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Bammental: Warum Tobias Streit katholischer Priester wurde (plus Video)

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		Bammental:  Warum Tobias Streit katholischer Priester wurde (plus Video)

Bammental. (nah) Wenn jemand schon Streit mit Nachnamen heißt, dann kommt der Überschrift "Streit-Gespräche" eine doppelte Bedeutung zu. Im katholischen Gemeindehaus waren interessierte Gemeindemitglieder zusammengekommen, um Tobias Streit, den "neuen" Pfarrer der Seelsorgeeinheit Neckar-Elsenz, besser kennenzulernen und seine Ideen wie Anliegen für die Seelsorgeeinheit genauer unter die Lupe zu nehmen. Dass sich nach der Vorstellungsrunde doch ansatzweise ein Streitgespräch entwickelte, liegt an den etwas düsteren Zukunftsaussichten angesichts rückläufiger Katholikenzahlen, mit denen sich nicht nur die Seelsorgeeinheit beschäftigen muss.

Für das katholische Bildungswerk in der Seelsorgeeinheit war es die erste Präsenzveranstaltung im Gemeindehaus Bammental, zu der Margareth Schütte begrüßte. Die Diskussionsrunde konnte auch auf dem Youtube-Kanal Neckar-Elsenz verfolgt werden.

34 Jahre jung ist Pfarrer Streit, der offiziell am 1. September die Stelle als leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit antrat. Seine Wurzel liegen in Schuttern im Ortenaukreis – in einer Gemeinde also, in der jeder noch jeden kennt. Drei Geschwister hat er und einige Neffen, die beim "stolzen" Onkel auch gerne mal zu Besuch sind. Nach der St. Landolin-Schule in Ettenheim folgten die Stationen Theologiestudium, Priesterseminar und Priesterweihe 2016 in Freiburg durch Erzbischof Stephan Burger. Praktika führten ihn nach Konstanz am Bodensee und nach Petershausen bei München. Weitere Stationen waren Ettlingen, Niefern-Öschelborn bei Pforzheim, Malsch und Hockenheim. Dort war er bis August 2019 Vikar in der Seelsorgeeinheit. Seit September 2019 wirkte Tobias Streit als Jugendseelsorger im Dekanat Mannheim.

Warum er denn Priester werden wollte, fragten die Besucher. Ein Kind von Traurigkeit war er nie, verriet er. Nach dem Abitur jobbte Streit an einer Tankstelle, die in einem Problemviertel lag. Die Begegnungen mit Menschen dort, die Hilfe benötigten und denen er über Gott erzählte – das erfüllte ihn und gab wohl für ihn den Ausschlag: "Bis zum heutigen Tag bin ich glücklich mit der Entscheidung."

Dabei wollte er als Priester eben alles abdecken, von der Geburt bis zum Tod. Das ganze Leben, nicht nur die Jugendarbeit. Auch hier hakte das Publikum nach, warum er denn nicht mehr Jugendpfarrer in Mannheim sein wollte. "Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern." Dieser Satz aus dem Matthäus-Evangelium war sein Primizspruch.

Die Gesprächsrunde begrüßte er wohl und betonte, wie wichtig auch der Austausch mit Online-Beteiligung sei. Kritisch hinterfragte er aber den oft gehörten Satz von älteren Gläubigen: "Ich schaue mir den Gottesdienst zu Hause an." Schwierig werde es, wenn man sich zu sehr daran gewöhne und er fragte: "Inwieweit sind Gottesdienste nur noch im virtuellen Raum ein Ausdruck von Gemeinschaft?"

Auch ums "Gendern" ging es bei dem Austausch mit dem neuen Pfarrer. Da zeigte er sich durchaus offen, zumindest an Stellen, wo es keine Verfälschungen der Gebetstexte gebe: "Ich weise durchaus darauf hin, dass nicht nur Männer in der Kirche sind." Als tragende Säulen der Gottesdienste machte er nämlich die Frauen aus: "Dann müssen wir auch in der Kirche eine Sprache finden, die sie berücksichtigt."

Hoffnungsvoll ist sein Blick auf den synodalen Weg in Deutschland, der neues Denken erfordert und den er auch gerne weltweit verorten würde. Doch bis dahin muss die Katholische Kirche, die sich mit der großen Zahl an Kirchenaustritten sowie fehlendem Priesternachwuchs auseinandersetzen muss, auch Herausforderungen der Gemeinden vor Ort lösen.

Nach der Reform kommt vor der Reform. Zwölf Gemeinden umschließt die jetzige Seelsorgeeinheit Neckar-Elsenz. Wenn die von Erzbischof Burger eingeläutete Kirchenreform 2030 greift, wird die künstlich gebildete "Pfarrei" ungleich mehr Gemeinden vereinen. Aus derzeit 224 Kirchengemeinden des Erzbistums Freiburg werden dann 36 Pfarreien. Die Aussicht auf den Verkauf von Gotteshäusern verdunkelte durchaus die Stimmung im Gemeindesaal. Dem gilt es gegenzusteuern – wie, darauf müssen die Kirchengemeinden Antworten finden.

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