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Hirschberg: So lief das Handball-Derby

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		Hirschberg:  So lief das Handball-Derby

Von Tillmann Bauer

Hirschberg. Wenn Derby ist, steht Hirschberg kopf. Wir zeigen auf, wie das erste Nachbarschaftsduell zwischen dem TVG Großsachsen und der SG Leutershausen seit 2019 verlief, wer am Ende in der Sachsenhalle jubeln durfte und welchem der beiden ortsansässigen Handball-Drittligisten Bürgermeister Ralf Gänshirt die Daumen drückte. Eine Chronologie.

> 18.05 Uhr: Tobias Kleine-Nath-land fährt hupend vor. Der Geschäftsführer der Roten Teufel sponsert zwei Kästen Bier und drei Flaschen Sekt aus eigener Tasche. Das freut die rund 30 Schlachtenbummler, die sich vor der SGL-Geschäftsstelle getroffen haben, um zwei Kilometer in den anderen Ortsteil zu pilgern. Einer von ihnen ist Max Mayr. Das junge Fanclub-Mitglied, 22, strahlt. Er sagt: "Das Derby habe ich schon lange in meinem Kalender eingetragen. Es ist einfach wie Weihnachten – nur ohne Plätzchen." Mit Musik, Kaltgetränken und guter Laune zieht die Meute los. Mayr sagt: "Wir müssen zeigen, dass wir die Nummer eins im Ort sind." Dass er später jubeln wird, weiß er da noch nicht.

> 19.10 Uhr: Vor der Sachsenhalle riecht’s nach Gegrilltem. Auf dem Parkplatz stehen schon einige Menschen und trinken gemütlich gemeinsam ein frischgezapftes Bier. Auf die 3G-Kontrollen, die die mit 550 Zuschauern ausverkaufte Halle mit sich bringt, ist das Ordner-Team gut vorbereitet. Eine Viertelstunde vor Spielbeginn bilden sich am Eingang zwar Schlangen, der Einlass geht aber recht fix. Nachweis, Kontaktdaten, Stempel – den Anpfiff verpasst deshalb keiner.

> 19.53 Uhr: Matthias Dallinger greift zum Mikrofon. Der Hallensprecher macht deutlich, dass es keine Stehplätze gibt, man doch deshalb bitte sitzen bleiben soll. Er appelliert an das Publikum, die Maske über die gesamte Spielzeit zu tragen. Er sagt: "Bitte haltet Euch daran. Wenn Ihr Euch morgen ohne Maske in der Bild-Zeitung sehen wollt, dann versucht es ruhig." Nach dem Aufwärmen stimmen sich die Fanlager – manche vorbildlich, manche mit herabgezogenem Mundschutz – gesanglich ein. Es gibt laute "Saase"-Rufe, es folgt "Hause"-Geschrei. Weil der TVG vor dem Anpfiff noch um drei Vereinsmitglieder trauert und ihnen eine Schweigeminute widmet, beginnt das Spiel etwas später. Um fünf nach acht geben die Schiedsrichter Markus Fähnle und Jörg Schulle die Begegnung frei. Jubel, Trubel, Heiterkeit!

> 20.40 Uhr: Fünf Minuten vor der Halbzeit betritt Ralf Gänshirt die Halle. Der Bürgermeister nimmt sich Zeit für die RNZ. Er sagt: "Das ist für den ganzen Ort ein Spiel mit Symbolcharakter. Ich bin stolz, dass wir zwei so gute Drittligisten haben." Weil Großsachsen zu diesem Zeitpunkt mit 10:17 zurückliegt, ist ein Ergebnis-Tipp nicht mehr so schwer. Wem drückt das Ortsoberhaupt die Daumen? Gänshirt lacht: "Das ist jetzt eine Fangfrage. Es muss schon viel passieren, dass es noch knapp wird. Aber im Handball ist ja alles möglich."

> 21.38 Uhr: Richtig eng wurde es nicht mehr. Leutershausen gewinnt mit 29:25. Als der Abpfiff ertönt, überwiegt im Fanlager des TVG zunächst die Enttäuschung, kurz darauf applaudieren die Zuschauer aber den tapfer kämpfenden Jungs. Noch während die Roten "Derbysieger" brüllen und mit der Gefolgschaft feiern, bauen die fleißigen Ordner schon auf dem Spielfeld Tische auf. Es soll ein geselliger Abend werden.

> 22.44 Uhr: Während beide Trainer Marc Nagel (SGL) und Stefan Pohl (TVG) ihre Einschätzungen zum Sportlichen abgeben und zeitgleich viele Kinder auf dem Spielfeld herumturnen, sammelt sich der Fanclub Rote Teufel noch mal vor der Halle. Zu diesem Zeitpunkt ist drinnen noch einiges los, "Heisemer" und "Saasemer" stoßen gemeinsam an. Und draußen gibt’s ebenfalls Spektakel. Zum Abschluss werden Feuerwerkskörper in den Hirschberger Nachthimmel geschossen. Fast wie Silvester.


Das griechische Geheimrezept

Bei Familie Hübe gab’s Griechisch. Weil Töchterchen Aida feierlich eingeschult wurde – sie ist in der Frosch-Klasse –, stand schon am Samstagmittag vor dem abendlichen Hirschberg-Derby die erste Zeremonie an.

Wenige Stunden später grinste Alex Hübe, Torwart-Urgestein der SG Leutershausen, nicht nur als stolzer Papa auf dem verklebten Boden der Sachsenhalle, sondern auch als gefeierter Derby-Held.

Im brisanten Hirschberg-Derby der 3. Handball-Liga haben sich die Roten Teufel mit 29:25 (17:10) gegen den TV Germania Großsachsen in der mit 550 Zuschauern ausverkauften Sachsenhalle durchgesetzt – Routinier Hübe glänzte mit Paraden, packte nach diesen seinen so typischen Kettensägen-Jubel aus und war letztendlich (wieder einmal) einer der entscheidenden Spieler auf der Platte.

Wir wollten wissen: Was war mittags im Zaziki drin? "Vielleicht waren es auch die Hähnchenfilet-Spieße, ich weiß nicht", sagte Hübe zur RNZ: "Da müssen wir mal in Schriesheim anrufen." Der Schlussmann lacht. Warum an diesem Abend alle "Heisemer" glücklich und alle "Saasemer" eher bedröppelt waren, ist schnell erklärt. Das erste Derby seit September 2019 war vor allem im ersten Abschnitt eine sehr einseitige Angelegenheit, weil man merkte, dass Großsachsen personell auf dem Zahnfleisch ging. Es fehlte die Durchschlagskraft im Angriff und die Zusammenarbeit in der Abwehr – Leutershausen spielte nicht die Sterne vom Himmel, führte aber trotzdem zur Pause bereits mit sieben (!) Toren.

Stefan Pohl versuchte viel, wenig gelang. Der Trainer fand deutliche Worte: "Wir waren zu hektisch. Wir waren zu kopflos. Unser Spiel war viel zu fehlerbehaftet." Als die Roten nach dem Wechsel sogar auf teilweise neun Treffer wegzogen, drohte es für die Gelben zur Klatsche zu werden. Wurde es aber nicht.

Und das aus folgendem Grund: Moritz Mangold wurde ins "Saasemer" Tor eingewechselt und tat das, was ein Torwart tun soll. Der ehemalige SGL-Akteur gab seinem neuen Arbeitgeber mit seinen Paraden ein gutes Gefühl – und vereitelte sogar zwei Siebenmeter.

Außerdem: Der noch immer angeschlagene Max Hartz biss auf die Zähne und schwang sich im zweiten Abschnitt zu einem der besten Akteure in Gelb auf. Dazu kam, dass Mika Schüler die Teufel-Verteidiger teilweise wie Schuljungs stehen ließ. Mit seiner Leichtfüßigkeit erzielte er entweder selbst Tore, bereitete welche vor oder provozierte erfolgreich Siebenmeter und Zeitstrafen.

So kam’s, dass die in die Jahre gekommene Spielstand-Tafel anzeigte, dass der Vorsprung der Roten Teufel auf fünf Tore schmolz (26:21/50.). Marc Nagel weiß bestens, dass Derbys schnell kippen können. Der Teufel-Trainer meinte: "Da sind wir nervös geworden und haben Angst bekommen, dass es noch mal eng wird."

Enger wurde es aber nicht mehr. Auf Seiten der Gewinner war es dann meist Kevin Bitz, der die Verantwortung übernahm – oder Kreisläufer-Koloss Lars Röller, den die Großsachsener selbst mit zwei Abwehrspielern nie so richtig in den Griff bekamen. Und auch wenn die Hübe-Paraden keinesfalls spektakulär waren – sie waren letztendlich mitentscheidend, dass "Saase" weiter ohne Punkte im Tableau steht und Leutershausen den zweiten Erfolg im dritten Saisonspiel feiern konnte.

Ob’s jetzt vor jedem Derby zum Griechen geht? Hübe lacht: "Es sind ja nur zwei Spiele im Jahr – da könnte ich mit leben." Na dann, guten Appetit!

Großsachsen: Schüler 4, Weindl 2, Burkard 1, Hartz 7, Straub 2, Seganfreddo 1, Reisig 1, Buschsieper 7/1.

Leutershausen: Schreiber 4, Bauer 2, Ruß 2/1, Röller 4, Bitz 9, Leibnitz 3, Pauli 5/5.

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