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Vorreiter im Südwesten?: 24-Stunden-Kleinst-Supermarkt "Teo" kommt nach Malsch

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		Vorreiter im Südwesten?:  24-Stunden-Kleinst-Supermarkt

Von Tobias Törkott

Malsch. Lust auf Lasagne, aber der Vorratsschrank hat klaffende Lücken? Nicht mal Zwiebeln sind im Haus? Woher bekommt man denn noch an einem Sonntag Lebensmittel her? Wer in Malsch – oder der näheren Umgebung – lebt, könnte darauf bald eine Antwort finden: Ab zu "Teo". Der Kleinstsupermarkt der Kette Tegut wurde in der Gemeinderatssitzung vorgestellt. Eine Mehrheit der Ratsmitglieder sprach sich im Anschluss dafür aus, in die weitere Planung überzugehen. Acht Ja-Stimmen von Freien Wählern (FW) und den Grünen bildeten eine Mehrheit. Bürgermeisterin Sibylle Würfel, die den Vorschlag eingebracht hatte, votierte ebenfalls dafür. Komplett überzeugt waren nicht alle Fraktionen. Kritik kam von CDU und Arved Oestringer (FDP). Zwei FW-Mitglieder enthielten sich.

Als Planer tritt das Unternehmen Immocycle aus Mauer auf, welches gemeinsam mit Tegut auch den Betrieb des Marktes sicherstellt. Immocycle-Geschäftsführer André Geinitz stellte den 24-Stunden-Markt, der komplett ohne Personal – bis auf Auffüllen und Putzen – auskommt, vor: "Teo ist so konzipiert, um an Flächen zu gehen, wo er gebraucht wird."

Geinitz zufolge könnten die kleinen Supermärkte, die an sieben Tagen die Woche geöffnet sind, an vielen unterschiedlichen Standorten Platz finden. Noch gibt es die "Teo"-Märkte erst an vier Orten bundesweit, und alle mehr oder minder bei Fulda. Dort ist der Hauptsitz von Tegut. Sollte sich der Malscher Rat nach der weiteren Planung dafür aussprechen, steht die Weingemeinde quasi als Pionier da. "Wir können auch noch ein paar Jahre warten, aber auch mal Vorreiter sein, was ich schön fände", so Würfel.

Kosten würden für die Gemeinde der Bürgermeisterin zufolge keine entstehen. Kurios: In der Sitzung fühlte sich manches Ratsmitglied überrumpelt, ob des Vorschlags, einen solchen Supermarkt in Malsch zu errichten, weshalb die Verwaltung mehrfach erklärte, man befinde sich bei dem Projekt erst in einer frühen Phase. Auch der verabschiedeten Ratsvorlage zufolge wurden nur "Verhandlungen mit Immocycle zur Umsetzung des Konzepts" beschlossen. Bei einer der nächsten Sitzungen gehe es im Rat damit weiter. Würfel: "Über Vertragsmodalitäten haben wir noch nicht gesprochen".

Dank der Modulbauweise des "Teo"-Marktes können nach nur wenigen Tagen Bauzeit letztlich 48 Quadratmetern Verkaufsfläche für Malsch dabei herauskommen. Für die Inneneinrichtung sollen weitere drei Wochen benötigt werden. Rein geht es dann in den Supermarkt per EC-Karte oder per App. Entstehen soll der Laden auf einem Grundstück an der Ecke von Hauptstraße und Friedhofstraße, welches der Gemeinde gehört. Der mögliche Nutzungsvertrag mit der Malscher Verwaltung ist zunächst auf fünf Jahre ausgelegt. Hier käme die Modulbauweise zu tragen, denn "Teo" wird kein herkömmliches, gegossenes Fundament bekommen, sondern steht nur auf speziellen Platten. So soll auch die Bodenversiegelung entfallen, wie das Unternehmen Tegut erklärt. Nur Strom und Internet werden benötigt. "Wenn es keine Kaffeemaschine im Laden gibt, benötigen wir auch keinen Wasseranschluss", erklärt Geinitz.

Für die Umsetzung werden vor Ort 68 Quadratmeter Grundstück benötigt. Auch zwei Parkplätze sollen kommen, unter anderem für den Lieferverkehr, da "Teo" laut Geinitz bis zu zwei Mal pro Tag per Transporter mit Waren bestückt werden könnte. "Es wird aber kein einzelner Transporter aus Fulda nur nach Malsch fahren. Es gibt eine Route, die verfolgt wird", so Geinitz.

CDU-Rat Uwe Schnieders sah besonders die Grundstückssituation als kritisch an. Er könne sich eines in Richtung Rot eher vorstellen. Auch FDP-Rat Oestringer sah Probleme an der Lage des möglichen Grundstücks aufgrund der Parksituation: "Die wenigsten Leute gehen auf dem Land zu Fuß einkaufen." Zudem befürchte er Ruhestörungen für die Anwohner. Geinitz erklärte daraufhin, dass der Warenkorb der "Teo"-Kunden ein anderer sei. Diese würden in dem Kleinstsupermarkt keinen Großeinkauf machen: "Eher fußläufig mit dem Beutel." Grundsätzlich soll das Sortiment ähnlich dem der Bio-Supermarktkette Tegut, die auch in Heidelberg Filialen hat, aufgebaut sein: "Der Schwerpunkt der Lebensmittel liegt auf Bio-Produkten", erklärt Geinitz. Der Markt sei auf Nachhaltigkeit ausgerichtet und biete im Verlauf auch regionale Lebensmittel an.

Schnieders erkundigte sich wegen der lokalen Geschäfte, ob "Teo" eine Konkurrenz zu Händlern vor Ort ausmache. Bürgermeisterin Würfel erwiderte: "Wenn ich das Gefühl hätte, ich schade den eigenen Händlern, hätte ich es nicht vorgeschlagen." Eine Konkurrenzsituation können sie sich nicht vorstellen. "Das ist eher eine Ergänzung." Konrad Fleckenstein (Freie Wähler) schloss sich Würfel an: "Das Konzept tangiert lokale Betreiber nicht." Er sieht besonders bei Jugendlichen, "wenn die auf die Walz gehen", eine Zielgruppe. Auch Grünen-Rat Claus Stegmaier erwähnte Jugendliche, die er mit seiner Fraktion zu "Teo" befragt hatte: "Die können sich damit anfreunden." Sein Grünen-Fraktionskollege Sven Antoni sprach die mögliche Preisstruktur an: "Eher Discounter oder Tankstelle?" Geinitz erklärte, dass Tegut vergleichbar mit Rewe oder Edeka sei. Die Ladenpreise würden ähnlich denen der Heidelberger Tegut-Filiale sein, aber: "Keine Tankstellen-Preise."

Oestringer, der sich in seiner Stellungnahme wegen "gravierender Fehler" gegen das Projekt ausgesprochen hatte, sah neben der Parkplatzproblematik auch das reine Bezahlen und den Zutritt zum Markt besonders für ältere Leute als schwierig an. Daneben votierte auch die CDU-Fraktion dagegen. Schnieders erwähnte erneut die lokalen Bäckerei- und Metzger-Betriebe: "Wir wollen unser eigenes Gewerbe nicht schwächen."

Fleckenstein war dem Projekt offener gestimmt: "Man hat hier ein Konzept, dass sich abhebt. Wie das ankommen wird, muss man sehen." Grundsätzlich sei es zu begrüßen, dass die Nahversorgung im ländlichen Raum ausgebaut wird. "Da die Gemeinde keine größeren finanziellen Verluste hat, kann man das Konzept gut heißen." An Geinitz adressierte er zudem: "Sie müssen ja auch einen Grund haben, wieso Sie nach Malsch kommen."

Auch Stegmaier war optimistisch: "Wir begrüßen das Vorhaben." Bezogen auf die Kritik hinsichtlich dem erschwerten für Ältere beim Zugang zum Markt per EC-Karte oder App entgegnete er: "Alle werden das schaffen. Sonst gehen eben Enkel oder Kinder mit." Wegen möglicher Störungen müsse man bei der Planung darüber sprechen. Stegmaier war sich sicher: "Der Markt wird für Erstaunen sorgen."

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