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Mannheim: Brezeln für Rad-Pendler reichen für die Verkehrswende nicht

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		Mannheim:  Brezeln für Rad-Pendler reichen für die Verkehrswende nicht

Von Marco Partner

Mannheim. Eine Brezel für die Fahrrad-Pendler: Seit Montag und noch bis kommenden Freitag belohnen 550 Bäckereifilialen in ganz Baden-Württemberg gemeinsam mit dem Landesverkehrsministerium Pedalritter, die sich schon am frühen Morgen auf den Drahtesel schwingen und unmotorisiert zur Arbeit oder Schule strampeln. Auch die Familienbäckerei Seitz nimmt an der Kampagne teil und erhält nicht nur viel "Rad-Kundschaft", sondern bekommt auch Besuch von Verkehrsstaatssekretärin Elke Zimmer (Grüne) aus Mannheim.

Neckarau, kurz nach 7 Uhr: Der Himmel ist noch ein zartes Graublau, aus den Schloten des Großkraftwerks (GKM) dampfen weiße Industriewolken. Nur die Frühaufsteher sind schon auf den Beinen. Zu Fuß, im warmen Auto, oder aber auf dem Fahrrad. Erst vereinzelt im Halbminutentakt, dann in großer Schar rollen die Radfahrer die stark genutzte Neckarauer Straße entlang.

Teilweise ob der Morgenkälte schon dick eingemummelt, sausen die meisten an der Seitz-Bäckerei vorbei. Ein paar legen auf ihrem Weg zum GKM, zu Unilever, Speditionsfirmen oder ins Gewerbegebiet noch einen kurzen Stopp ein. Für den fast schon obligatorischen Mitnahme-Kaffee und den Snack fürs kleine Frühstück. Zumindest die Helmträger werden an diesem Morgen mit einem warmen Gratis-Knotengebäck in ihrer Tüte überrascht. Die Aufmerksamkeit geht auf eine Kooperation der "Rad-Kultur"-Initiative des Landes sowie der Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen hervor. "Man kann nicht nur über Klimaschutz reden und Ziele fordern, sondern muss auch mal Danke sagen an jene, die das Auto stehen lassen und zeigen, dass das Fahrrad ein starkes Alltagsverkehrsmittel ist", sagt Elke Zimmer, die zur Bäckerei-Filiale geradelt ist. Nicht aus PR-Gründen, sondern aus Überzeugung, behauptet sie. "Ich habe nur einmal ein Auto besessen. Das war bei meiner damaligen Ausbildung zur Bankkauffrau, als ich verschiedene Zweigstellen auf dem Land anfahren musste", verrät die Grünen-Landtagsabgeordnete. Das ist lange her.

Sonst tritt die seit 1990 in Neckarau lebende Politikerin nur in die Pedale, pendelt mit dem Zug nach Stuttgart und setzt gelegentlich auf Car-Sharing. Als Staatssekretärin im Verkehrsministerium, vor allem aber als dreifache Mutter weiß sie: Gerade in industrie- und autogeprägten Stadtteilen wie Neckarau ist für Radfahrer noch "viel Luft nach oben."

Gerade innerorts gebe es noch viele Unsicherheiten und Schwächen, sagt die 56-Jährige. "Es ist zu eng. Radwege hören einfach auf, sodass man am Ende doch auf die Straße ausweichen muss", so Zimmer. Eine verstärkte Einbahnstraßen-Regelung könnte schon eine erste Verbesserung bewirken. Eine Blaupause, die für alle Stadtteile anwendbar ist, sei für die große Verkehrswende aber nicht zu finden. In seiner Freizeit ist Thomas Eberlein auch gerne mit dem Rad unterwegs. Auf seinen Berufswegen aber kann er kaum auf einen motorisierten Untersatz verzichten. Während die Pendler in den frühen Morgenstunden noch mit ihrer Müdigkeit kämpfen, ist der Bäckermeister schon lange munter.

Bereits um 2.30 Uhr steht er in seiner Bäckerstube in Seckenheim. "Um diese Uhrzeit fahre ich aber kein Rad", betont er – und auch die Mengen an Baguettes, Brötchen und Brezeln könnte er kaum mit dem Lasten-Velo bis zur Filiale in Neckarau kutschieren.

"Aber man kann über die Jahre beobachten, dass wirklich immer mehr Leute umsatteln und mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren", erklärt Eberlein. Das Auto ließe die vorbeiziehende Rad-Kundschaft dafür in der Garage stehen. "Manche waren während Straßenbahn-Arbeiten von den Ersatzbussen genervt und sind nun beim Rad geblieben", verrät er, und drückt den radelnden Frühaufstehern zum Dank eine Brezel in die Hand.

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