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Der erste Schritt nach einer Niederlage ist immer das nächste Spiel

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Am Samstag treffen im Borussia-Park zwei Teams aufeinander, deren Saison unterschiedlicher kaum hätte beginnen können. Rein tabellarisch ist die Sache klar: Union Berlin hatte einen Bombenstart und steht auf Platz fünf, Borussia findet nicht so recht in die Saison und ist folglich 14. – steht also genau dort, wo das Team auch die vergangene Saison beendet hat. Zu einem so frühen Zeitpunkt der Saison lügt die Tabelle zwar nicht, aber sie erzählt auch noch nicht viel.

Union Berlin hatte erst einen Gegner aus dem oberen Regal. Bei 0:0 in Leipzig machten die Köpenicker allerdings eine gute Partie, in der ihnen die klassischen Tugenden halfen, die man mit Union seit jeher verbindet: Kampf, Leidenschaft, hinten dicht. Diese Qualitäten nicht mehr auf den Platz zu bringen war das, was Union in Abstiegsgefahr, und Trainer Urs Fischer um den Job brachte. Immerhin landete der Champions-League-Teilnehmer der vergangenen Saison am Ende noch hinter Borussia unmittelbar über dem Strich. Die weiteren Gegner der Berliner in dieser Spielzeit waren eher Marke „Augenhöhe oder darunter“: Punkt in Mainz, knappe Heimsiege gegen St. Pauli und Hoffenheim. Dennoch: Die unter Fischers Nachfolger Bo Svensson wiedergefundenen Kernkompetenzen sind das, worauf sich Borussia am Samstag einzustellen hat.

Personell sieht es bei Union recht gut aus. Juranovic und Volland haben in dieser Saison ohnehin verletzungsbedingt noch nicht eingreifen können. Stürmer Ivan Prtajin hat noch kein Spiel gemacht, so dass seine Trainingsverletzung wenig Auswirkungen hat. Robert Skov dagegen ist wieder auf dem Weg Richtung Stammelf, kann aber laut Svensson noch keine 90 Minuten spielen. Zwei Ex-Borussen sind fit und definitiv im Kader: Laszlo Benes hat nach seinem Wechsel vom HSV in die Hauptstadt noch Anlaufprobleme. Einmal spielte er von Beginn an, dreimal wurde er eingewechselt, dabei gelang dem Slowaken immerhin ein Tor. Jordan dagegen traf noch nicht, spielt aber fast immer. Die Berliner binden ihn in ihr Spiel genau so ein, wie man das bei Borussia in der vergangenen Saison zunächst recht erfolgreich, später immer seltener mit Gewinn tat: Hoch und weit bringt Sicherheit, das Sichern übernimmt dabei der meist mit dem Rücken zum Tor stehende US-Franzose. Bei Borussia hat man sich für diesen doch recht gut auszurechnenden Stil hoffentlich etwas überlegt.

Borussias Saisonstart fühlt sich immer noch besser an, als es sich in Zahlen fassen lässt. Positiv gewendet hat das Team gegen drei Spitzenteams der Bundesliga gut ausgesehen, weder gegen Leverkusen und Stuttgart noch in Frankfurt hätte man verlieren müssen. Der Sieg in Bochum war souverän und verdient. Allerdings hat man die drei vorgenannten Spiele eben doch verloren und dabei genau die Schwächen gezeigt, die schon in der vergangenen Saison augenfällig waren: Eine mäßig organisierte Defensive und eine fatale Neigung zu individuellen Patzern zu den ungünstigst möglichen Zeitpunkten. Demgegenüber stehen eine reifere Spielanlage und ein widerständigeres Mittelfeld. Außerdem mit Tim Kleindienst ein Spieler, der sich hoffentlich länger als nur drei Spieltage als gefährlicher Strafraumstürmer erweist.

Kleindienst wird sicher gegen Union in der Startelf stehen, genau wie der zweite Neue, der als Personifikation eines kleinen Neuanfangs in Gladbach gilt: Kevin Stöger machte gegen Frankfurt ein schlechtes Spiel, bis dahin war er allerdings genau die prägende Figur, die man in ihm zu bekommen hoffte. Von Stöger und Kleindienst profitierte zunächst auch Franck Honorat sichtbar. Der Franzose schien an seinen Nebenleuten zu wachsen – kann allerdings jetzt schon zum zweiten Mal in Folge nicht mitmischen. Ein Muskelfaserriss an der Wade verhindert seinen Einsatz gegen Union – und womöglich auch noch länger.

Wer Honorat ersetzen wird, verrät Gerardo Seoane nicht. Der gegen Stuttgart geradezu lächerlich überforderte Nathan Ngoumou machte auf „seiner“ rechten Seite gegen Frankfurt eine ordentliche Figur, aber auch eine Formation mit Plea, Stöger und Hack wäre denkbar. Ansonsten hätte jede KI vor dem Spiel gehaltvollere Aussagen hinbekommen, als der Trainer von Borussia Mönchengladbach. Man müsse hinten wenige Fehler machen und nach vorne konsequenter sein, phraselte Gerardo Seoane. Und „der erste Schritt nach einer Niederlage ist immer das nächste Spiel“. Nun denn.

Gegen Union wird sich weisen, wie die „neue“ Borussia mit der Spielweise zurecht kommt, von der sich die „alte“ regelmäßig den Schneid abkaufen ließ: Ein kampfstarker, defensiv gut organisierter Gegner, der kaum Räume anbietet und keine Angst hat, „Schweinefußball“ zu spielen.

SEITENWAHL-Prognose:

Christian Spoo: Ganz so hilflos ist Borussia gegen den Berliner Fußballstil nicht mehr. Vorne geht was, hinten leider weiterhin auch, aber rein. Am Ende steht ein unbefriedigendes 2:2.

Mike Lukanz: Vorteil bei Union-Spielen: Es klappt mit Copy & Paste aus den vergangenen Jahren zum Spielverlauf. „Blabla, zähes Spiel, Union aggressiv, aber nicht besser, Blabla, 89. Minute: Irgendein No-Name-Abwehrspieler köpft nach einer Ecke das 2:1 für Union. Schade.

Volkhard Patten: Nach dem 3:1- Heimsieg gucken die Borussenfans beruhigter in die Zukunft.

Claus-Dieter Mayer: Eine engagierte Borussia beißt sich an der Unioner Defensive mal wieder die Zähne aus und muss sich mit einem 1:1 zufrieden geben.

Kevin Schulte: Borussia gewinnt das richtungweisende Spiel gegen Union etwas glücklich mit 2:1 und liegt damit nach fünf Spieltagen einigermaßen im Soll.

Michael Heinen: Borussia tut sich gegen Union erfahrungsgemäß schwer. Nach dem 2:2 am Samstag trübt sich die Stimmung am Borussia-Park deutlich ein.

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