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SV Waldhof gegen Würzburg: Fridolin Wagner - der Mittelfeld-Abräumer und bescheidene Matchwinner

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		SV Waldhof gegen Würzburg:  Fridolin Wagner - der Mittelfeld-Abräumer und bescheidene Matchwinner

Von Daniel Hund

Würzburg. Marc Schnatterer stand am Ball, presste die Arme in die Hüfte und blies die Backen auf. Im Stadion am Dallenberg, der Heimspielstätte der Würzburger Kickers, lief die 90. Minute. Es gab nochmals einen 30-Meter-Freistoß für den SV Waldhof. Trainer Patrick Glöckner fuchtelte wild mit den Armen durch die Luft, schrie hektisch quer über den Platz: "Frido, hey Frido, geh in die Mitte, stell dich einfach mittenrein."

Es war der letzte Auftrag – und der wurde erfüllt. Denn Glöckner hatte den richtigen Riecher: Zwirbel-Freistoß "Schnatti", Kopfball-Bogenlampe Marcel Costly, Kopfball-Rakete Alexander Rossipal, Querlatte, Abpraller, Chaos pur und wer behält den Durchblick: Fridolin Wagner, der Sechser, der es auch im Fünfer kann: Aus 20, 30 Zentimetern stochert er den Ball über die Linie.

Die Entscheidung: Mannheim 2, Würzburg 1. Drei erzitterte Big Points beim Zweitliga-Absteiger.

Waldhof-Wahnsinn.

Kurz vor 16 Uhr war die Buwe-Welt am Samstag schwer in Ordnung – und Wagner ein gefragter Mann. Kaum getroffen, stand er schon vor der Fernseh-Kamera. Die Sportschau krallte sich den Abstauber-König, wollte wissen, wie das nun genau war mit seinem Lucky Punch.

Kurz danach schaute der 24-Jährige bei der RNZ vorbei. "Frido", der Bescheidene: "Ganz ehrlich, ich weiß gar nicht, was ich dir jetzt sagen soll. Wenn du so spät triffst, ist das immer geil." Geglaubt hat er bis zum Schluss dran: "Wenn ich hier bislang etwas gelernt habe, dann, dass beim Waldhof immer alles möglich ist."

Wagner, der Matchwinner. Ihm selbst schien das ein wenig unangenehm zu sein. Für ihn steht die Mannschaft über allem. Das zeigte sich auch im großen RNZ-Interview im Trainingslager in der Türkei.

Aber Ehre, wem Ehre gebührt. Der gebürtige Leipziger ist einer der Gewinner der Winter-Vorbereitung. Aus dem Ergänzungsspieler ist ein X-Faktor geworden. Bälle erobern, kämpfen bis zum Umfallen – das kann er. Aber da ist noch mehr: Sein Auge, sein Pass-Spiel, seine Ideen. In Würzburg waren messerscharfe Zuspiele dabei, mittenrein in die Schnittstellen.

Pascal Sohm, 30, hat auch listige Pässe drauf. An den Alsenweg kam er aber in einer anderen Mission: Knipsen soll er, treffen und treffen. Bei den Kickers gab’s einen ersten Vorgeschmack. In der 40. Minute lauerte er am langen Pfosten und hielt nach einer Costly-Flanke den Schädel hin: 1:0. Zweites Spiel, erstes Tor – angekommen in Blau und Schwarz.

Ganz ehrlich: Das war es dann aber schon fast mit der Waldhof-Herrlichkeit. Würzburg hatte mehr vom Spiel, verballerte Chancen, die man eigentlich nicht verballern darf. Kennen Sie den Begriff Bayern-Dusel? Am Samstag war viel Waldhof-Dusel im Spiel. Denn mehr als das zwischenzeitliche 1:1 durch Robert Herrmann sprang für Würzburg nicht heraus (69.). Auf der Tribüne, wo sich bei diesem Geisterspiel nur Vereins-Angehörige tummelten, schimpften sie wie die Rohrspatzen: Konnten irgendwie aber auch zufrieden sein, denn wer so spielt, der steigt am Ende nicht ab. Die Rot-Weißen – momentan Vorletzter – sind besser, als es die Tabelle vermuten lässt.

Zurück zum SVW. Glöckner hat bis Dienstag eine knifflige Aufgabe zu lösen: Ihm fehlen für das Heimspiel gegen Viktoria Köln, das ab 19 Uhr im Carl-Benz-Stadion steigt, zwei wichtige Puzzle-Teile. Freistoß-Gott Schnatterer und Defensiv-Kante Jesper Verlaat haben am Samstag jeweils ihre fünfte gelbe Karte gesehen.

Und genau hier kommt Rossipal ins Spiel. Gegen Dortmund und Würzburg wurde er eingewechselt. Reicht es nach der achtwöchigen Verletzungspause Ende 2021 auch schon wieder für 90 Minuten, Herr Rossipal? "Natürlich, ganz klar", grinst der Defensiv-Allrounder im RNZ-Gespräch. "Ich habe ja auch im Trainingslager in Belek schon 65 Minuten gespielt, also ich bin bereit." Hört sich gut an. Er könnte den Verlaat machen.

Köln. Kurz nach Würzburg war das schon ganz nah. Rossipal: "Da erwartet uns das nächste schwere Spiel." Wagner legt nach: "In dieser Liga gibt’s keine leichten Spiele." Nur gut, dass man mit einem Sieg in die Englische Woche gestartet ist. "Das", pustet der Last-Minute-Held tief durch, "das kann man genau so sagen."

Und wer schießt die Freistöße, wenn Schnatterer auf der Tribüne schmort? Der Rossipal natürlich. Auch der hat die Lizenz zum Schnibbeln.

Update: Sonntag, 23. Januar 2022, 14.34 Uhr


Ein Sieg der Moral und ein Last-Minute-Tor von Wagner

Von Daniel Hund

Würzburg. Vier Grad, immer wieder leichter Nieselregen. Ungemütlich war’s. Echtes Schmuddel-Wetter, bei dem einen die heimische Couch eigentlich magisch anzieht. Doch die war weit weg, als sich die Drittliga-Profis des SV Waldhof am Samstagmittag die Trikots überstreiften. Die hatten einen Job zu erledigen, eine Auswärtsmission. In Würzburg, beim Zweitliga-Absteiger, der sich aktuell als Vorletzter auf dem direkten Weg in Richtung Regionalliga befindet. Die blau-schwarze Vorgabe: Kämpfen und siegen, den vermasselten 1:3-Jahresauftakt gegen Dortmund II vergessen machen.

Und das klappte – allerdings etwas glücklich: Der SVW setzte sich durch ein Last-Minute-Tor von Fridolin Wagner mit 2:1 (1:0) in Würzburg durch. Der Siegtorschütze zur RNZ: "Gegen Dortmund hat uns das Glück gefehlt, dieses Mal haben wir es erzwungen", lächelte Wagner: "Der Ball ging gegen die Latte, dann gegen meinen Fuß und plötzlich er war drin."

Rund eine Stunde vor Spielbeginn wurde die Aufstellung verteilt. Und die las sich gut aus Waldhof-Sicht. Marco Höger, 32, und Adrien Lebeau, 22, die Gelb-Rot-Sünder von Magdeburg, waren wieder mit an Bord. Vor allem ein Höger in Topform ist Gold wert. Er ist der Leuchtturm im Buwe-Spiel, fängt Bälle ab, verteilt sie, gibt Kommandos.

Und Lebeau? Der war im Endspurt 2021 – nach einem Mega-Start in die Saison – ein wenig aus der Spur geraten. Mittlerweile soll das wieder anders sein. Das Trainingslager in Belek tat ihm gut. Fleißig war er dort, stets im Vollgas-Modus. Das Ergebnis: Das Schlitzohr aus Frankreich ist körperlich voll auf der Höhe. Für Würzburg soll er Feuer und Flamme gewesen sein.

Doch es war Geduld gefragt. Lebeau war zunächst Bankangestellter. Einzige Veränderung im Vergleich zu Dortmund: Höger kam für Hamza Saghiri, bildete mit Wagner das Herzstück im Mannheimer Mittelfeld.

Los ging’s mit einer Traum-Kombination in Blau und Schwarz. Der Waldhof kombinierte sich durch. Steckpass auf Dominik Martinovic, der legt quer auf Neuzugang Pascal Sohm und der schiebt aus zwei, drei Metern locker ein: 1:0 Waldhof (2.) - dachten alle, doch die Schiedsrichter hatten das letzte Wort. Mit Verspätung hob der Linienrichter die Fahne: Abseits! Eine ganz knifflige Entscheidung, die sich von der Pressetribüne nicht ganz aufklären ließ. Anhand der TV-Bilder war es jedoch ein reguläres Tor.

Doch das war es dann erst einmal mit der Waldhöfer Herrlichkeit. Würzburg übernahm das Kommando, spielte mutig, presste früh, zeigte eindrucksvoll, dass es eigentlich nicht in den Tabellenkeller gehört.

Pech für Waldhof: In der 27. Minute zirkelte Marc Schnatterer einen 22-Meter-Freistoß ans Außennetz. Die Antwort der Kickers: David Kopacz tankt sich auf dem rechten Flügel durch, visiert das kurze Eck an, das er nur haarscharf verfehlte. Da war aus Waldhof-Sicht viel Dusel im Spiel.

Und auch auf den Rängen war – trotz Geisterspiel – Feuer drin. Würzburg wurde von Vereinsverantwortlichen gepusht. Leidenschaftlich ging es zur Sache. Das bekam auch Tim Schork, Waldhofs Geschäftsführer Sport, zu spüren. Als der 31-Jährige lautstark eine Abseitsstellung der Würzburger einforderte, wurde er aufgefordert, lieber ruhig zu sein.

Und dann brach die 41. Minute an. Eine Minute, die Pascal Sohm so schnell nicht vergessen wird: Flanke Costly, der bis auf die Grundlinie durchgebrochen war, Kopfball Sohm – drin das Ding. Hoch und höher hatte er sich da geschraubt. SVW-Pressesprecher Yannik Barwig und Dino de Lutiis vom Waldhof-Radio waren sich einig: So(hm) steigt man am Ende auf.

Oder anders: Eigentlich war die Pausen-Führung der Mannheimer nicht verdient, aber man nahm sie gerne mit.

Kaum zurück hatte Martinovic die Chance auf die Vorentscheidung. Frei durch war er, scheiterte aber an Keeper Hendrik Bonmann (48.). Und wie heißt es doch so schön: Wer seine Chancen nicht nutzt, der wird bestraft. Nach mehreren vergebenen Möglichkeiten wurden die Kickers endlich belohnt: Robert Herrmann staubte zum 1:1 ab (68.).

Als dann alles bereits auf ein Unentschieden hindeutete, gab es nochmals einen Freistoß. "Schnatti" legte sich die Kugel zurecht, zwirbelte sie Marcel Costly auf den Kopf, der legte sie in den Fünfmeterraum. Der Rest war Verwirrung, bei der nur einer den Durchblick behielt: Wagner, der Abstauber-König vom Waldhof.

Waldhof: Königsmann - Costly, Verlaat, Seegert, Donkor – Schnatterer, Höger (75. Rossipal), Wagner, Boyamba (75. Sommer) – Martinovic (92. Gohlke), Sohm (67. Lebeau)

Tore: 0:1 Sohm (41.); 1:1 Herrmann (68.), 1:2 Wagner (90.)

Schiedsrichter: Schwengers.

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