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Eberbach: Wo Bauernkrieger den Odenwald durchquerten

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		Eberbach:  Wo Bauernkrieger den Odenwald durchquerten

Von Jutta Biener-Drews

Eberbach. Beruflich war das aus Berlin stammende Wissenschaftler-Ehepaar Wielen in Astronomie und Astrophysik zu verorten. An der Universität Heidelberg etwa leitete Professor Dr. Roland Wielen bis zu seiner Emeritierung 2004 das Astronomische Recheninstitut, Ute Wielen war am Institut für Theoretische Physik tätig. Die zwei gehören sogar zu den wenigen Ehepaaren, bei denen jeder einen eigenen "Kleinen Planeten" besitzt. Im Privatleben schlugen die Herzen von Ute und Roland Wielen für das, was sich ihnen direkt vor der Haustür bot: die Landschaft des Odenwalds. Seit zwanzig Jahren in Eberbach ansässig, zog es sie in ausgedehnten Wanderungen an die einsamsten Flecken der Region, wo sich das Forscher-Paar dann allerdings nicht nur an landschaftlichen Schönheiten ergötzen sollte, sondern auch seinen wissenschaftlichen Entdeckerdrang angestachelt sah. Auf einem Gebiet allerdings, das Neuland nicht nur für sie selber war: Regionalgeschichte aus dem tiefsten Odenwald. Das Ergebnis sind drei in den letzten zwei Jahren gemeinsam herausgegebene Bücher über die frühmittelalterliche Siedlung Moresdal bei Friedrichsdorf/Kailbach, die am Ausgang des Hain- ins Ittertal lag, über "Verdächtige Feuersbrünste um 1825 in Ferdinandsdorf" sowie zuletzt 2021 über "Die frühmittelalterliche Siedlung Ersheim am Neckar und die Richgeres-Sneida im Odenwald".

Wie ihre Vorgänger erschien auch die jüngste Publikation des Autorenduos auf der offen zugänglichen Plattform heiDOK der Universität Heidelberg — am 25. Oktober. Ute Wielen habe sich da noch über die Fertigstellung sehr gefreut, erinnert sich Roland Wielen. Wenige Tage später, Anfang November, hatte er den Tod seiner Ehefrau zu beklagen.

Thema dieses aktuellen Buchs ist die sogenannte Richgeres-Sneida, ein Waldweg — Sneida heißt auf Althochdeutsch so viel wie Schneise —, der den Odenwald vom Süden her Richtung Norden durchzog. Sie ist in der Zeit zwischen 813 und 1012 dokumentiert und verlief unweit von Ersheim, das damals in einem unwegsamen Teil des Odenwald lag. Die Autoren nehmen an, dass diese Sneida eine schnelle und direkte Verbindung der aus Süden kommenden Bauernkrieger zu den Sammelplätzen des fränkischen Heeres im Norden war. "Wir vermuten, dass die Richgeres-Sneida und Ersheim zusammen in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts errichtet wurden, weil damals die lange Reihe von Kriegen gegen die Sachsen im Norden begann", so die Verfasser. Und sie gehen davon aus, dass Ersheim vor allem eine Betreuungsstation für die Sneida war und auch Hilfestellung bei der dort notwendigen Überquerung des Neckars leistete.

Im Buch wird auf 139 Seiten detailliert der mögliche Verlauf der Richgeres-Sneida diskutiert — auch anhand von Karten, die das Bodenrelief im Odenwald zeigen. Bei dieser Gelegenheit stellen Roland und Ute Wielen auch eine weitere Untersuchung zur Wegführung der militärisch wichtigen Albwines-Sneida von Moresdal vor und bringen eine mögliche Beziehung beider Strecken zur ums Jahr 1000 gegründeten Siedlung Beerfelden ins Gespräch. In seiner Untersuchung über Moresdal untermauert das Autorenpaar übrigens auch die Ansicht, dass die Reste des einstmaligen Ortes im Hochmittelalter ein Außenposten des vom Kloster Amorbach aus neu gegründeten Rodungsdorfes Kailbach wurden. "Die Stelle, an der nach unserer Meinung Moresdal lag, ist noch heute bewohnt", heißt es dazu.

Info: Druckausgaben der drei Bücher zur Regionalgeschichte gibt es nicht. Doch stehen interessierten Leserinnen und Lesern alle drei kostenlos und ohne Registrierung als PDF-Datei zur Verfügung: www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/30646

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