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Wiesloch: Wann es für die Kläranlage problematisch wird

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		Wiesloch:  Wann es für die Kläranlage problematisch wird

Von Tobias Törkott

Wiesloch. Landau in der Pfalz, bekannt für Weinfeste und die Nähe zum Pfälzerwald. Geschichten aus der Stadt in der Südpfalz landen häufiger in den Nachrichten, neulich sogar im Spiegel. Dieses Mal ging es um Abwasser. Genauer gesagt: um Abwasserkanäle und das dazugehörende Klärwerk. Die Betreiber warnten vor den Folgen wegen weggekippten Alkohols. Verursacht dieser auch in der Wieslocher Kläranlage Probleme? Die RNZ ging der Frage nach und erfuhr: Eine Warnung vor altem Bier und Wein wie in der Pfalz gab es im Badischen nicht. Die Wieslocher beschäftigt ein ganz anderes Problem.

Vor Kurzem veröffentlichte der Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau (EWL) eine Pressemitteilung mit dem Titel: "Bier-Alarm im Kanal." Darin weisen die Kläranlagen-Experten darauf hin, dass Gastronomen doch bitte keine großen Mengen an Alkohol oder Softdrinks in den Gully kippen sollen. Hintergrund: "Durch den Lockdown laufen aktuell Getränke ab, die in Fässern bei Herstellern und in der Gastronomie lagern", heißt es in der Mitteilung. Werden diese über den Abwasserkanal entsorgt, führe das zu diversen Problemen. Klingt wie ein Aprilscherz.

Doch die EWL nennt die Gründe: Zucker und Alkohol setzen mikrobielle Prozesse in Gang, "die Schwefelwasserstoff und Methan freisetzen". Das sei nicht nur unangenehm in Sachen Geruch, sondern gefährlich. Und: Gelangen die Stoffe in die Kläranlage bedroht dies nach Ansicht der südpfälzischen Klärwerker die Mikroorganismen, die das Abwasser reinigen sollen: "Der Prozess kann ins Stocken geraten, wenn zu viel Energie aus Zucker oder Alkohol zufließt und der Sauerstoff zum Abbau knapp wird." Ein Mitarbeiter der EWL erklärt auf Anfrage, dass so mehr Sauerstoff zum Abbau des Kohlenstoffs und zur Reinigung eingeleitet werden muss. Das benötige Energie in Form von Strom – und erhöhe die Kosten. Der Mitarbeiter erklärt: "Bei einer Stoßbelastung ist das ein Thema." Daher bieten die Landauer den Gastronomen an, große Frachten, so heißt der Unrat im Fachjargon, vor Ort abzugeben. Diese werden dann dosiert in die Anlage oder in den Faulturm geleitet. Eben, um Zusatz-Kosten zu vermeiden. Das Angebot gab es in der Vergangenheit für die ansässigen Winzer häufiger.

Wiesloch hat, wie erwähnt, ebenfalls eine Kläranlage. Das Werk des Abwasser- und Hochwasserschutzverbandes (AHW) reinigt, ähnlich wie die von Landau, das Abwasser eines Bezirks von etwa 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Dazu zählen neben der Weinstadt, Dielheim, Rauenberg, Mühlhausen und mit Gauangelloch und Ochsenbach auch zwei Ortsteile Leimens. Gastronomen gibt es auch in dieser Region – und wegen der Corona-Verordnung und den geschlossenen Lokalen Bierfässer oder Limonadenkisten, die abgelaufen sind. Wäre das Landauer Modell nicht auch eine Option für den AHW?

Georg Gärtner, Betriebsleiter des Werks, bezeichnet die Maßnahme der pfälzischen Kollegen als "konsequent und präventiv". Doch ein solches Angebot für die Wirte in der Region um Wiesloch schließt er dennoch aus. Denn: "Die Frage wäre, was würde anfallen? Es kommt auf die Menge an", so Gärtner. Sinnvoll sei das Vorgehen, wenn viele Liter an Fracht auf einmal kommen würden. "Einen Kubikmeter würde man nicht merken, aber wenn es fünf auf einmal wären, dann schon eher", sagt Gärtner und ergänzt: "Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn alle ihre Getränke auf einmal wegkippen. Das wäre ein großer Zufall."

Für den Abbau habe man bisher nicht mehr Energie benötigt. Also keine Anzeichen dafür, dass viel abgelaufenes Bier in der Region weggekippt wurde. Gärtner bestätigt auch, dass bei einer Überbelastung der Anlage, die Bakterien, die den Unrat im Abwasser zersetzen, viel Sauerstoff und damit Energie benötigen. "Durch die Zugabe von Alkohol, also Zucker, wird die Kohlenstoffkonzentration erhöht", erklärt er. Dies sei sogar förderlich für den Abbauprozess im Abwasser. Denn, um arbeiten zu können, benötigen die Bakterien Kohlenstoff. Wäre das Wegkippen von Bier, Wein oder Limonade dann nicht sogar hilfreich? Gärtner verneint: "Alles im gewissen Maße." Zu viel Masse irritiere die Bakterien in der Anlage.

Ob die Gastronomen sich diese Arbeit machen würden, Getränke zum Werk zu bringen, sei laut Gärtner fraglich. Der Aufwand bei einer Anlieferung sei höher als wenn "das Material über den Kanal" komme, erklärt er. "Das benötigt Manpower. Wir müssen alles umpumpen." Übrigens: In Landau ist die Quote an Wirten, die das Angebot nutzten, nach Angaben des EWL-Mitarbeiters noch gering.

Deutlich mehr Kopfzerbrechen als abgelaufenes Bier bereiten den AHW-Mitarbeitern da schon feuchte Toilettentücher, die über das Klo entsorgt werden, statt über den Mülleimer, um dann auf Deponien oder in Verbrennungsanlagen zu landen. Die synthetischen Tücher ließen sich nach Angaben der AHW weder biologisch noch mechanisch zersetzen. "Das verstopft die Pumpen", sagt Gärtner.

Und dieses Problem beginnt bereits im Kanal, also weit vor der Ankunft in der Kläranlage – beispielsweise in Regenüberlaufbecken, wo ebenfalls die Pumpen in Mitleidenschaft gezogen werden. "Das Schlimme ist die Entleerung, das ist mit viel Aufwand verbunden", nennt der Leiter die aufwendigen Arbeiten, um die Maschinen per Hand vom Müll zu befreien. Dazu komme der Verschleiß. Gärtner: "Da entstehen Kosten."

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