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Camper-Kontrollen zum Ferienstart: Die Polizei will "niemandem den Urlaub verderben"

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		Camper-Kontrollen zum Ferienstart:  Die Polizei will

Von Carsten Blaue

Hockenheim. Am ersten Ferientag überprüft die Polizei auf der Tank- und Rastanlage "Am Hockenheimring-West" in Fahrtrichtung Heilbronn vor allem Wohnmobile und Wohnwagen-Gespanne. Denn viele Neulinge sind unterwegs, die das Campen erst in Corona-Zeiten für sich entdeckt haben. Doch auch Erfahrene machen mal Fehler, wie sich zeigt. Es geht den Beamten um Information, nicht um Gängelung: "Wir wollen niemandem den Urlaub verderben", betont Michael Klump. Er hat ein Herz für Campingurlauber. In seiner Freizeit ist der Polizeipressesprecher selbst einer von ihnen.

Man hilft sich, man ist gesprächig und aufgeschlossen. Klump kann sie daher schnell auseinanderhalten, die alten Hasen mit "Camper-Mentalität" und die Neuen, die noch nicht lange mit Wohnmobilen und Wohnwagen unterwegs sind. Viele von ihnen wissen noch nicht so viel über Beladung, Ladungssicherung, den Transport von Gasflaschen oder die Stütz- und Anhängelast.

Sie bedenken nicht, dass auch Dachboxen, gefüllte Wassertanks, Fahrräder und die Mitfahrer zum zulässigen Gesamtgewicht gehören oder fragen sich nicht, ob ihr Pkw-Führerschein überhaupt gültig ist für diesen Zweck – mit neueren der B-Klasse darf man nur Fahrzeuge bis zu 3,5 Tonnen Gesamtgewicht fahren (plus Anhänger mit 750 Kilogramm). "Viele Wohnmobile sind genau darauf ausgerichtet. Aber dann kommt eben die Zuladung obendrauf", gibt Klump zu bedenken. Es braucht also Aufklärung und Beratung, gerade jetzt zum Start der Sommerferien im Süden. Dafür gibt es die Kontrollstelle an diesem Tag.

Das sieht schon immer beeindruckend aus. Überall Polizeitransporter; in einem davon werden die Papiere kontrolliert. Dann die aufgebaute Wiegestation mit der dynamischen Waage, die in eine Ausfräsung der Fahrbahn eingesetzt ist und das Gewicht beim Drüberfahren misst. Dazwischen die Beamten der Mannheimer Verkehrspolizei und die vier Motorradpolizisten, welche die Wohnwagen-Gespanne und Wohnmobile von der A6 in die Kontrollstelle lotsen. Auch eine Familie aus dem rheinland-pfälzischen Kreis Bernkastel-Wittlich.

"Ich finde die Kontrolle gut", sagt die Mutter. "Es dient der Sicherheit, und wir wollen ja niemanden gefährden. Außerdem hab’ ich zwei Kinder im Auto." Ihr "Bürstner"-Wohnwagen hat schon was erlebt. Erfahrene Camper also? "Nee. Den haben wir vor drei Jahren gebraucht gekauft. Aber wir haben seitdem schon mal bei der Polizei auf der Waage gestanden." Die Beamten haben nichts zu beanstanden, und nach wenigen Minuten kann die Reise ins Allgäu und an den Bodensee weitergehen.

Der fröhliche Bremer braucht etwas länger. "Bin überladen und muss umpacken", lächelt der 75-Jährige. Seit 30 Jahren ist er mit seinem "Hobby"-Wohnwagen unterwegs. In Kaiserslautern war er, hatte Montagearbeiten zu erledigen: "Das Zubehör hat wohl zu viel Eigengewicht." Er will später nach Ungarn, aber zuvor im österreichischen Linz an der Donau Station machen. Würde der Mann in Österreich oder der Schweiz angehalten, müsste er mit anderen Sanktionen rechnen. Dort seien die Kollegen viel strenger, sagt Klump: "Wir sind da toleranter und geben die Möglichkeit, Beladungsfehler zu korrigieren." Ein weiteres Ziel der Kontrolle sei, dass alle sicher am Urlaubsort ankommen. Daher nehmen die Beamten auch die Autos unter die Lupe.

Während gerade ein Holländer und ausgerechnet auch ein Schweizer aufs Wiegen warten, rät Klump dazu, sich vor Antritt der Reise auch gut über die Vorschriften in den Transit- und Urlaubsländern zu informieren. In Frankreich zum Beispiel braucht ein Fahrradträger am Heck eine Warntafel (ein VW-Bus mit HD-Kennzeichen und insgesamt fünf Rädern obendrauf und hinten dran hat sie), und in Kroatien ein Wohnwagen ein zweites Warndreieck. Ganz wichtig: Auch die Tempolimits sollte man kennen. Für solche Fragen seien gerade die ADAC-Geschäftsstellen die richtigen Adressen, so Klump.

"Viele Leute unterschätzen das mit dem Gewicht. Die sollten vorher mal zum Probewiegen, auch wenn das ein paar Euro kostet", sagt wenig später ein Pensionär aus Neu-Ulm. Mit seiner Frau ist er auf dem Heimweg, hat vorher die große Runde durch den Norden gedreht und war zuletzt an der Mosel. Sein "Tabbert"-Wohnmobil hat schon viele Kontrollen erlebt, "und das ist schon in Ordnung". Ein Ehepaar aus dem Rhein-Sieg-Kreis muss derweil seine Gasflaschen vorzeigen. Die Gasversorgung braucht einen sogenannten "Crashsensor", der bei einem Unfall sofort dicht macht. Die Zweitflasche muss zugedreht und mit der Schutzkappe versehen sein. Fehlt hier was, läuft das Ganze als Gefahrguttransport. Die beiden Herrschaften aus Nordrhein-Westfalen haben alles richtig gemacht, und weiter geht’s auf die Schwäbische Alb. Klumps Statistik zeigt, dass es in der fünfstündigen Kontrolle nicht immer so reibungslos ausgeht.

Von den 48 überprüften Fahrzeugen (31 Wohnwagen-Gespanne, 14 Wohnmobile, zwei Lastwagen, ein Kleintransporter) werden 15 beanstandet. Also gut ein Drittel. Acht Fahrzeuge sind bis zu fünf Prozent überladen, was noch im Rahmen ist. Acht weitere sind bis zu 20 Prozent zu schwer und müssen umgeladen werden oder Gewicht reduzieren, etwa durch Wasserablassen. Für vier Fahrer gibt es Anzeigen, weil ihre Fahrzeuge über ein Fünftel zu viel wiegen. Vier Verstößen liegt mangelhafte Ladungssicherung zugrunde.

Ein Fahrer hat auf der Autobahn überholt, obwohl es an der Stelle verboten ist. Ein Sattelzug ist der Motorradstreife aufgefallen, weil sein Auflieger nach rechts neigte. Hier war die Ladung verrutscht. Ein Abfalltransporter bringt 30 Prozent zu viel Gewicht mit, die Ladung ist nicht richtig gesichert, und außerdem fehlt die abfallrechtliche Erlaubnis. Der Kleintransporter schließlich ist um die Hälfte des Gewichts überladen. Außerdem ist eine Felge defekt und die Bereifung mangelhaft.

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