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Amtsgericht Wiesloch: Regine Heneka könnte als Richterin sofort im Homeoffice arbeiten

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		Amtsgericht Wiesloch:  Regine Heneka könnte als Richterin sofort im Homeoffice arbeiten

Von Sophia Stoye

Wiesloch. Welcher Strafprozess hat die Region Wiesloch 2021 am meisten bewegt? Was steht 2022 auf dem Plan der Richterinnen und Richter? Im RNZ-Interview berichtet Regine Heneka, Direktorin des Wieslocher Amtsgerichts, wie das Amtsgericht durch das zweite Pandemiejahr gekommen ist, gibt einen Ausblick auf kommende Prozesse und erklärt, warum weiße Rosen vor das Gericht gelegt wurden.

Frau Heneka, bringt die nun fünfte Corona-Welle mehr Verfahren mit sich?

Erstaunlicherweise sind die Strafsachen und Ordnungswidrigkeiten weniger geworden. Auch die Zivilsachen und Vollstreckungen für Schuldner haben abgenommen. Familiensachen sind hingegen etwas mehr geworden als letztes Jahr. Das liegt vielleicht daran, dass die Jugendämter wieder mehr in die Familien gehen, das haben sie während des Lockdowns nicht so häufig gemacht. Die Corona-Verstöße haben einen größeren Anteil ausgemacht, was 2021 aber noch nicht bei der Strafabteilung angekommen ist, sind die Impffälschungen. Das kann sein, dass das dieses Jahr aufschlägt. Insgesamt kann das als normale Wellenbewegungen der Eingänge angesehen werden.

Welchen Einfluss hatte eigentlich der Lockdown?

Man merkt, dass es keinen Lockdown mehr gibt. Im Lockdown hatte man das Gefühl, dass es vom Jugendamt so gut wie keine Meldungen mehr gab. Das ist jetzt wieder völlig normal. Im Gegenteil, man hat sogar ein leichtes "Aufholgefühl". Bei den Scheidungen hatte ich nach dem Lockdown auch das Gefühl, dass die leicht zunehmen. Aber das hat sich für das Gesamtjahr nicht herauskristallisiert.

Was waren die "Top Drei" Fall-Arten für 2021 in Wiesloch?

Vor allem von Medieninteresse war das Verfahren gegen den ehemaligen Palatin-Geschäftsführer. Außerdem gab es "Skimming"-Fälle, also wenn Zahlungskarten gefälscht werden, sowie Kinderpornografie, Betrug oder Geldwäsche – ganz gemischt. Auch wurde der Eisdielen-Prozess gegen einen der Schläger in der ersten Instanz abgeschlossen. Sonst war nichts großes. Wir sind ja ein kleines Amtsgericht.

Was sind 2022 für Prozesse geplant?

Bisher steht noch nichts von herausragender Bedeutung an. Aber das ist für eine Kleinstadt auch nicht unüblich.

Im Dezember wurde die elektronische Akte am Amtsgericht Wiesloch eingeführt. Haben sich Ihre Befürchtungen, dass der Arbeitsaufwand erstmal steigt, bestätigt?

Wahnsinnig! Es ist viel Arbeit, bis die Akten erstmal angelegt sind, das habe ich selbst etwas unterschätzt. Aber der Arbeitsaufwand ist nicht in allen Abteilungen gleichermaßen gestiegen: Für Richterinnen und Richter ist die E-Akte eine feine Sache, für die Rechtspfleger auch. Für die Geschäftsstelle ist es deutlich Mehraufwand und ungewohnt. Ich schätze ein halbes Jahr bis Jahr, bis die Stimmung, was die E-Akte angeht, besser wird.

Wie viel mehr Arbeit macht das jetzt prozentual aus?

Das kann man schwer einschätzen. Man muss auch unterscheiden: Das Problem ist vielleicht grade auch das Nebeneinander von Papier und elektronischer Akte.

Wie ist das Amtsgericht sonst durch das zweite Pandemiejahr gekommen?

Wie alle: "entnervt". Aber das ist ja nicht nur bei uns am Arbeitsplatz so, sondern überall. Wir haben im zweiten Jahr in Folge keine Weihnachtsfeier gehabt, keinen Ausflug und dann noch die E-Akte dazu ... Mein Gefühl ist, dass wenn wir diese privaten Zusammenkünfte hätten machen können, hätte es zwar auch den Stress mit der E-Akte gegeben. Aber das federt alles dann zumindest ab. Insgesamt sind wir bisher gut durch die Pandemie gekommen.

Kann ein Amtsgericht auch ins "Homeoffice" gehen?

Ich könnte als Richterin sofort im Homeoffice arbeiten – mit der E-Akte sowieso. Aber der größte Hinderungsgrund ist, dass die Mitarbeiter in der Geschäftsstelle derzeit nur Desktops haben und noch überwiegend Papierakten bearbeitet werden müssen. Das Land unterstützt kaum beim Auf- und Abbau der Hardware. Eine Mitarbeiterin der Geschäftsstelle arbeitet jetzt im Homeoffice, weil sie technisch versiert ist und alles zu Hause eingerichtet hat. Sie hat aber dann gar keinen Arbeitsplatz mehr hier im Gericht und kann das auch nicht hin und her tragen. Das heißt, wir haben wenig im Homeoffice gemacht, was die Geschäftsstellenmitarbeiterinnen angeht.

Wie läuft das dann bei Gerichtsverfahren ab?

Im Gerichtssaal können wir auch Personen von außen zuschalten, aber das Problem ist, dass wir keine technische Betreuung haben – anders als bei den großen Gerichten. Wir haben einmal gezeigt bekommen, wie das geht.

Es gibt Menschen in Deutschland, die gegen die Corona-Maßnahmen protestieren. Gab es auch schon Anfeindungen gegenüber dem Gericht?

Am 1. Mai 2021 wurden uns im Zuge einer bundesweiten Aktion gegen das Maskentragen an Schulen für Kinder und gegen die dort vorgenommenen Testungen weiße Rosen und ein paar Kerzen vor das Gericht gelegt. Aber das war nichts Großes. Zusätzlich hatten wir circa 30 Verfahren von Eltern gegen die Maskenpflicht an Schulen.

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