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Das Haus am See

Das Wetter wird bekanntlich am Steg gemacht, unabhängig vom Ruderrevier. Doch auch diese alte und allgemeingültige Ruderweisheit löst drei Tage vor Beginn der „Bunte-Blätter-Fahrt“ keine Riesenwelle an Optimismus aus. Für das geplante Wochenende sagt die Prognose Graupelschauer, Temperaturen um null und heftigen Wind an.

Doch je näher die Fahrt rückt, desto besser wird die Wettervorhersage für den Südosten Berlins. Dort, in Schmöckwitz befindet sich das Standquartier für die zweitägige Tour: Das Haus am See. Vier komfortable Ferienwohnungen mit mehreren Schlafzimmern, Küchen und Bädern, einem großzügigen Wohn- und Essbereich. Von der Terrasse führt eine Freitreppe in den Garten mit Bootsanlegestelle am Zeuthener See.

Die Boote bleiben erst einmal auf dem Anhänger, denn am Samstagmorgen nach dem Frühstück geht es nach Fürstenwalde. Der Ruderverein liegt am Oder-Spree-Kanal, auf dem unsere Tour beginnen soll. Pünktlich zum Ablegen durchbricht die Sonne die Wolkendecke: Das Wetter wird eben doch am Steg gemacht!

Die Idee des Oder-Spree-Kanals geht übrigens zurück auf Kaiser Karl IV., der 1373 in den „Fürstenwalder Verträgen“ die Mark Brandenburg erwarb und die Idee von einer schiffbaren Verbindung zwischen der oberen Oder und der Elbe träumte. Mehr als 500 Jahre sollte vergehen, bis über mehrere Zwischenstufen und Bauabschnitte der Kanal in heutige Form schließlich 1891 eingeweiht wurde.

Die Kanalufer sind bewaldet, und auf der Nordseite schlängeln sich einige naturbelassene Altarme der Spree. Nach wenigen Kilometern ist die „Große Tränke“ erreicht. Hier fällt die Müggelspree hinter einem Wehr ab, so dass die vier Zweier mit einer Bootsschleppe umgesetzt werden müssen. In zahlreichen Schleifen mäandert die Müggelspree durch die Altmark. Durch die Renaturierung hat man viele der ursprünglichen Flussschleifen und Altarme wieder geöffnet und dafür die Begradigung zugeschüttet, so dass die Ruderstrecke etwas länger ist als geplant. Dafür ziehen die Boote relativ einsam und fernab von Verkehrswegen ihre Bahnen durch Wälder und Auen – ein wahrlich erholsamer Rudergenuss! Mittagsrast ist auf dem Biwakplatz an der Spreebrücke in Mönchwinkel. Eine leichte Strömung lässt die Boote gut vorankommen und fordert in einigen engen Kurven die Aufmerksamkeit der Steuerleute. Bei den Wasserfreunden Erkner gibt es eine sonnige Kaffeepause und einen weiteren Landdienstwechsel. Wenige Ruderschläge nach dem Ablegen ist der Dämeritzsee erreicht. Weil der Gosener Graben als natürliche Verbindung zwischen Dämmeritz- und Seddinsee gesperrt ist, müssen die Boote den Gosener Kanal fahren. Dieser wurde zu den Olympischen Spielen 1936 gebaut, um die Schifffahrt zwischen Oder-Spree-Kanal und Spree über den Müggelsee umzuleiten.

Der Wind ist inzwischen – allen Prognosen zum Trotz – vollends eingeschlafen. Spiegelglatt liegt der Seddinsee im gleißenden Licht der Nachmittagssonne. In einer Bucht des Zeuthner Sees liegt schließlich der Garten unseres „Hauses am See“. Kaffee und Bier stehen bereit und die Sauna ist ebenfalls angeheizt für ein wenig abendliche Entspannung nach dem langen Rudertag.

Dichter Nebel liegt am Sonntag über dem See, in den frühen Morgenstunden regnet es. Was einige nicht von einem Kältebad im See abschreckt. Wie am Vortag hebt sich der Nebelschleier und zum Ablegen scheint wieder die Sonne! Auf dem Programm des zweiten Tages steht die Müggelseeumfahrt. An der Koppelstelle Schmöckwitz nehmen die Zweier Kurs auf die Regattabahn Grünau und folgen dem Lauf der Dahme weiter bis Köpenick. Von dort ist es spreeaufwärts nicht mehr weit bis zum Friedrichshagener Ruderverein.Ein altes, villenähnliches Ruderbootshaus und eine großzügige Steganlage bieten Platz für die Mittagspause, während die Boote im Wasserverbleiben können. Die Strecke steht in krassem Kontrast zur Vortagestour: Städterudern eben, aber trotzdem sehr abwechslungsreich. Auf dem Müggelsee ist trotz des guten Wetters nicht viel los. Ein sehr schwacher Wind sorgt allenfalls für eine leichte Kräuselung der Wasseroberfläche.

Über die Müggelspree geht es wieder zum Gosener Kanal und auf den Seddinsee, der sich auch am zweiten Tag von seiner besten Seite zeigt. Da das Quartier bereits nach dem Frühstück geräumt werden musste, endet diese zweite Etappe am Steg des ESV Schmöckwitz. Der Empfang ist gastfreundlich: Böcke stehen bereit, fleißige Helfer unterstützen beim Boote tragen und Kaffeeduft weht über den Bootsplatz. Schnell ist alles verladen und verstaut, es ergibt sich die Gelegenheit, zu duschen und bei der abschließenden Kaffeetafel die Erlebnisse dieses fantastischen Ruderwochenendes noch einmal Revue passieren lassen, bevor uns das graue Band der Autobahn umfängt.

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