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Eberbach: Warum Straßennamen irrtümlichen Herrschern zugeordnet wurden

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		Eberbach:  Warum Straßennamen irrtümlichen Herrschern zugeordnet wurden

Von Felix Hüll

Eberbach. So kann’s gehen: da korrigiert man eine falsche Information – und damit stellt man das Eine richtig und stößt auf etwas Neues, Unbekanntes, weil schon viele viele Jahr(zehnt)e Zurückliegendes: So geschehen beim Hinweis, dass die Rosshaarspinnerei Platt ihren Sitz an der Ecke Friedrichstraße/Leopoldsplatz hatte und nicht bei der Luisenstraße. Nur: Nach wem sind diese Straßen benannt?

Das spielte für die Richtigstellung der genauen Örtlichkeit keine Rolle. Aber insbesondere für die Anhänger des badischen großherzoglichen Hauses schon, wenn man Eberbachs Würdigung eines Herrscherpaares mit Straßennamen Friedrich- und Luisenstraße einem preußischen und nicht dem badischen Herrscherpaar zuordnete, nach dem die beiden Straßen wirklich benannt sind.

Nach ersten Hinweisen hilft Stadtarchivar Dr. Marius Golgath weiter – mit dem Verweis auf das das Buch "Die Heidelberger Straßennamen" von Hansjoachim Räther, in zweiter Auflage 2016 erschienen. In diesem Buch wird auch die Namensbedeutung der Friedrich- und Luisenstraße (in Heidelberg) erläutert, was Golgath aber auch als Indiz der Zeitumstände sowie für die Eberbacher Namensvergabe heranzieht: "Das Heidelberger Beispiel zeigt, dass die "Friedrichstraße" in Eberbach 1874 nach dem damals amtierenden badischen Großherzog Friedrich I. von Baden genannt wurde." Die Benennung der parallel laufenden Luisenstraße bestätige die Argumentation, dass in der Region mit diesen Vornamen das badisch-großherzogliche Herrscherpaar gewürdigt wurde und nicht preußische Monarchen.

Golgath ist sich sicher, dass auch die Eberbacher Luisenstraße demnach der badischen Großherzogin Luise gewidmet worden ist. Auch die in Räthers Buch ebenfalls aufgeführten Mannheimer Beispiele stützten diese Interpretation. Golgath: "Im 19. Jahrhundert wurden die Straßen/Plätze in Baden vornehmlich nach Mitgliedern des badischen Herrscherhauses benannt und – mit Ausnahme von Kaiser Wilhelm II. – weniger nach preußischen Adeligen. Nach der Niederschlagung der badischen Revolution 1848/49 war Preußen in Süddeutschland nicht besonders angesehen." Auch der RNZ-Mitarbeiter und Altphilologe Karlheinz Mai konnte die irrtümliche Zuordnung der Straßennamen so nicht stehen lassen, auch wenn die badische Großherzogin Luise als Tochter des deutschen Kaisers und Königs von Preußen, Wilhelm I., dann doch eine Prinzessin aus der preußischen Herrscherfamilie Hohenzollern war – aber eben vor allem Gattin des badischen Großherzogs.

Somit fehlt laut Mai jeglicher Anlass dafür anzunehmen, dass im badischen Eberbach das preußische Königspaar Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) sowie dessen früh verstorbene und damals populäre Frau Luise (1776-1810), geborene Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz durch eine Namensgebung geehrt worden sein sollen.

Mai erinnert noch daran, dass die Geehrten Großherzog Friedrich I. (1826-1907) und Großherzogin Luise (1838-1923) die Eltern des letzten badischen Großherzogs Friedrich II. waren (1857-1928) sowie der späteren schwedischen Königin Victoria (1862-1930), Gattin des Königs Gustavs V. Der Urenkel der beiden Letzteren wiederum, König Carl XVI. Gustaf, heiratete die Heidelbergerin Silvia Renate Sommerlath, deren Tochter die heutige Kronprinzessin Victoria ist.

Mai: "Die sehr häufigen Straßenbenennungen nach dem großherzoglichen Paar in Baden hatten den Grund in den unbestrittenen und allgemein anerkannten Verdiensten und dem hohen Ansehen des Paares im Bezug auf Wissenschaft und Kultur, Ausbau der Universitäten und Hochschulen sowie Förderung der Museen für ihr Land." Großherzogin Luise habe sich jahrzehntelang intensiv und erfolgreich sozialen und erzieherischen Maßnahmen gewidmet.

Mai: "Sicher ist vielen noch aus ihrer Schulzeit bekannt, dass Friedrich 1871 in Versailles bei der Bismarckschen Kaiserproklamation das "Hoch auf Kaiser Wilhelm" ausbrachte, wie es Anton von Werner in seinem berühmten Gemälde von 1877 zur Bismarckschen Proklamation des Deutschen Kaiserreichs am 18. Januar 1871 im Versailler Schloss auch dargestellt hat." Und so kam man im Januar 2022 von der genauen Lokalisierung einer Eberbacher Rosshaarspinnerei auf die Herrscherhäuser von Baden, Preußen, des Deutschen Reiches sowie gar Schwedens...

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