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Neckarbischofsheim: Es wird 15 neue Stolpersteine für jüdische Nazi-Opfer geben

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		Neckarbischofsheim:  Es wird 15 neue Stolpersteine für jüdische Nazi-Opfer geben

Von Friedemann Orths

Neckarbischofsheim. Ob Bertha Ottenheimer in einem Viehwaggon oder doch erst in Auschwitz starb, ist nicht bekannt. Friedericke Frank wurde hingegen "mit großer Wahrscheinlichkeit" direkt nach ihrer Ankunft in dem Vernichtungslager der Nazis umgebracht. Das sind nur zwei der Schicksale von Menschen jüdischen Glaubens aus Neckarbischofsheim, die der Verein für Heimatpflege zusammengetragen hat. Mitglied und Gemeinderat Walter Zeller sprach sich, stellvertretend für den Verein, während der jüngsten Gemeinderatssitzung dafür aus, 15 weitere Stolpersteine in der Stadt verlegen zu lassen. Der Verein hatte schon im Dezember einen entsprechenden Antrag bei der Gemeinde gestellt, der jetzt auch einstimmig angenommen wurde. "Wir machen das gerne", sagte Bürgermeister Thomas Seidelmann.

"Es gibt Leute, denen niemand gedenkt", sagte Zeller in seiner kurzen Ansprache. zwar wurden im November 2017 schon 15 dieser kleinen Gedenktafeln, ähnlich einem Pflasterstein, in der Stadt verlegt, allerdings gebe es noch 15 weitere ehemalige Neckarbischofsheimer Jüdinnen und Juden, an deren Schicksale erinnert werden soll. "Es werden wohl die letzten sein", sagte Zeller. Er erwähnte neben Bertha Ottenheimer und Friedericke Frank auch auch die Familie Bloch, deren Mitglieder ins KZ Dachau oder ins Internierungslager im französischen Gurs verschleppt und dort gefoltert wurden. Jakob Julius Bloch schreibt laut den Aufzeichnungen des Heimatvereins beispielsweise, dass ihm bereits am Bahnhof in Neckarbischofsheim "diese Bluthunde" seine obere linke Zahnreihe ausgeschlagen haben. Jakob Julius Bloch gelang mit seiner Frau Henni und den Töchtern Sara und Esther über Umwege noch die Flucht in die USA. Dort lebten beziehungsweise leben sie in New York. Der Neckarbischofsheimer Heimatverein hat die einzelnen Biografien recherchiert, Zeller hat zudem regelmäßig Kontakt zu Angehörigen, entweder per E-Mail oder Telefon.

Den Angehörigen sei es ein großes Anliegen, dass an ihre Eltern, Brüder oder Schwester gedacht wird, erzählte Zeller. Außer in den USA leben Nachkommen unter anderem noch in Israel oder in Südamerika. Sie seien bei der ersten Stolperstein-Verlegung "sehr enttäuscht" gewesen, dass die Steine ihrer Familien nicht verlegt wurden. "Alle warten darauf, dass ihre Steine nach Neckarbischofsheim kommen." Ingeborg Frank starb 2019 in den USA, sie konnte die Verlegung der geplanten Steine für ihre Eltern Friedericke und Siegfried und auch für ihren eigenen geplanten Stein nicht mehr erleben. Inge Frank konnte im Alter von zwölf Jahren mit einem der letzten Kindertransporte nach England fliehen und überlebte so die Gräueltaten der Nazis. Seit dem Jahr 1964 besuchte sie ihre alte Heimat Neckarbischofsheim regelmäßig.

Das Projekt wurde 1992 vom Künstler Gunter Demnig ins Leben gerufen. Auf kleinen Gedenktafeln aus Messing soll vor dem letzten Wohnort der Opfer des Nationalsozialismus gedacht werden. Mittlerweile wurden in 1265 Kommunen in Deutschland und in 21 europäischen Ländern solche Stolpersteine verlegt. Sie sollen auf die Schicksale von Juden, Sinti und Roma, politisch Verfolgten, Homosexuellen, Zeugen Jehovas und Euthanasieopfern aufmerksam machen.

Die geplanten Orte in Neckarbischofsheim sind die Gehwege vor der Firma Nutec in der Hauptstraße 18, vor der Sparkasse und vor dem "Götterhaus in der Von-Hindenburg-Straßes sowie vor den Anwesen in der Waibstadter Straße 5 und der Hauptstraße 34. Die Kosten von 120 Euro pro Stein werden laut Heimatverein hauptsächlich durch Spenden finanziert. Sie werden auch nur verlegt, wenn die Besitzer der Grundstücke damit einverstanden sind.

Die 2017 verlegten Steine erinnern unter anderem an die Zerstörung der Neckarbischofsheimer Synagoge in der Nacht auf den 10. November 1938. Vor dem Nazi-Regime genossen die Neckarbischofsheimer jüdischen Glaubens viele Jahre lang Ansehen; Mitte des 19. Jahrhunderts gab es rund 190 Jüdinnen und Juden im Ort, die Stadt war auch Sitz des Bezirksrabbiners. 1933 lebten dann nur noch 33 Menschen jüdischen Glaubens in der Stadt.

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