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Mannheim: Adler-Fan Steffen Lucas fuhr einst mit dem Moped zum Eishockey

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		Mannheim:  Adler-Fan Steffen Lucas fuhr einst mit dem Moped zum Eishockey

Von Volker Endres

Mannheim. Ein bisschen traurig steht Steffen Lucas auf dem zugigen Vorplatz der SAP Arena, die eigentlich für sieben bis acht Monate sein Wohnzimmer ist. Es fehlt nicht viel, da würde er an den verschlossenen Türen rütteln wie einst Gerhard Schröder an den Gittern des Kanzleramtes. Noch viel mehr als der Sport fehlt ihm aber der Austausch mit den anderen Eishockeyfans – ob aus Mannheim, Deutschland oder Europa.

"Ich glaube in dieser Saison nicht mehr daran, dass noch einmal Zuschauer in die Halle dürfen", sagt Lucas. Der 53-jährige besucht seit 1984 die Spiele der Mannheimer Adler, die in seinen Anfangsjahren als Fan noch Mannheimer ERC hießen. Dass in dieser denkwürdigen Saison trotzdem gespielt wird, findet er gut: "Wir Fans stehen ja nur ganz am Ende der Kette. Man muss zunächst einmal an die Leute denken, die mit Eishockey ihren Lebensunterhalt verdienen." Eben die Angestellten der Clubs – "von den Eismeistern bis zu den Angestellten in der Geschäftsstelle."

Als Informatiker betrachtet er die Situation nüchtern. "Für uns Fans ist es nur Hobby und Leidenschaft." Das allerdings, wie in seinem Fall, schon seit Jahren und Jahrzehnten. "Mein erstes Spiel habe ich 1984 gesehen." Kein Wunder, ist seine Heimat, das pfälzische Forst, doch nicht gerade eine Eishockey-Hochburg. "Ein Schulkollege hat mich damals mitgenommen", erzählt Lucas Mit dem Moped ging es damals über die Dörfer bis nach Mannheim. Erst nur wenige Spiele in der Saison, mit der Zeit aber immer mehr, seit 1994 regelmäßig und ab 1996 auch auswärts. "Da war Frankfurt mein erstes Spiel."

So wurde "Lusches" zu einem festen Bestandteil der Mannheimer und schließlich auch der bundesweiten und internationalen Fanszene. International ist auch sein Spitzname. "Ich habe auf einem Weinfest versucht, einem Amerikaner meinen Nachnamen zu erklären", lacht er. Und der "Lucas" wurde zum "Lusches". Kein Fehler. "Wir wurden zu echten Groundhoppern", also Fans, die möglichst viele Spielorte in möglichst vielen Ländern besuchen. "Zusammen mit einem Freund habe ich deshalb auch eine Internetseite mit Stadien bis in die Oberliga aufgebaut."

141 Eisstadien in 18 Ländern sind bei ihm so schon zusammengekommen. In einer Spielzeit kam er auf 158 Spiele und 48.000 zurückgelegten Kilometern, besuchte Weltmeisterschaften, Vorbereitungsturniere, Olympische Spiele. "Nur in Nordamerika war ich noch nie." Eigentlich ein Fauxpas für einen glühenden Eishockeyfan. "Das hat sich einfach noch nie ergeben. Aber man braucht ja auch noch Ziele."

Ziele, die er wohl auch 2021 nicht verwirklichen wird. "Ich bin gerade in der längsten Sommerpause meines Lebens", sagt der Pfälzer. Seit März vermisst er nicht nur das Eishockey, sondern vor allem die Gemeinschaft. "Ein Heimspiel besteht schließlich nicht allein aus dem Sport. Da schaut man das Spiel, und in den Pausen trifft man sich mit Freunden, trinkt ein Bier, analysiert das Spiel und erzählt."

So betritt er die Arena in der Regel über die Gaststätte "Russo", wo er die ersten Gespräche führt. "Und dann geht es zum Stehplatz, denn egal, ob man steht oder sitzt: Dort ist nunmal der Treffpunkt, zu dem alle kommen." Um sich herum hat er nur Dauerkartenbesitzer. Man kennt sich, man schätzt sich. Aber all das fällt aktuell weg. "Es ist doch klar, dass wir keine ausverkaufte Halle erleben werden. Und die Adler könnten noch nicht einmal alle 6000 Dauerkartenbesitzer in die Halle lassen. Das bedeutet, dass man gar nicht alle Freunde treffen kann", so "Lusches".

Er verbringt seine Zeit deshalb aktuell lieber vor dem Fernsehgerät und ist froh, dass überhaupt wieder Eishockey gespielt wird. "Dort machen wir es wie früher. Wir verfolgen das Spiel und sprechen mit Freunden darüber." Lucas hofft auf eine "normale Saison" 2021/22. "Es steht und fällt alles mit dem Impfstoff."

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