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Tübingen: Modellprojekte geraten ins Schwanken (Update)

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		Tübingen:  Modellprojekte geraten ins Schwanken (Update)

Von Tatjana Bojic und Joachim Mangler

Tübingen/Rostock. Die Universitätsstädte Tübingen und Rostock haben in den vergangenen Monaten wegen ihrer niedrigen Corona-Zahlen viele Schlagzeilen geliefert. In Talkshows gaben sich die Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) und Claus Ruhe Madsen (parteilos) fast die Klinke in die Hand. Stolz berichteten beide von Lockerungen der Corona-Beschränkungen. Doch inzwischen ist die dritte Corona-Welle, auch bei ihnen angekommen. In beiden Städten stiegen die Sieben-Tage-Inzidenzen zwischenzeitlich auf über 100.

Tübingen sorgt seit Mitte März mit seinem inzwischen zwei Mal verlängerten Corona-Modellprojekt für viel Aufsehen. Dort können sich Menschen an mehreren Stationen kostenlos testen lassen, bei negativen Ergebnissen gibt es Tagestickets, mit denen sie in Läden, zum Friseur, aber auch in Theater und Museen gehen können. Wegen großen Andrangs von außerhalb wurden die Tests auf Menschen aus dem Kreis Tübingen beschränkt.

Bedingung für eine Fortsetzung des Projekts war, dass die Sieben-Tage-Inzidenz vor Ort stabil bleibt – und nicht an drei aufeinanderfolgenden Tagen die 100er-Inzidenz überschreitet. "Spätestens aber wenn das neue Infektionsschutzgesetz des Bundes offiziell in Kraft ist, werden wir das Projekt wohl unterbrechen müssen", sagte ein Sprecher des Sozialministeriums in Stuttgart.

Aber auch wenn das Projekt infolge des Bundesgesetzes abgebrochen werden müsste, ist es laut Palmer "ein voller Erfolg". Man habe "wertvolle Erfahrungen zur Bewältigung der Corona-Pandemie durch engmaschiges Testen sammeln können", erklärte der Oberbürgermeister. "Ich bin überzeugt, dass diese Erkenntnisse in den kommenden Wochen und Monaten äußerst hilfreich sein werden." Seit dem 18. März lag die Inzidenz in Tübingen an nur zwei Tagen über 100. Zuletzt (19. April) lag der Wert bei 91,8.

In der Hansestadt Rostock war die Entwicklung deutlich schlechter: Noch am 21. März hatte die Sieben-Tage-Inzidenz bei 22 gelegen, am 15. April dann schon bei knapp 133. Nun liegt sie wieder unter 100. Für Emil Reisinger, Infektiologe der Uniklinik Rostock, sind hauptsächlich die privaten Kontakte für den starken Zuwachs verantwortlich. "Die Menschen haben sich nach der langen Zeit mit wenigen Infektionen zu sehr in Sicherheit gewiegt."

Oberbürgermeister Madsen, der unter anderem ein Spiel von Hansa Rostock vor 777 Zuschauern und Einkaufen unter Einbeziehung der Luca-App ermöglichte, will einen kompletten Lockdown verhindern. Seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 sei viel gelernt worden. Madsen bezieht die Erkenntnisse Reisingers mit ein und sagt: "Wir müssen den Menschen ein Angebot für den Aufenthalt außerhalb der eigenen vier Wände machen."

Klar ist, dass man auch in Rostock an den landesweiten Kita- und Schulschließungen nicht vorbeigekommen ist. Sie sollen aber nur so lange gelten, wie sie unbedingt nötig sind. "Kinder brauchen Kinder und Kinder haben ein Recht auf Bildung", lautet die Maxime des Dänen.

Update: Mittwoch, 21. April 2021, 18.58 Uhr


Modellprojekt kann vorerst weitergehen

Stuttgart/Tübingen. (dpa) Das Tübinger Modellprojekt "Öffnen mit Sicherheit" kann vorerst weitergehen. "Wir werden das Infektionsgeschehen in Tübingen weiterhin genau beobachten und das Projekt zunächst weiter laufen lassen", teilte ein Sprecher des Sozialministeriums in Stuttgart am Freitag mit. Bedingung sei, dass die Sieben-Tage-Inzidenz vor Ort stabil bleibe - und nicht an drei aufeinanderfolgenden Tagen die 100er-Marke, also 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche, überschreite. "Spätestens aber, wenn das neue Infektionsschutzgesetz des Bundes offiziell in Kraft ist, werden wir das Projekt wohl unterbrechen müssen", so der Sprecher.

Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) erklärte: "Ich freue mich, dass das Sozialministerium nach den positiven Rückmeldungen aus dem Tübinger Gemeinderat einer Fortsetzung zugestimmt und finanzielle Mittel für eine Ausweitung der Begleitforschung bewilligt hat." 40 000 Euro des Landes fließen in eine Studie, bei der im Schnelltest negativ getestete Personen zusätzlich einen sogenannten PCR-Test machen. So soll die Aussagekraft der Schnelltests geprüft werden.

Auch wenn das Projekt infolge des Bundesgesetzes abgebrochen werden müsse, sei es "ein voller Erfolg", hieß es in der Mitteilung. Man habe "wertvolle Erfahrungen zur Bewältigung der Corona-Pandemie durch engmaschiges Testen sammeln können", erklärte der Oberbürgermeister. "Ich bin überzeugt, dass diese Erkenntnisse in den kommenden Wochen und Monaten äußerst hilfreich sein werden."

Der Modellversuch hatte am 16. März begonnen und sollte am kommenden Montag zu Ende gehen. Die Stadt hatte zuvor einen Abbruch erst bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 125 an drei Tagen in Folge gefordert, wie es in einem von Palmer unterzeichneten Antrag heißt. Auch die Tübinger Notärztin Lisa Federle hatte noch am Donnerstag eine Verlängerung des Modellprojekts gefordert.

Menschen in Tübingen können sich an mehreren Stationen kostenlos testen lassen - mit den Bescheinigungen der Ergebnisse, den Tagestickets, können sie dann in Läden, zum Friseur oder auch in Theater und Museen gehen. Wegen großen Andrangs von außerhalb sind die Tests inzwischen auf Menschen aus dem Kreis Tübingen beschränkt. Palmer wies mit Blick auf geöffnete Kultureinrichtungen auf die Ausgangssperren ab 21.00 Uhr hin, die ab Montag in Corona-Hotspots in Baden-Württemberg gelten sollen.

Update: Freitag, 16. April 2021, 18.03 Uhr


Notbremse erst ab 125?

Tübingen. (dpa) Tübingen will den Modellversuch für mehr Öffnungen in Corona-Zeiten infolge zahlreicher Tests verlängern. Die Stadt schlägt ein klares Abbruchkriterium vor: Wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in der Stadt drei Tage über 125 steigt, soll das Modell beendet werden und die Bundesnotbremse greifen, heißt es in einem von Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) unterzeichneten Antrag. Dass die Zahl höher als die bundesweit gültige 100er-Marke liegt, wird mit den zahlreichen Tests in der Universitätsstadt begründet. Die "Ausleuchtung des Dunkelfelds" entspreche einer Erhöhung der gemessenen Inzidenz um 25 Prozent.

Der Modellversuch wurde zuletzt bis zum 18. April verlängert. Entscheiden darüber muss die Landesregierung. Zuerst hatte der "Reutlinger General-Anzeiger" (Mittwoch) über den Antrag berichtet.

Tübingen hatte mit dem Corona-Modellprojekt "Öffnen mit Sicherheit" bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Seit dem 16. März können sich Menschen in Tübingen an mehreren Stationen kostenlos testen lassen - mit den Bescheinigung der Ergebnisse, den Tagestickets, können sie dann in Läden, zum Friseur oder auch in Theater und Museen gehen. Die Stadt sah den Erfolg des Versuchs allerdings durch eine wachsende Zahl an Tagesgästen zunehmend gefährdet und Kritik wurde laut.

Auch im Fall einer Verlängerung soll die Ausgabe von Tagestickets auf Bewohner und Arbeitnehmer im Landkreis Tübingen beschränkt bleiben, heißt es in dem Antrag. In einem Zwischenbericht zieht die Stadt ein positives Zwischenfazit des Modellversuchs. "Die einzige wesentliche Lücke betrifft die Kontaktverfolgung, die rein manuell erfolgt."

Das Infektionsgeschehen ist nach Angaben der Stadt unter Kontrolle. Vom 18. März bis zum 1. April seien die Infektionszahlen in Tübingen zwar stark angestiegen, die Inzidenz kurzzeitig über 100. "Nach den Erkenntnissen der wissenschaftlichen Begleitforschung gibt es aber keinen Hinweis, dass Infektionen, die durch Öffnungen im Rahmen des Modellversuchs entstanden sind, dafür die Ursache waren", hieß es. Palmer betonte, dass seit Anfang April die Zahlen wieder sinken.

Update: Mittwoch, 14. April 2021, 10.19 Uhr


So darf das Tübinger Modellprojekt vorerst weiter gehen

Tübingen. (dpa) Das Tübinger Corona-Modellprojekt "Öffnen mit Sicherheit" darf trotz steigender Infektionszahlen vorerst weitergehen - jedoch nur mit weiteren Anpassungen. Darauf haben sich das Gesundheitsministerium, das Landesgesundheitsamt sowie die Stadt Tübingen und das örtliche Gesundheitsamt bei einem Gespräch am Dienstag geeinigt, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Stuttgart mitteilte.

Wenn sich der Anstieg der Fallzahlen in Tübingen trotz der nun vorgesehenen Maßnahmen wieder fortsetze und das Infektionsgeschehen zu- statt abnehmen sollte, müsse weiter gegengesteuert oder im Zweifel doch eine Unterbrechung des Projekts erfolgen, sagte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) am Dienstag in Stuttgart im Anschluss an das Gespräch.

Es sei zunächst gut, dass Tübingen vor Ort bereits vor Ostern nachjustiert und noch weitere ergänzende Maßnahmen vorgesehen habe, sagte Minister Lucha. Man werde das Projekt weiter eng begleiten und die Stadt unterstützen. "Klar ist aber auch weiterhin, dass das Modellprojekt derzeit gefährdet ist", so Lucha.

Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) teilte zu der Entscheidung mit, man werde mehr testen und mehr kontrollieren, damit der Einzelhandel und die Kultur in Tübingen weiterhin geöffnet bleiben könne, ohne dass die Stadt überfüllt sei. Zu den vereinbarten Maßnahmen gehört, dass die Außengastronomie in Tübingen schließen muss. Zudem gibt es keine Tagestickets für Auswärtige mehr. Für Kitas und die Notbetreuung an Schulen in Tübingen werde zudem ein wöchentlicher Schnelltests für Kinder verpflichtend. Für alle Betriebe mit mehr als 50 Mitarbeitern gilt ab kommenden Montag eine Testpflicht. Die Mitarbeiter der Betriebe müssen künftig zweimal wöchentlich einen Schnelltest machen. Die Tests können demnach bei der Stadt erworben werden. Zudem wird die Zone für das Alkoholverbot ausgeweitet.

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Tübingen war zuletzt stark gestiegen und betrug am Dienstag nach Angaben des Gesundheitsministeriums 73,2 und im Landkreis 99,3. Am Vortag hatten die Werte noch bei 82,0 in Tübingen und bei 108,9 im Kreis gelegen.

In Tübingen läuft derzeit ein Pilotprojekt zu mehr Öffnungsschritten in Corona-Zeiten. An neun Teststationen können die Menschen kostenlose Tests machen, das Ergebnis wird bescheinigt. Damit kann man in Läden, zum Friseur oder auch in Theater und Museen. Das Modellprojekt wurde zuletzt bis zum 18. April verlängert.

Update: Dienstag, 6. April 2021, 20.10 Uhr


Land legt Corona-Modellprojekte auf Eis

Stuttgart. (dpa) Trotz des massiven Interesses der Städte und Kreise legt das Land mögliche weitere Modellprojekte nach Tübinger Vorbild wegen der steigenden Corona-Zahlen zunächst auf Eis. "Wir müssen verantwortungsvoll mit der aktuellen Lage umgehen", mahnte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) am Donnerstag in Stuttgart. Weitere Öffnungen im Rahmen von Modellvorhaben seien angesichts der derzeitigen Zahlen "vorerst nicht angebracht".

In sogenannten Modellkommunen oder -regionen können mit strengen Schutzmaßnahmen und Testkonzepten die Beschränkungen in einzelnen Bereichen gelockert werden. Kommunen und Kreise berufen sich bei ihren Bewerbungen auf einen Beschluss der Bund-Länder-Konferenz. Dort war am 22. März entschieden worden, dass die Länder im Rahmen von Modellprojekten einzelne Bereiche des öffentlichen Lebens unter strengen Voraussetzungen öffnen können.

Bislang seien mehr als 50 Anträge oder Interessensbekundungen zu entsprechenden Projekten im Ministerium eingegangen, teilte die Behörde mit. "Sobald es die Lage zulässt, werden wir die Anträge und entsprechende Öffnungsschritte wieder in den Blick nehmen", sagte Lucha zu.

In Tübingen läuft derzeit ein Pilotprojekt zu mehr Öffnungsschritten in Corona-Zeiten. An neun Teststationen können die Menschen kostenlose Tests machen, das Ergebnis wird bescheinigt. Damit kann man in Läden, zum Friseur oder auch in Theater und Museen. Allerdings war die Zahl der Neuinfektionen auch in der Neckarstadt zuletzt deutlich gestiegen, das Modell steht auf der Kippe.

Update: Donnerstag, 1. April 2021, 13.15 Uhr


Tübingen. (dpa) Der Tübinger Corona-Modellversuch "Öffnen mit Sicherheit" kann unter den Bedingungen des Osterwochenendes auch am Dienstag weitergehen, obwohl im Landkreis die Notbremse greift. Das teilte die Stadt am Montag mit. Ob der modifizierte Modellversuch in Tübingen auch über den Dienstag hinaus fortgesetzt werde, entscheide die Landesregierung am Dienstag, hieß es von Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne).

Die Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl der Corona-Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche - liegt in der Stadt Tübingen bei 89, im Landkreis bei 118,5. Zum Vergleich: Am 18. März betrug die Sieben-Tage-Inzidenz in der Stadt noch 19,7.

Die Osterregelung besagt, dass Handel, Kultur und Gastronomie mit Testpflicht geöffnet bleiben. Dafür sind neun Teststationen in Betrieb. Tagestickets gebe es aber weiterhin nur für Menschen, die im Landkreis Tübingen wohnten oder in der Stadt Tübingen arbeiteten. "Die erweiterte Maskenpflicht und das Alkoholverbot gelten ebenfalls weiter", sagte Palmer. Auswärtige Gäste erhalten seit dem vergangenen Donnerstag kein Tagesticket mehr.

Am 26. März hatte das Land dem Antrag zugestimmt, den Modellversuch bis zum 18. April zu verlängern und die Ticketausgabe an Auswärtige zu begrenzen und über Ostern auszusetzen. Seit dem 16. März können sich Menschen in Tübingen an mehreren Stationen kostenlos testen lassen - mit der Bescheinigung des Ergebnisses können sie dann in Läden, zum Friseur oder auch in Theater und Museen gehen. Die Stadt sah den Erfolg des Versuchs allerdings durch eine wachsende Zahl an Tagesgästen zunehmend gefährdet und Kritik wurde laut.

Update: Montag, 5. April 2021, 15.11 Uhr


Steht Tübingen vor Verschärfungen?

Von Sebastian Schlenker

Tübingen. Das Tübinger Modellprojekt mit Lockerungen durch massenhaftes Testen hat weiter großen Zulauf – aus Sicht der Stadt soll die neue Freiheit aber wieder etwas eingeschränkt werden. Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) sprach sich angesichts großer Gruppen, die auf innerstädtischen Wiesen Partys feierten, für nächtliche Ausgangsbeschränkungen aus. Da gebe es keinen Abstand, sondern Alkohol. "Ich hätte gar nichts dagegen zu sagen: Ab 20 Uhr ist wirklich Ruhe", sagte Palmer am Sonntagabend in einer Online-Gesprächsrunde der "Bild"-Zeitung. Tagsüber könne geordnet in der Außengastronomie gesessen oder mit Maske eingekauft werden. "Und nachts sind alle daheim – warum nicht", so der Grünen-Politiker.

Auch der große Zulauf von Menschen von außerhalb des Landkreises Tübingen macht dem Rathauschef Sorgen. Zahlreiche Menschen waren am Wochenende in die Universitätsstadt am Neckar gekommen und hatten die dort möglichen Lockerungen genossen. In der Außengastronomie von Cafés und Restaurants waren die Plätze bei frühlingshaften Temperaturen gefüllt. Vorsorglich hatte die Stadt die Zahl der Tests für Menschen von außerhalb des Landkreises auf 3000 beschränkt. Um dem befürchteten Andrang am Osterwochenende zu begegnen, soll es an diesen Tagen nur noch Tests für Einheimische geben.

Unterdessen stieg auch in der Modellstadt die Sieben-Tage-Inzidenz deutlich. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche lag zuletzt bei 35, wie eine Sprecherin der Stadt am Montag sagte. Die Sprecherin bezog sich dabei auf die Zahl der vom Landratsamt auf Stadtebene ausgewiesenen Neuinfektionen für die Stadt Tübingen vom vergangenen Donnerstag. In der Woche zuvor hatte der Wert noch bei 23 gelegen. Infektionszahlen auf Gemeindeebene werden vom Landratsamt Tübingen nur wöchentlich veröffentlicht.

Oberbürgermeister Palmer und die Pandemiebeauftragte Lisa Federle riefen angesichts des steigenden Infektionsgeschehens die Bürger auf, sich mindestens zweimal wöchentlich testen zu lassen. "Auch in unserer Stadt steigen nun die Fallzahlen", hatten die beiden am späten Sonntagabend mitgeteilt.

Im Landkreis Tübingen ist das Infektionsgeschehen im Zuge der Ausbreitung der ansteckenderen Varianten des Coronavirus ebenfalls stark angestiegen. Die Region lag zuletzt nur noch knapp unter dem Wert von 100 bei der Sieben-Tage-Inzidenz. Steigt in Kreisen die Inzidenz an drei Tagen in Folge über den Wert von 100, müssen diese eine sogenannte Notbremse ziehen und Lockerungen für Handel und Freizeit zurücknehmen. Auch eine nächtliche Ausgangsbeschränkung kann in diesem Fall verhängt werden.

Die Stadt Tübingen testet seit Mitte März, ob mehr Öffnungsschritte mit möglichst flächendeckendem Testen umsetzbar sind, ohne dass die Zahl der Corona-Fälle deutlich zunimmt. Menschen können in der Stadt kostenlose Tests machen, das Ergebnis wird bescheinigt. Mit dem Zertifikat können die als gesund getesteten Personen zum Beispiel in Modeläden einkaufen, zum Friseur oder auch in Theater und in den Biergarten gehen.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums ist die Positivrate der Schnelltests mit 1:1000 sehr konstant, das von der Stadt aufgebaute System regelmäßiger Testungen in Betrieben, Schulen, Kitas und das leistungsfähige Netz von Teststationen funktioniere, so ein Sprecher. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz liege in der Stadt seit mehreren Wochen unter 35. Das Modellprojekt wurde zuletzt bis zum 18. April verlängert.


Tübingen Ziel von corona-müden Besuchern

Ein Stück Normalität - danach sehnen sich viele. Deshalb war die Modellstadt Tübingen am Wochenende für viele eine auch weite Reise wert.

Tübingen. (dpa) Tübingen ist bei herrlichen Frühlingswetter am Wochenende Ziel von Menschen gewesen, die shoppen, im Biergarten sitzen oder einfach einen Kaffe auf dem historischen Marktplatz genießen wollten. Wer das Leben ohne gravierende Einschränkungen wieder einmal schnuppern wollte, brauchte dafür ein Tagesticket mit der Bescheinigung eines negativen Corona-Testergebnisses.

Eine halbe Stunde Wartezeit für das begehrte Zertifikat war für einen Besucher aus dem Kreis Göppingen völlig in Ordnung. Die Aussicht auf ein Schnitzel im Biergarten war zu verlockend. "Man hat wieder mehr Freiheit", sagte er am Sonntag. Auch eine junge Frau und ihren Freund hat es wenig gestört, am Samstag sogar eineinhalb Stunden auf den Freibrief zu warten. "Die Normalität zu spüren war uns das wert." Sie habe einfach draußen sitzen und bei Essen und Trinken Leute beobachten wollen, erzählte die Tübingerin.

Tübingen testet seit knapp zwei Wochen, ob mehr Öffnungsschritte mit möglichst flächendeckendem Testen umsetzbar sind, ohne dass die Zahl der Corona-Fälle deutlich zunimmt. Menschen können in der Stadt kostenlose Tests machen, das Ergebnis wird bescheinigt. Mit dem Zertifikat können die als gesund getesteten Personen zum Beispiel in Modeläden einkaufen, zum Friseur oder auch in Theater und Museen gehen.

Das Testen auf Corona-Infektionen muss aus Sicht der Tübinger Pandemiebeauftragten Lisa Federle mittelfristig an die Bürger übertragen werden. Das bundesweit beachtete Modellprojekt in der Universitätsstadt sei sehr aufwendig und teuer. Jeder Test an einer der neun Teststationen in Tübingen koste den Steuerzahler 15 Euro, sagte Federle am Samstag bei einer Online-Diskussionsveranstaltung der Bundesregierung, bei der Bürgerinnen und Bürger unter anderem Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Fragen stellen konnten. Daher müsse man die Verantwortung für die Selbsttests "schon in die Hände der Bevölkerung geben".

Die hohe Anzahl auswärtiger Gäste hat dazu geführt, dass am Samstag die Zahl der Tagestickets für diese Gruppe auf maximal 3000 Stück bei nur drei Teststationen begrenzt war. Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) sagte, er bedauere es sehr, Gäste am Wochenende abweisen zu müssen: "Tübingen ist immer eine Reise wert. Ich bitte alle, die nun eine weite Anfahrt auf sich nehmen würden, um das Flair unserer Stadt zu genießen, diesen Plan auf den Sommer zu verschieben."

Das Modellprojekt wurde vor dem Wochenende zunächst bis zum 18. April verlängert. Die Positivrate der Schnelltests ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums mit 1:1000 sehr konstant, das von der Stadt aufgebaute System regelmäßiger Testungen in Betrieben, Schulen, Kitas und das leistungsfähige Netz von Teststationen funktioniere. Die sogenannte Inzidenz liege seit mehreren Wochen unter 35.

Update: Sonntag, 28. März 2021, 20.43 Uhr


Tübinger Test-Projekt teuer und aufwendig

Berlin/Tübingen. (dpa) Das Testen auf Corona-Infektionen muss aus Sicht der Tübinger Pandemiebeauftragten Lisa Federle mittelfristig an die Bürger übertragen werden. Das bundesweit beachtete Modellprojekt in der Universitätsstadt sei sehr aufwendig und teuer. Jeder Test an einer der neun Teststationen in Tübingen koste den Steuerzahler 15 Euro, sagte Federle am Samstag bei einer Online-Diskussionsveranstaltung der Bundesregierung, bei der Bürgerinnen und Bürger unter anderem Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Fragen stellen konnten. Daher müsse man die Verantwortung für die Selbsttests "schon in die Hände der Bevölkerung geben".

Tübingen testet seit knapp zwei Wochen, ob mehr Öffnungsschritte mit möglichst flächendeckendem Testen umsetzbar sind, ohne dass die Zahl der Corona-Fälle deutlich zunimmt. Menschen können in der Stadt kostenlose Tests machen, das Ergebnis wird bescheinigt. Mit dem Zertifikat können die als gesund getesteten Personen zum Beispiel in Modeläden einkaufen, zum Friseur oder auch in Theater und Museen gehen.

Auch in Tübingen stiegen die Corona-Zahlen zwar wieder, räumte Federle in der Video-Konferenz ein. Trotz der zahlreichen Tests sei der Anstieg aber nicht stärker als im Landesvergleich.

Update: Samstag, 27. März 2021, 16.00 Uhr


Corona-Pilotprojekt in Tübingen kann weiterlaufen

Stuttgart/Tübingen. (dpa) Der Tübinger Modellversuch mit Corona-Schnelltests kann weitergehen. Das Sozialministerium hat der von der Stadt beantragten Verlängerung bis zum 18. April zugestimmt, wie es am Freitag mitteilte. Es gebe bisher keine Anzeichen, dass die kontrollierten Öffnungen zu einem Anstieg der Infektionen in der Stadt geführt hätten, hieß es zur Begründung. Die Positivrate der Schnelltests sei mit 1:1000 sehr konstant, das von der Stadt aufgebaute System regelmäßiger Testungen in Betrieben, Schulen, Kitas und das leistungsfähige Netz von Teststationen funktionierten. Die sogenannte Inzidenz liege seit mehreren Wochen unter 35.

Seit dem 16. März können sich Menschen in Tübingen an mehreren Stationen kostenlos testen lassen, mit der Bescheinigung des Ergebnisses können sie dann in Läden, zum Friseur oder auch in Theater und Museen. Die Stadt sieht den Erfolg des Versuchs allerdings durch eine wachsende Zahl an Tagesgästen gefährdet. Über Ostern sollen Tagestickets daher nur an Personen ausgegeben werden, die im Landkreis Tübingen wohnen oder arbeiten, wie die Stadt mitteilte. Schon von diesem Samstag an wird die Ausgabe von Tickets an Auswärtige zudem beschränkt.

Update: Freitag, 26. März 2021, 17.45 Uhr


Tübingen macht Schule - Debatte um weitere Testmodelle im Land

Stuttgart. (dpa) Fast spürbar steigt der Druck auf das Land, Bürgermeister und Landräte scharren ungeduldig mit den Füßen, Händler und Gastronomen tun das eh seit Monaten. Wann gibt es eine Hoffnung auf eine Corona-Öffnung, wann wird eine Strategie sichtbar? Einen Hoffnungsschimmer sehen Dutzende Kommunen nun im sogenannten Tübinger Modell mit massiven Schnelltests. Sie haben sich bereits beim Land beworben als Modellregionen oder haben es noch vor. Ziel sei es, möglichst bald Perspektiven zu haben - nicht nur für die lockdownmüden Menschen, sondern auch für Hotels, Restaurant, Museen und die Kultur, hieß es am Donnerstag aus zahlreichen Rathäusern.

"Allein in den letzten drei Tagen hat sich eine dreistellige Zahl an Städten und Gemeinden bei mir gemeldet, die solche Modelle umsetzen wollen", sagte der Präsident des baden-württembergischen Gemeindetags, Steffen Jäger, der dpa. Die Zahlen aus Tübingen zeigten, dass durch intensives Testen die Inzidenz tatsächlich eingedämmt werden könne. "Wir halten deshalb weiterhin an unserer Forderung fest, das Modell zeitnah landesweit zu ermöglichen."

In sogenannten Modellkommunen oder -regionen werden mit strengen Schutzmaßnahmen und Testkonzepten die Beschränkungen in einzelnen Bereichen gelockert. Beim Land beworben haben sich unter anderem der Kreis Calw als Modellregion sowie Neckarsulm, Ludwigsburg und Singen. Die Kommunen und Kreise berufen sich auf einen Beschluss der Bund-Länder-Konferenz. Dort war entschieden worden, dass die Länder im Rahmen von Modellprojekten einzelne Bereiche des öffentlichen Lebens unter strengen Voraussetzungen öffnen können.

Allerdings muss eine solche Bewerbung nicht automatisch erfolgreich sein: Der Kreis Böblingen hat nach Angaben des Landratsamtes schon eine Absage des Staatsministeriums kassiert. Ein entsprechendes Modellvorhaben könne nur dort zugelassen werden, wo die Inzidenz unter 50 liege, zitierte Landrat Roland Bernhard (parteilos) aus der Begründung des Gesundheitsministeriums. "Das ist sehr bedauerlich", sagte er. "Mit diesen Vorgaben kann kaum ein Landkreis noch einen solchen Antrag stellen."

Keine Bewerbung wird es aus Karlsruhe geben: Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) sprach am Donnerstag von einem "Wettlauf der Städte und Gemeinden". Notwendig sei vielmehr eine landesweite und neue Corona-Strategie, die weniger die Inzidenzen in den Blick nehme, sondern Rahmenbedingungen für die Außengastronomie, die Bibliotheken oder auch die Kultur vorgebe. "Wenn die Veranstalter oder auch die einzelnen Stadt- und Landkreise diese Bedingungen erfüllen, dann sollte eine Öffnung auch möglich sein", sagte Mentrup.

In Tübingen läuft seit etwa eineinhalb Wochen und bis zum 4. April ein Modellprojekt zu mehr Öffnungsschritten in Corona-Zeiten. An neun Teststationen können die Menschen kostenlose Tests machen, das Ergebnis wird bescheinigt. Damit kann man in Läden, zum Friseur oder auch in Theater und Museen. In einer ersten Zwischenbilanz zeigte sich Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) trotz Unregelmäßigkeiten bei der Testauswertung zufrieden.

Das Pilotprojekt in Tübingen habe einen wesentlichen Impuls gegeben für weitere Initiativen auch über die Landesgrenzen hinaus, sagte ein Sprecher des Staatsministeriums. Erwartungsgemäß seien bereits viele Anfragen und auch Anträge für ein Modellvorhaben beim Gesundheitsministerium eingegangen. "Wir sind gerade auf allen Ebenen mit der kommunalen Seite über das Thema Modellprojekte im Gespräch", sagte er weiter. "Wir sind offen für weitere Modellversuche", sagte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne). "Allerdings muss natürlich alles vor dem Hintergrund der Infektionszahlen gespiegelt werden."

In Bayern hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die Modellkommunen bereits zur Chefsache gemacht und den Start dieser Projekte in acht Kommunen vom 12. April an erklärt. Auch in anderen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen gibt es Initiativen der Landesregierungen.

Der Städtetag ist vorsichtig. Kommunen oder Kreise müssten Modelle testen, die dem Tübinger Pilotprojekt nicht glichen, damit neue Erfahrungen gemacht werden könnten, sagte Geschäftsführerin Gudrun Heute-Bluhm. "Ich will mehr in der Breite sehen." Sie habe zuletzt mindestens zehn mehr oder weniger ausgefeilte Konzepte von Städten bekommen. "Aber die meisten wollen dasselbe wie Tübingen."

Allerdings gehen nicht alle Kommunen oder Kreise in ihren Bewerbungen vom selben Modell aus. Anders als Tübingen hat zum Beispiel der Calwer Landrat für den Kreis zunächst die Hotellerie in mehreren Touristenstädten im Blick, in einem zweiten Schritt würde er die Ausflugsziele, danach die Gastronomie und schließlich den ganzen Kreis öffnen. "Die Menschen und die Tourismusbranche brauchen in dieser außerordentlich schwierigen Zeit eine Perspektive", sagte Landrat Helmut Riegger (CDU) der dpa. "Die Geduld der Hoteliers ist am Ende. Die stehen teilweise am Rande der Existenz."

Update: Donnerstag, 25. März 2021, 16.28 Uhr


Lauterbach: "Auch Tübingen schafft es nicht" - Palmer wehrt sich

Tübingen. (dpa) Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach glaubt nicht an einen Erfolg des bundesweit beachteten Modellprojekts in Tübingen mit Öffnungsschritten und verstärkten Tests. "Auch Tübingen schafft es nicht", schrieb Lauterbach am Mittwoch auf Twitter und postete eine Grafik mit steigenden Corona-Fallzahlen. Weiter schrieb er: "Die Tests für Schulen und Betriebe fehlen noch, der Aufbau dauert. Ausgangssperren bei Inzidenz über 100 zumindest ab 20 Uhr wäre wirksam und unbürokratisch. Kommen werden sie später sonst ohnehin. Weil die Welle nicht vom Wetter gestoppt wird."

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) und die Pandemiebeauftragte Lisa Federle wiesen die Kritik des SPD-Politikers zurück. "Karl Lauterbach kennt den Unterschied zwischen dem Landkreis Tübingen und der Universitätsstadt Tübingen nicht. Als Rheinländer sei ihm das verziehen, aber seine These beruht auf den falschen Zahlen. Der Anstieg der Inzidenz im Landkreis Tübingen findet bisher in der Stadt Tübingen nicht statt."

Federle erklärte, nach ihren Informationen bewege sich die Inzidenz in der Stadt seit zwei Wochen in einem Korridor zwischen 20 und 30. Der von Lauterbach zitierte Anstieg der Inzidenz im Landkreis Tübingen gehe auf Ausbrüche an Schulen und Kitas außerhalb des Stadtgebiets zurück. Palmer reagierte auch auf Lauterbachs Kritik an fehlenden Tests. "Tübingen hat aber auch die von Lauterbach geforderten Testungen in Schule, Kita und Betrieben längst auf den Weg gebracht."

Lauterbach plädiert für einen harten Lockdown, um das Tempo aus der Verbreitung der britischen Mutante herauszunehmen. "Das haben alle anderen auch nicht anders geschafft. Es gibt keinen dritten Weg", sagte er am Mittwoch im WDR.

In Tübingen läuft seit etwa zehn Tagen ein Modellprojekt zu mehr Öffnungsschritten in Corona-Zeiten. An neun Teststationen können die Menschen kostenlose Tests machen, das Ergebnis wird bescheinigt. Damit kann man in Läden, zum Friseur oder auch in Theater und Museen.

Update: Mittwoch, 24. März 2021, 19.58 Uhr


Corona-Schnelltests - Tübingen führt Armband mit QR-Code ein

Tübingen. (dpa) Tübingen will mit einem digitalen Tagesticket die Nachprüfbarkeit von Corona-Schnelltests vereinfachen. Wer sich an einer der neun Stationen im Stadtgebiet testen lasse, bekomme künftig ein Armband mit einem QR-Code, teilte die Stadt am Dienstag mit.

Das Armband könne nicht weitergegeben werden, der QR-Code sei mit einem Smartphone - zum Beispiel am Eingang von Geschäften - auslesbar. Tagestickets auf Papier würden zwar weiter akzeptiert, sollten aber zur Ausnahme werden, hieß es.

"Das digitale Tagesticket schafft Sicherheit gegen Missbrauch und verkürzt die Wartezeiten. So machen wir Corona-sicheres Stadtleben komfortabler", sagte Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) laut Mitteilung.

Nach dem Schnelltest dauere es rund 20 Minuten, bis das Ergebnis da sei. Das Testergebnis erhalte man, indem man den QR-Code auf dem Armband mit dem Smartphone scanne und dadurch eine Webseite aufgerufen werde. Bei einem negativen Ergebnis könne man einkaufen gehen. Ist die Anzeige orange, müsse man sich noch ein wenig gedulden. Bei einem positiven Ergebnis müsse der Betroffene sofort zurück zur Teststation, um sich die nächsten Schritte erklären zu lassen.

Für den Einzelhandel, Kultur und die Gastronomie bringe das neue System keinen zusätzlichen Aufwand mit sich. Der QR-Code könne mit jedem gängigen Smartphone gescannt werden, ein spezielles Lesegerät sei nicht nötig.

Update: Dienstag, 23. März 2021, 17.31 Uhr


Tübingen will Modellprojekt trotz Fehlern bei Schnelltests fortsetzen

Tübingen. (dpa/lsw) Trotz der jüngsten Unregelmäßigkeiten bei der Abnahme von Corona-Schnelltests gibt die Stadt Tübingen grünes Licht für eine Fortsetzung seines bundesweit vielbeachteten Modellprojekts. Es gelte noch viele Probleme zu lösen, heißt es nach Angaben der Stadt in einem Zwischenbericht von Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne), der Pandemiebeauftragten Lisa Federle und dem Infektiologen Peter Kremsner an das Sozialministerium. Das Zwischenfazit des Projekts "Öffnen mit Sicherheit" sei dennoch positiv und es werde empfohlen, das Test-Modell weiterzuführen. Die Projektphase soll bis zum 4. April gehen.

Im Laufe der vergangenen Woche seien an den Teststationen des Deutschen Roten Kreuzes und privater Partner 29 473 Tests durchgeführt worden, 75 davon waren positiv - allerdings nur zunächst. Denn es habe sich gezeigt, dass einige Stationen im Freien eine relativ hohe Zahl an Menschen in die Quarantäne geschickt hätten, obwohl sie möglicherweise gar nicht positiv waren, teilte die Stadt mit. Die niedrigen Außentemperaturen hätten einen Einfluss auf die Zuverlässigkeit der Tests. Bislang hätten sich rund 40 positive Schnelltests als falsch erwiesen. Die Stadt geht von insgesamt knapp 30 Infektionsfällen aus, die sich im PCR-Test schließlich auch bestätigen werden.

Unter 1000 getesteten Menschen werde damit ein Infizierter entdeckt, sagte Federle. "Es zeigt sich wieder, dass man mit präventiven Tests

die Menschen findet, die andere anstecken, ohne es selbst zu wissen." Die Ausbreitung des Virus werde durch das Modellprojekt erheblich gebremst.

In Tübingen gilt seit etwa einer Woche ein Modellprojekt zu mehr Öffnungsschritten in Corona-Zeiten. An mehreren Teststationen können die Menschen kostenlose Tests machen, das Ergebnis wird bescheinigt. Damit kann man in Läden oder zum Friseur. Aber auch Außengastronomie und Kultureinrichtungen dürfen Gäste mit Zertifikat empfangen und bedienen.

Update: Montag, 22. März 2021, 17.55 Uhr


Unregelmäßigkeiten bei Schnelltests in Tübingen

Tübingen. (dpa) Bei der Abnahme von Corona-Schnelltests im Zuge des bundesweit vielbeachteten Modellprojekts "Öffnen mit Sicherheit" in Tübingen ist es zu Unregelmäßigkeiten gekommen. Von an rund 2000 Menschen durchgeführten Tests wurden 25 Menschen in die Quarantäne geschickt, obwohl sie möglicherweise gar nicht positiv waren. Dies teilte der Betreiber von zwei Schnelltestständen, die Kern Medical GmbH (KME), am Montag mit.

KME hatte seine Schnelltests bei einer weitaus niedrigeren Temperatur getestet und ausgewertet als vorgeschrieben. Laut Hersteller Abbott müssen die Schnelltests bei Zimmertemperatur zwischen 15 Grad und 20 Grad durchgeführt und ausgewertet werden, wie KME mitteilte. Zudem müssten die Kits selbst 30 Minuten vor dem Gebrauch ebenfalls mindestens 15 Grad erreicht haben. Dies sei in Tübingen nicht der Fall gewesen, sagte KME-Gesundheitsmanager Florian Vek. "Wir gestalten unsere Teststationen gerade um, damit die korrekte Temperatur zur Auswertung der Tests gewährleistet ist", sagte Vek.

Ins Rollen gebracht hatte den Fall der Tübinger Unternehmer Martin Konold, dem am Samstag in der Innenstadt die Schnelltestkits bei einer Außentemperatur von vier Grad auf einer Bank liegend aufgefallen waren. Er hatte seine Beobachtung mit einem Tweet öffentlich gemacht. Zudem habe er den Vorfall an die Notärztin und Präsidentin der DRK-Kreisverbands Tübingen, Lisa Federle, weitergegeben, sagte er. Federle sagte, sie sei nach dem Anruf von Konold sofort zum Stand des Privatanbieters geeilt, der aber seinen Pavillon zu diesem Zeitpunkt schon abgebaut hatte.

Angeheuert wurde KME durch die Stadt Tübingen. Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) wollte sich zu dem Vorfall nicht äußern. "Kein Kommentar", sagte er auf Anfrage. KME-Gesundheitsmanager Vek sagte dazu: "Der Vorfall ist der Tatsache geschuldet, dass das schnell gehen musste. Weder wir noch die Stadt Tübingen haben im Rahmen des Aufbaus der Stationen die Temperaturvorgaben berücksichtigt."

Federle hatte gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz in Tübingen bereits Ende November mit Schnelltests begonnen, die sie mit Spenden finanziert. Diese Schnelltests hätten nachgewiesenermaßen einen spürbaren Effekt auf die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Tübingen, sagt Federle. "Bei uns werden die Tests in einem Fahrzeug ausgewertet und nicht draußen bei Kälte. Das ist der Unterschied zu einem kommerziellen Unternehmen."

Laut Federle hat die Stadt den Vertrag für einen weiteren Stand mit dem Privatanbieter KME kurzfristig abgeschlossen. Sie sei mittlerweile an die Stadt herangetreten, um eine Änderung herbeizuführen." Hat dieser Vorfall Konsequenzen für das seit dem 15. März und noch bis zum 4. April angesetzte Modellprojekt? "Im Moment sehe ich deswegen noch keine negativen Folgen auf die Auswertung des Modellprojekts", sagte Federle. Sie fügte hinzu: "Für mich zählt Qualität statt Quantität."

In Tübingen können die Menschen an neun Teststationen kostenlose Tests machen. Vier davon werden vom DRK betrieben. Das Ergebnis wird bescheinigt. Damit kann man in Läden oder zum Friseur. Aber auch Außengastronomie und Kultureinrichtungen dürfen Gäste mit Zertifikat empfangen und bedienen. Palmer kündigte an, das Test-Modell gegebenenfalls auf die Bewohner des Landkreises einzuschränken. "Das heißt, wir würden dann die Tests den auswärtigen Gästen nicht mehr zur Verfügung stellen, damit würden sie auch nicht an die Voraussetzungen kommen, um unsere Angebote zu nutzen", erklärte Palmer dem Deutschlandfunk am Montag.

Update: Montag, 22. März 2021, 15.24 Uhr


Mit dem "Tagesticket" ist in Tübingen alles erlaubt

Von Tatjana Bojic

Tübingen. Die Menschenschlange vor dem DRK-Fahrzeug in der Tübinger Innenstadt zieht sich etliche Meter. Junge und Alte von auswärts und aus der Stadt, Mann und Frau, Erwachsene und Kinder, sie alle stehen an, um einen Corona-Schnelltest zu machen. An mehreren Stellen in der Stadt können die Menschen seit Montag kostenlose Tests machen, das Ergebnis wird in einem Tagesticket bescheinigt. Damit kann man in Läden oder zum Friseur. Aber auch Außengastronomie und Kultureinrichtungen wie das Theater dürfen Gäste mit Zertifikat empfangen und bedienen.

Das Modellprojekt "Öffnen mit Sicherheit" scheint anzukommen in der Universitätsstadt. Von der grün-schwarzen Landesregierung noch vor der Landtagswahl am 14. März abgesegnet, könnte das Projekt weitreichende Folgen für die künftigen Öffnungsstrategien haben.

"Seit Beginn am Montag haben wir täglich rund 4000 Schnelltests gemacht", sagt die Initiatorin, die Tübinger Notärztin Lisa Federle. Drei positiv Getestete seien bisher herausgezogen worden. Ziel des Projekts ist es laut Federle, den Menschen während der Pandemie mehr Möglichkeiten zu eröffnen. Denn mit vielen Testungen, so Federles Credo, werden diejenigen identifiziert, die sich mit Corona infiziert haben, es aber nicht wissen und deshalb andere anstecken könnten.

Das Modellprojekt wird wissenschaftlich ausgewertet, ab Montag (22. März) befragen Medizinstudenten die Getesteten nach ihren Daten. "Bis zum Ablauf der Studie am 4. April wollen wir so erfahren, ob es bestimmte Gruppen gibt, die von Corona besonders betroffen sind", erklärt Federle. Bisher gebe es dazu keine Daten. "Es könnte doch sein, dass dabei beispielsweise herauskommt, dass Biergärten völlig harmlos sind. Wenn wir das beweisen können in dieser Studie, könnten Biergärten offen sein." In der Befragung sollen die Menschen Auskunft geben über ihr Alter, ihre Berufsgruppe, woher sie kommen, wohin sie gehen und wie sie wohnen.

Der Handelsverband Baden-Württemberg sieht den Versuch positiv. Hauptgeschäftsführerin Sabine Hagmann sagt: "Tübingen zeigt uns zudem, wie Schnelltests dabei helfen können, weitere Öffnungsschritte zu unterstützen, ohne Abstriche bei der Sicherheit zu machen." Doch der Verband betont gleichfalls, dass dieses Modell nicht so einfach auf andere Gemeinden übertragen werden kann. Notwendig sei ein Strategiewechsel. Denn viele Einzelhändler könnten nur mit "Öffnungs-Shopping" nach Inzidenzlagen nicht überleben.

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) hat sich in der Corona-Pandemie schon mehrfach durch diverse und provokante Vorschläge hervorgetan. Und Schnelltests waren in Tübingen früh ein Thema. Mit dem Konzept kostenlose Schnelltests für alle war die Universitätsstadt mit ihren rund 89.000 Einwohnern seit Monaten in vieler Munde. Federle hatte in Tübingen bereits Ende November mit Schnelltests begonnen, die sie mit Spenden finanziert. Diese Schnelltests hätten nachgewiesenermaßen einen spürbaren Effekt auf die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Tübingen, sagt Federle. Die Aktion wurde vom baden-württembergischen Sozialministerium – allerdings nur in der Vorweihnachtszeit – auf weitere Städte ausgedehnt. Am Freitag lag der Landkreis Tübingen bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 62,1. Landesweit lag der Wert bei 92,2.

Aus weiteren Öffnungsschritten ab kommendem Montag wird in Baden-Württemberg erstmal nichts. Die landesweit steigenden Corona-Infektionszahlen geben das nicht her. Der Öffnungsschritt, auf den sich Bund und Länder bei ihrer Konferenz Anfang März geeinigt hatten, hätte weitere Lockerungen für Kreise mit einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 oder zwischen 50 und 100 vorgesehen.

Eine neue Allgemeinverfügung von Palmer indes regelt explizit, dass der Einzelhandel im Stadtgebiet ebenso wie die Außengastronomie und die Kultur während der Geltungsdauer des Modellversuchs ohne Terminvereinbarung geöffnet bleiben können, auch wenn die Inzidenz im Kreis über den Wert von 50 steigt. "Unser Modell wird weiter durchgeführt", sagt Palmer. Der grüne Politiker sieht das Projekt in seiner Stadt als ein Beispiel, um den Menschen während der Pandemie mehr Möglichkeiten zu eröffnen. Mehr Konzepte, dafür weniger allgemeine Regeln, das ist seine Devise.

In der Schlange für eine Testung steht auch Bettina Walz aus Bondorf im Kreis Böblingen. "Ich bin zum ersten Mal hier. Ich bin gekommen, weil ich dringend neue Laufschuhe brauche", erzählt sie. Das Tübinger Projekt findet sie gut. "Es wäre toll, wenn es funktioniert, auch woanders", sagt sie. Nach einem Jahr Corona seien viele Menschen ungeduldig geworden und bräuchten mehr Freiheiten.

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