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Eppingen: Künftig geht es nur noch geführt auf den Pfeifferturm

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		Eppingen:  Künftig geht es nur noch geführt auf den Pfeifferturm

Von Armin Guzy

Eppingen. Der Pfeifferturm, das 30 Meter hohe Wahrzeichen und zugleich ältestes Gebäude der Fachwerkstadt, war einst ein Kerker. Nun ist er es wieder: Verwaltungsspitze, Gemeinderat und Stadtkämmerer sind in bürokratische Ketten gelegt. "Da kann man nicht wirklich dagegen angehen", stellte Bürgermeister Peter Thalmann am Dienstag zerknirscht fest, als er den Technischen Ausschuss über Brandschutz, TÜV-Gutachten und die Nutzung des Turmes während der Gartenschau im kommenden Jahr informierte. Im Gremium wurde anschließend ein Kanon angestimmt, der absolut kein Lobgesang war.

Der Grund für die Verärgerung ist ein 3400 Euro teures TÜV-Gutachten, das insgesamt fast 30.000 Euro Folgekosten nach sich gezogen hat. Nötig wurde es, weil die Stadt den Pfeifferturm insbesondere zur Gartenschau für Besucher zugänglich machen will. Und dazu braucht es ein Sicherheitskonzept. Ein Prüfer vom TÜV Süd hatte den Turm daher Anfang Juni begutachtet und anschließend einige Änderungen gefordert, die inzwischen auch weitgehend umgesetzt sind. Der Turm hat nun neue Stromleitungen, und das Geländer der innen liegende Holztreppe wurde wegen der Absturzsicherheit auf rund einen Meter erhöht. Außerdem wurden Beleuchtung und Fluchtwegkennzeichen ergänzt, die Steuerung der Sirene ins Erdgeschoss verlegt – und sogar mit einer Wand umbaut –, und sämtliche technischen Einrichtungen wurden überprüft. In den nächsten Wochen müssen die verschiedenen Ebenen noch mit Handfeuerlöschern ausgestattet werden.

Was für Kopfschütteln und Unmut im Ausschuss sorgte, waren zwar auch die Kosten dafür, vor allem aber die Auflagen, die künftig bei jeder Turmbesteigung eingehalten werden müssen. Um das mehr als 800 Jahre alte Gebäude und seine Aussichtsplattform in 24 Meter Höhe zugänglich machen zu dürfen, dürfen höchstens acht Besucher gleichzeitig im Turm sein. Und diese müssen außerdem von einer "geeigneten" Führungsperson begleitet werden, wobei nicht näher erläutert wurden, welche Fähigkeiten eine "Geeignete" mitbringen muss. Muss sie Erste Hilfe leisten können? Braucht die Person gar eine Schulung, um die Feuerlöscher bedienen zu können? Die Ratsvorlage nennt keine Details dazu.

Fest steht hingegen, dass sie oder er die Besucher vor jedem Aufstieg – wie vor einem Flug – in das Verhalten im Brandfall und die Fluchtmöglichkeiten einweisen müssen. Wenn’s unten brennt, rennt man nach oben und hofft auf das rechtzeitige Eintreffen der Feuerwehrdrehleiter, wenn’s oben brennt, haut man nach unten ab – das macht man wohl automatisch, zumal der Pfeifferturm keinen zweiten Ausgang und nur sehr kleine Fenster hat.

"Aufsichtsmanie"

Den Behörden reicht der "gesunde Menschenverstand" alleine aber nicht aus, also führt nichts an der Kurzeinweisung vorbei. Und es ist zu befürchten, dass sich diese nicht auf den einen, oben stehenden Satz beschränken wird. "Eine absolute Begluckung und Aufsichtsmanie", schimpfte SPD-Stadtrat Michael Mairhofer. "Was bleibt uns denn dann noch übrig? Das macht uns langsam fertig." Ähnlich Peter Wieser (Grüne): "Die Frage ist, ob man das schlucken muss oder nicht mal dagegengeht", sagte er. Er verwies auf den hohen Personalaufwand durch die Begleitung und befürchtet, dass die Auflagen auch dazu führen könnten, dass sich keine Turmführer mehr finden lassen.

"Mir gehts ja wie Ihnen", bekannte Bürgermeister Thalmann, "aber das sind die Regeln." Natürlich könnte die Stadt gegen die Auflagen vorgehen, aber dass ein besseres Ergebnis dabei herauskommt, ist sehr unsicher und der Rechtsstreit außerdem langwierig. "Das war nicht leicht mit dem Herrn. Wir sind froh, dass wir öffnen dürfen", betonte Thalmann.

Die Ausschussmitglieder nahmen die Informationen über die bereits erfolgten Umbaumaßnahmen und die künftigen Auflagen schließlich zur Kenntnis – viele von ihnen zähneknirschend. Für das Gartenschaujahr müssen nun genügend bewegungsfreudige und konditionsstarke Eppinger gefunden werden, die sich gemeinsam mit den Besuchern täglich mehrmals an den Auf- und Abstieg im Pfeifferturm machen.

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