einer Langstrecke das vor einem gestartete Boot zu überholen ist ein grandioses Gefühl und wahnsinnig motivierend. Damit war an diesem Punkt dann auch schon klar, dass wir definitiv nicht letzte werden würden. Aber das Rennen war ja noch lange nicht vorbei und Felix nahm das nächste Boot vor uns in den Blick. Ich persönlich dachte, dass es nicht realistisch wäre, an das auch noch ranzukommen, wurde aber eines Besseren belehrt, als ich mich als Bugfrau auf einmal doch auf Höhe mit dem Steuermann der Gegnerinnen befand. Trotz zahlreicher niederländischer Fans, die ihren Clubachter auf dem Fahrrad begleiteten und lautstark anfeuerten, konnten diese nicht gegenhalten und nach einer weiteren anstrengenden Kurve unter der Autobahnbrücke hindurch, war das nächste Boot überholt. Damit hatten wir für die nächste Kurve nun die Innenlinie und überholten schon wenig später genau vor dem Ruderclub Willem III mit seiner kleinen, aber lauten Tribüne mit nur wenigen Schlägen Boot Nummer 3.  Diese Überholmanöver waren mental ein Segen, weil sie uns eine ganz konkrete Aufgabe gaben dranzubleiben oder sogar noch mehr aufs Stemmbrett zu treten, aber kosteten körperlich natürlich einige Körner. Dementsprechend brannten Arme, Schultern, Beine und Lungen, das eine oder andere Stöhnen ging durchs Boot, aber an Nachlassen war nun erst recht nicht zu denken auf den letzten beiden Kilometern. Schließlich war sogar ein Endspurt, der seinen Namen verdiente, weil das Tempo tatsächlich nochmal richtig hochging, auf den letzten 50 Schlägen dank Felix‘ gezielter und motivierender Calls noch drin. Wäre das Ziel ein paar Meter weiter hinten gewesen, hätten wir sogar noch ein viertes Boot komplett überholt, mit dem wir nun nach 28 Minuten und 54 Sekunden nach unserem Start Seite an Seite durchs Ziel fuhren.

Anstrengung und Erschöpfung wichen nach nur wenigen Minuten der puren Freude über das tolle Rennen, Stolz, so viele Boote überholt zu haben und Zufriedenheit, dass der Rennplan so gut aufgegangen war. Selbst eins der gegnerischen Boote kommentierte auf der Rückfahrt zum Steg mit „You rowed really fast.“. Zurück am Hänger eröffnete auch Felix die Rennbesprechung damit, wie zufrieden er mit dem Rennen und unserer Leistung war. „…und deshalb sind wir auch die drittschnellste Zeit gefahren.“, fuhr er fort und sorgte damit erst für ein paar Sekunden für Unglauben und dann für noch größere Begeisterung, Freude und Stolz. Bloß nicht letztes Boot werden war unser Ziel gewesen, da fühlt sich der dritte Platz schon fast wie ein Sieg an.

Nach dem Abriggern und Verladen verbrachten wir einen lustigen und geselligen Abend gemeinsam mit dem Männer-Achter in der L’Osteria und Sonntag stand nochmal richtig Touri-Programm auf dem Plan. Bei immer noch strahlendem Sonnenschein spazierten wir durch die Innenstadt, gönnten uns Stroop-Waffeln und Choco Mel und rundeten das Wochenende schließlich noch mit einer Sightseeing-Bootstour durch die Grachten ab, bevor wir uns auf den Rückweg nach Kiel machten. Auch da erst recht hoch im Kurs auf der Playlist: Traum von Amsterdam.

                               Melanie Schäfer

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