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Kraichgau: Nachfahren leben heute in Sinsheim, Dühren, Hilsbach, Steinsfurt, Kraichtal und Sulzfeld

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		Kraichgau:  Nachfahren leben heute in Sinsheim, Dühren, Hilsbach, Steinsfurt, Kraichtal und Sulzfeld

Kraichgau. (of) Sie heißen unter anderem Berthold, Brunner, Meili, Rössler, Altdorfer, Bollinger, Hug, Müller oder Wanner. Und sie haben im Regelfall alle eines gemeinsam: Ihre Vorfahren sind Auswanderer aus der Schweiz. Viele Nachfahren wohnen heute in verschiedenen Orten des Kraichgaus. Zu ihnen gehört der 1939 in Kraichtal geborene Siegfried Oberst, der sich auf eine umfangreiche Suche nach seinen Vorfahren begeben hat.

Eine Hilfe war ihm das Buch "Schweizer Einwanderer in den Kraichgau nach dem Dreißigjährigen Krieg". Der Heimatverein Kraichgau hat es im Jahr 1983 veröffentlicht. Das 296-seitige und inzwischen vergriffene Nachschlagewerk nennt die Autoren Karl Diefenbacher, Hans Ulrich Pfister und Kurt H. Hotz.

"Meine Nichte ist Bibliothekarin und machte mich vor etwa zehn Jahren auf das erwähnte Buch aufmerksam", erzählt der 82 Jahre alte Oberst. Spontan meinte er zu ihr: "Das musst du mir besorgen." Er las, dass im Jahr 1667 ein Michael Obrist aus Riniken in der Schweiz in den Kraichgau ausgewandert war. Ursprünglich ist "Obrist" auch ein Titel eines frühneuzeitlichen Regimentschefs oder Obristleutnants im 17. und 18. Jahrhundert sowie ein militärischer Kommandeur.

Die kleine Gemeinde Riniken im Kanton Aargau hatte im Jahr 2003 anlässlich ihres 750-jährigen Bestehens ein Buch über die Geschichte des Ortes herausgebracht. In umfangreichen Recherchen hatten die Autoren Karl Obrist und Dr. Martin Vögtli herausgefunden, dass Thomas P. Oberst, ein Informatik-Ingenieur, der im Großraum Boston in den USA lebt, seit Jahren eine umfangreiche Ahnenforschung betreibt. So konnte Siegfried Oberst seine Wurzeln bis ins Jahr 1644 verfolgen und erfuhr, dass nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) auch zahlreiche Familien nach Sinsheim, Dühren, Sulzfeld, Hilsbach oder Steinsfurt kamen. Es war die Zeit der großen Völkerwanderungen, und infolge der Kriegswirren waren viele Orte stark entvölkert. Auch in den genannten Ortschaften hatten sich Menschen niedergelassen, die die eingangs erwähnten Nachnamen trugen und im Regelfall viele Nachkommen zeugten.

Im Buch heißt es weiter, dass die Eheleute Obrist elf Kinder hatten, die im Taufbuch zum Teil als Obrist, zum Teil aber auch als Oberst eingetragen wurden. In Deutschland hatte sich der Name Oberst durchgesetzt. Bei den Nachforschungen sei man auf fast 7000 Nachfahren von Michael Obrist gestoßen. Von diesen würden alleine 1100 Personen den Namen Oberst tragen. Auch im Kraichgau wohnen noch zahlreiche Familien mit diesem Namen, allesamt Nachfahren von Michael Obrist aus Riniken.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg herrschten in weiten Teilen Europas soziale Spannungen und Notlagen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde die wirtschaftliche Situation immer schlimmer. Die Bevölkerung wuchs, doch die Verdienstmöglichkeiten für Menschen, die keinen eigenen Hof oder kein Land hatten, wurden immer schlechter. Viele, die kein Auskommen hatten und hungerten, sahen ihre Zukunft im Ausland. Ziel vieler Menschen war Nordamerika. In dieser Zeit wanderten weit mehr als 5000 Menschen aus der Schweiz nach Deutschland ein, speziell in den Kraichgau.

Siegfried Oberst war zwei Jahre nach Erhalt des Buches in die Schweiz aufgebrochen, um nach seinen Wurzeln zu suchen. "Ich war zu der Zeit im Bodenseegebiet unterwegs und entschloss mich, weiter nach Riniken zu fahren", erzählt er. Vor Ort stellte er mit Verwunderung fest: "Dort sieht es aus wie im Kraichgauer Hügelland, und es gibt viele Kirschbäume." Nach der Ankunft wurde er im Rathaus vom Ortsrat herzlich begrüßt: "Sie sind also ein Oberst aus Deutschland", hatte der Verwaltungschef gesagt. Er schenkte ihm einen Jubiläumsband mit der Geschichte der Auswanderer und überraschte ihn mit der Aussage: "Aufgrund Ihrer Schweizer Vorfahren könnten Sie nun auch einen Schweizer Pass beantragen." Ob er dies tun möchte, lässt Oberst offen. Doch Tochter Susanne hat auf jeden Fall vor, die Spuren ihrer Vorfahren aufzunehmen und sobald es geht in das Nachbarland zu reisen.

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