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ERC Mannheim: Vor 40 Jahren feierte Mannheim die erste Deutsche Eishockey-Meisterschaft

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		ERC Mannheim:  Vor 40 Jahren feierte Mannheim die erste Deutsche Eishockey-Meisterschaft

Von Rainer Kundel

Mannheim. Für den deutschen Sport war der Mannheimer ERC vor 40 Jahren ein Überraschungs-Eishockeymeister, rückblickend betrachtet war es eine eher rasante Entwicklung nach dem Aufstieg in die 1. Bundesliga zwei Jahre zuvor. 1978 machte Trainer Heinz Weisenbach die Mannschaft erstligatauglich, indem er als Ergebnis seiner Ahnenforschungsreise fünf deutschstämmige Kanadier für den MERC gewinnen konnte und damit prompt den sechsten Platz erreichte. Ein Jahr darauf war die Verpflichtung einer kompletten ersten Sturmreihe schon eine deutliche Kampfansage. Marcus Kuhl, damals 23, als Rückkehrer aus Köln, Holger Meitinger vom SB Rosenheim und NHL-Profi Ron Andruff hießen die "Musketiere", die acht Monate später neben Torhüter Erich Weishaupt und den Verteidigern Brent Meeke und Harold Kreis die Eckpfeiler der Meistermannschaft bildeten.

Die Saison 1979/80 war geprägt von einem Spielmodus, der einer Unterbrechung wegen der Olympischen Winterspiele in Lake Placid im Februar geschuldet war. In der letzten Spielzeit vor Einführung der Playoffs hatte der Meister 48 Spiele zu bestreiten. Einer Einfachrunde mit zwölf Vereinen folgten eine Zwischenrunde, die in drei Gruppen gespielt wurde, die sich aus den vorherigen Platzierungen zusammen setzten, und eine Endrunde der besten Acht. In dieser Konstellation sah Dr. Jano Starsi, Trainer des Titelfavoriten SC Rießersee, den entscheidenden Vorteil für die Kurpfälzer, die in der Zwischenrunde von zwölf Partien nur eine verloren.

Dennoch spitzte sich die Entscheidung erst im März in den direkten Duellen mit den Garmischern zu, wo der MERC mit einem 4:2 unter der Zugspitze und einem 5:4 im heimischen Friedrichspark entscheidende Punkte erkämpfte. In Erinnerung aus beiden Spielen bleibt die Torhüterleistung von Erich Weishaupt, der nach unglaublichen Paraden von rund 1000 mitgereisten Fans unter den 10.000 im Olympia-Eisstadion gefeiert wurde. Und zu Hause das "Korkenzieher-Solo" von Holger Meitinger zum Siegtor gegen Weltklasse-Keeper Vladimir Dzurilla.

Dass die erste deutsche Meisterschaft 42 Jahre nach der Klubgründung schon am vorletzten Spieltag mit dem 9:6-Sieg beim Berliner Schlittschuhclub zementiert war, dafür sorgte auch ein Zähler wenige Tage zuvor mit dem 8:8 beim EV Füssen. Ein Spiel, das als die "Mutter aller Aufholjagden" in die Annalen ging. Der MERC lag am Kobelhang mit 2:7 in Rückstand und erkämpfte noch ein Remis, wobei Weisenbach aufs Ganze ging und nach dem hohen Rückstand nur noch mit zwei Sturmreihen angreifen ließ.

Am 3. April, dem Gründonnerstag, saßen dann die Fans zu Hause auf heißen Kohlen. Wie nur ans Ergebnis aus Berlin kommen, wo es am Karfreitag keine Tageszeitung gab? In Zeiten vor Videotext und Internet war zum Glück auf den Hörfunk Verlass. Der damalige SDR schaltete nach den 22 Uhr-Nachrichten live in die Schlussphase. Danach wurde in Mannheim so mancherorts die Sperrstunde übergangen, das war aber nur der Anfang eines Feier-Marathons.

Das abschließende Heimspiel gegen den Kölner EC (6:8) hatte im berstend vollen Friedrichspark vor rund 11.000 Besuchern nur selten Züge von Ernsthaftigkeit, schließlich drehten an diesem Ostersamstag die Cracks in Frack und Zylinder – eine Leihgabe des Nationaltheaters – schon vor dem ersten Bully mit Sektgläsern auf Tabletts Ehrenrunden und Heinz Weisenbach verfolgte die Tollereien in Polizeiuniform von der Bande aus.

Erst gegen 1.30 leerte sich das Eisstadion, die Feierlichkeiten wurden vom Stadionrestaurant "Puck", wo Sportbürgermeister Manfred David auf dem Stuhl stehend "Von Nauheim bis nach Rießersee, von Köln bis an die Spree, Deutscher Meister ist nur der MERC" anstimmte, in die City verlegt. Wer in der Nobel-Disco Tiffany, wo die Spieler den Schampus kreisen ließen, keinen Einlass fand, zog weiter durch die Quadrate.

Auf den Hörfunk war Verlass

Am Ostermontag wurde der Trainer dann im kleinen Kreis verabschiedet. Präsident Helmut Müller, dessen finanzielles Engagement den Titel erst möglich machte, hatte für Pfeifenraucher Weisenbach ein edles Set aus Rosenholz parat. Längst war durchgesickert, dass sich der Coach nach Köln verändern würde. Am Dienstag folgte dann ein Umzug vom Schloss über Paradeplatz und die Planken zum Marktplatz, begleitet immer wieder von Sprechchören der Fans ("Weisenbach wir danken Dir"). Die Cracks dabei mehrheitlich in Sakko und Krawatte, nur Sonnyboy Ron Andruff fiel mit einem rot-weiß gestreiften Pulli etwas aus dem Rahmen. Den Ausklang bildete der Mittwoch, als Stadt und Verein in die Multihalle im Herzogenriedpark eingeladen hatten.

Noch heute sind einige Meisterspieler der Region verbunden. Harold Kreis (61) blieb weitere 17 Jahre bis zur nächsten Meisterschaft aktiv und hat sich seither als Trainer etabliert. Jörg Etz (66) betreibt mit seinen Söhnen eine Zahnarztpraxis in Neckargemünd, Peter Obresa (59) verwaltet Immobilien und Marcus Kuhl (64) hat sich inzwischen die Leitung des Jungadler-Nachwuchsleistungszentrums zur Aufgabe gemacht.

Boguslav Malinowski (71) war bis zum Ruhestand Angestellter bei Seyffer 3M im Casterfeld, Werner Jahn (64) betreibt eine Physiotherapie-Praxis in Frankenthal und Manfred Wolf (63) ist Geschäftsführer einer Firma, die schlüsselfertige Eishallen erstellt. Aber auch im Ausland lebende Cracks haben nie den Kontakt abreißen lassen. Zum Abschiedsspiel von Harold Kreis (1998) und zu "Bye, bye Friedrichspark" (2005) waren fast alle wieder versammelt.

Die Meister von 1980: Erich Weishaupt, Joachim Casper (Tor); Brent Meeke, Werner Jahn, Harold Kreis, Boguslav Malinowski, Norbert Mundo (Verteidiger); Marcus Kuhl, Ron Andruff, Holger Meitinger, Peter Ascherl, Manfred Wolf, Nikolaus Mangold, Jörg Etz, Dany Djakalovic, Roy Roedger, Peter Obresa, Elias Vorlicek, Jürgen Adams (Stürmer); Trainer: Heinz Weisenbach.

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