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Heidelberg: Digitales Gastspiel des Münchner Volkstheaters beim Stückemarkt

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		Heidelberg:  Digitales Gastspiel des Münchner Volkstheaters beim Stückemarkt

Von Heribert Vogt

Heidelberg. Überhaupt nicht rosarot ist die Welt, sondern durch Rosas Brille glühend rot. Wie auf Karten zur bedrohlichen Erderwärmung oder zu hohen Inzidenzwerten. In das digitale Gastspiel des Münchner Volkstheaters mit Laura Naumanns Weltuntergangsrevue "Das hässliche Universum" beim Heidelberger Stückemarkt scheint sogar der Weltenbrand. Eine so ominöse wie populistische Rosa hat gefordert: "Alles muss brennen." In der Inszenierung von Sapir Heller tobt ein Sondereinsatzkommando durch ein Mehrfamilienhaus, werden in den USA Schwarze auch von Schwarzen erschossen und fallen selbst auf die Kanzlerin Schüsse. Oder ist das alles nur Fake?

"Wahrheit ist eine krasse Sache", heißt es einmal. Denn der ganze "Liebesromantik-Quatsch wird vom Kapital installiert". Und man kann "sich eher das Ende der Welt vorstellen als das Ende des Kapitalismus". Sicher ist nur, dass "das Zeitalter der Sicherheit längst vorbei ist". Die uns bekannte Welt wird zu Grabe getragen, begleitet von einer Band mit schrillen Nummern und Songs. Die wiederkehrenden Versuche, durch chorisches Sprechen oder Singen Gemeinsamkeiten zu finden, gelingen nicht wirklich. Es dominieren Zersplitterung und Abgrenzung infolge eines extremen Individualismus, bei dem der jeweilige Sprecher nur das akzeptiert, was ihm in den Kram passt. Es herrscht ein allgemeiner Medienkrieg, in dem jeder gegen jeden kämpft.

In einer grellen popkulturellen Mischung transportieren vier Darsteller die zerfallende Gesellschaft. Nina Steils agiert im Look der Künstlerin Frida Kahlo, Anne Stein hat ihren Auftritt als glitzernde Sexbombe Marilyn Monroe, Vincent Sauer spielt als Freddie Mercury und Silas Breiding als Film-Gladiator (Bühne und Kostüme: Anna van Leen). Aber die Vier – wie sie mit Abstand nebeneinanderstehen – erinnern zugleich an die Gruppe ABBA mit einer blonden und einer dunkelhaarigen Sängerin in der Mitte. Auch deren Hit "Super Trouper" klingt an, ebenso wie etwa "It’s My Life" von Bon Jovi (Musik: Ralph Heidel). Aber das alles ist verändert und wild zusammengerührt.

Bei der Humor-Horror-Goodbye-Show regiert die Negativsicht auf die Welt, die oft in Wortkaskaden anrauscht: Man hat "kein Geld, keine Ahnung, keinen Bock, kein Internet, keine Frau" und noch lange so weiter. Ein Highlight war diesbezüglich das so virtuose wie ausdauernde Nein-Gewitter gegen alles und jeden, das Anne Stein niederprasseln ließ. Jedoch gibt es in der gesellschaftlichen Polarisierung allüberall auch eine Sehnsucht nach einem wohltuenden "Dazwischen".

Schließlich steht die Welt in Flammen. Aber beginnt damit auch eine bessere Zeit? Am Ende gibt es die Hoffnung: "Irgendwann laufen wir durch den Monsun. Dann wird alles gut." Tatsächlich bieten Krisen – wie derzeit auch die Corona-Pandemie – die Chance auf einen Neuanfang, aber ebenfalls die Gefahr des Absturzes. "Die Erde leuchtet durch das All", heißt es zum Schluss. Es bleibt offen, ob als verglühender Feuerball oder auf dem Weg in eine hellere Zukunft.

Laura Naumann war mit "Demut vor deinen Taten Baby" in einer Inszenierung des Theaters Bielefeld bereits beim Stückemarkt 2013 vertreten. Nun folgte "Das hässliche Universum" mit viel Drive und Witz. Es gewann beim aktuellen Stückemarkt den Nachspielpreis.

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