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Neckar-Odenwald-Kreis: Die vierte Welle geht "exorbitant nach oben"

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		Neckar-Odenwald-Kreis:  Die vierte Welle geht

Von Brunhild Wössner

Neckar-Odenwald-Kreis. Zwei Schwerpunktthemen hatte der Kreistagsausschuss für Gesundheit und Soziales zu beraten. Zum einen informierte Gesundheitsamtsleiterin Dr. Martina Teinert die Ausschussmitglieder und die Landkreisverwaltung über die neuesten Entwicklungen in Sachen Corona-Pandemie. Zum anderen gab Dr. Martina Kirsch, die Leiterin der Suchtkrankenhilfe der evangelischen Stadtmission Heidelberg, einen Überblick über die Arbeit, die in den vergangenen beiden Jahren im Kreis geleistet wurde.

Im Jahr 2019 wurde mit der Einrichtung zunächst für drei Jahre befristet ein Vertrag über die Zusammenarbeit geschlossen. Kirsch betonte, dass die Pandemie offenbar ein Suchttreiber ist. Die im Kreis für die Suchtkrankenhilfe tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien angesichts der Entwicklung in großer Sorge. Das Team war kaum vollständig zusammengestellt, da nahte Corona, notgedrungen musste man auf digitale Beratung umstellen und die offene Sprechstunde pausieren. "Dabei ist Motivationsarbeit digital schwieriger, als im persönlichen Gespräch", merkte Kirsch an. Derzeit sind nach telefonischer Anmeldung wieder Gespräche in Präsenz möglich. Während es in der ersten Phase von Corona schwierig war, die Menschen in Kliniken oder Reha-Einrichtungen unterzubringen, bestehen die Kliniken inzwischen auf einen 2G-Nachweis oder der Patient muss sich impfwillig zeigen.

Zahlen der Suchtberatung steigen

Die Zahlen zeigen, dass Suchtberatungsstellen vermehrt in Anspruch genommen werden. Waren es im Jahr 2020 noch knapp unter 300 Klienten mit Mehrfachkontakt, stieg die Zahl im aktuellen Jahr schon bis Mitte November auf mehr als 300. Im kommenden Jahr sind einige Aktionen geplant, eine Trampolinwoche für Kinder suchtkranker Eltern und die Teilnahme an der bundesweiten Aktionswoche "Alkohol".

Den thematischen Schwerpunkt wolle man auf das Thema "Selbsthilfe" legen. Denn Selbsthilfegruppen seien ein wichtiger Baustein zur Genesung, so Kirsch. Am Aktionstag "Glücksspielsucht" wolle man sich gleichfalls mit einer Telefonsprechstunde beteiligen.

Danach stand der Bericht von Dr. Martina Teinert, der Leiterin des Fachdienstes Gesundheitswesen zur aktuellen Lage der Corona-Pandemie im Kreis auf der Tagesordnung. In seinen einführenden Bemerkungen kritisierte Landrat Dr. Achim Brötel einen "wenig durchdachten und extrem unglücklichen Wechsel in der Impfstrategie" des Landes. Nach der Schließung der Impfzentren solle nun wieder ein Impfstützpunkt aufgebaut werden, allerdings mit "deutlich geringeren Kapazitäten". Das ernüchternde Fazit: "Es gibt jede Menge Impfstoff, aber kein Personal."

Teinert erinnerte an den Beginn der Pandemie. Damals gab es keine Masken, keine Schutzmöglichkeiten, keine Teststrategie und keine Impfung. Inzwischen habe man das Ziel erreicht, "jeder Person ein Impfangebot zu machen". Der einzige Weg aus der Pandemie sei die großflächige Impfung. Allerdings räumte sie ein, dass die Impfkampagne in der Bevölkerung nicht "genug Rückhalt" besitze. Die Spaltung der Gesellschaft gehe sogar durch Familien, dabei wären "Respekt und Toleranz" nötig, um die "aktuelle Situation zu meistern".

Bis zur Jahresmitte hatte Deutschland die Pandemie besser im Griff gehabt als andere Länder, so Teinert weiter. "Wir haben allerdings im Sommer die Kontrolle verloren." Die vierte Welle, vor der führende Wissenschaftler schon im Sommer gewarnt hätten, steige "exorbitant". Vor allem bei Schülerinnen und Schülern schnellen die Zahlen in die Höhe. Frühestens im Dezember werde es für Schüler eine Impfmöglichkeit geben, schätzte Teinert.

Weniger Todesfälle im Neckar-Odenwald-Kreis

Positiv sei indessen, dass in diesem Herbst deutlich weniger Todesfälle im Neckar-Odenwald-Kreis zu beklagen sind als noch vor einem Jahr und bei deutlich höherer Sieben-Tage-Inzidenz. In der aktuellen Welle seien bis 22. November neun Menschen – davon fünf vollständig immunisierte – mit einem Durchschnittsalter von knapp 80 Jahren an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. Auch die Zahl derjenigen, die im Krankenhaus aufgrund einer Corona-Infektion behandelt werden musste, sei seinerzeit deutlich höher gewesen.

Dass eine Impfung schützt, wiederholte Teinert mehrfach und belegte das mit Zahlen. Sie biete immer noch der am meisten gefährdeten Altersgruppe, den über 60-Jährigen, einen Schutz vor einem tödlichen Verlauf. Noch stärker sei das Risiko einer Behandlung auf der Intensivstation in dieser Altersklasse reduziert. Bei Jüngeren sei der Schutz sogar noch höher. Das schlage sich auch bei den Inzidenzen im Kreis nieder. Ungeimpfte haben da ungefähr eine viermal so hohe Sieben-Tage-Inzidenz wie die Geimpften. Nur Impfen könne helfen, die Pandemie einzudämmen. Wenn es gelänge, eine Impfquotensteigerung auf 75 Prozent zu erreichen, würde dies für ein deutliches Abflachen der Inzidenzkurve sorgen, schloss Teinert.

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