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Neckar-Odenwald-Kreis: Wie sich die Mexikanerin Alisson Miron in die Region verliebt hat

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		Neckar-Odenwald-Kreis:  Wie sich die Mexikanerin Alisson Miron in die Region verliebt hat

Von Noemi Girgla

Neckar-Odenwald-Kreis. Alisson Miron hat sich nicht nur im, sondern auch in den Neckar-Odenwald-Kreis verliebt. Vor einem knappen Jahr traf die RNZ die junge Mexikanerin zum ersten Mal. Damals war sie noch als Au-pair bei einer Familie in Mosbach tätig. Zu diesem Zeitpunkt stand für Miron bereits fest: "Ich will hierbleiben." Also setzte die 28-Jährige alle Hebel in Bewegung, wog ihre Optionen ab und ließ sich ausgiebig von der Industrie- und Handelskammer (IHK) beraten.

In Mexiko hatte Miron ein Studium zur Grafikdesignerin abgeschlossen und einige Jahre als solche gearbeitet, bevor sie sich entschied, ihre Heimat zu verlassen und als Au-pair nach Deutschland zu gehen. Ursprünglich hatte die junge Frau überlegt, in Deutschland noch einmal zu studieren. Als sie aber durch die IHK die Chance bekam, bei der Firma Kamatec in Aglasterhausen zu hospitieren und diese ihr im Anschluss eine Ausbildung als Mediengestalterin Digital und Print in der Fachrichtung Gestaltung und Technik anbot, nahm sie glücklich an.

Obwohl ihr Au-pair-Vertrag eigentlich bis Mitte Oktober 2020 lief, ermöglichte ihre Gastfamilie es ihr, im September die Ausbildung zu beginnen. "Sie haben mich bei allem unterstützt und helfen mir nach wie vor", ist Miron ihren Gasteltern dankbar. Ihre Familie in Mexiko hat sie das letzte Mal Weihnachten 2019 gesehen. "Die Pandemie macht einen Besuch derzeit unmöglich. Mexiko ist Risikogebiet, und ich kann nicht hinfliegen", bedauert sie. Traurig macht sie vor allem, dass sie ihre wenige Monate alte Nichte noch nicht kennenlernen konnte.

Einsam ist Alisson Miron jedoch nicht. Seit elf Monaten ist sie mit ihren Freund Maurice Amstadt zusammen. Seit einer Weile wohnen die beiden auch zusammen in Neckarelz. "Es ist, als hätte ich eine zweite Familie geschenkt bekommen", meint sie. "Ich wurde voller Wärme von der Familie Amstadt aufgenommen. Maurices Mutter Brigitte bringt mir die deutsche Kultur auf eine ganz eigene Weise näher. Zu Ostern haben wir Eier bemalt, das kannte ich aus Mexiko nicht. Neulich haben wir dann zusammen Bärlauch-Pesto gemacht. Davon hatte ich noch nie gehört – es war so lecker! Mit der Oma spiele ich häufig Kniffel. Dabei bringt sie mir witzige regionale Ausdrücke bei."

Alisson Miron ist rundum glücklich. Die RNZ trifft die Wahl-Odenwälderin direkt nach ihrer bestandenen Führerscheinprüfung wieder. Strahlend steigt sie mit dem neuen Dokument in der Hand aus dem Auto. "Das wird vieles leichter machen", ist sie überzeugt. Bislang war sie auf den Bus, ihren Freund oder dessen Familie angewiesen, um von Neckarelz nach Aglasterhausen zur Arbeit zu kommen. Von der Berufsschule in Heidelberg ganz zu schweigen. "Brigitte hat mir schon versprochen, dass ich jetzt ihr Auto bekomme", freut sie sich.

Sie ist genau da, wo sie sein will

So rund derzeit alles bei Miron läuft, so schwierig war der Weg dorthin. "Als ich nach Deutschland kam, hatte ich ein Au-pair-Visum", erzählt sie. Für ihre Ausbildung brauchte sie ein Visum für eine "qualifizierte Berufsausbildung". Dafür musste sie nicht nur ihren Ausbildungsvertrag vorlegen, sondern auch eine Sprachprüfung absolvieren, einen Versicherungsnachweis, ihren Mietvertrag sowie eine nicht geringe finanzielle Absicherung vorweisen.

"Außerdem musste die Firma Kamatec begründen, warum sie mich haben wollten", erzählt Miron. Denn die Einstellung einer Nicht-EU-Bürgerin birgt einige Hindernisse. Das Unternehmen musste die Ausbildungsstelle zunächst öffentlich ausschreiben und dann erläutern, dass kein Deutscher oder Bürger der Europäischen Union für die Stelle in Betracht kam, sprich: die gleichen Voraussetzungen mitbrachte. Danach musste die Ausländerbehörde in Abstimmung mit der Agentur für Arbeit der Ausbildung zustimmen. Unterstützt wurde die Firma, die mit der Mexikanerin erstmals eine Nicht-EU-Bürgerin einstellte, dabei von der Industrie- und Handelskammer. Laut Miron zog sich dieser Prozess über mehrere Monate hin. Auch wenn die angehende Mediengestalterin nun einen Ausbildungsvertrag für drei Jahre hat – ihre Aufenthaltserlaubnis muss alljährlich erneuert werden.

Und wie stellt sich Alisson Miron die Zukunft vor? "Ich mache weiterhin, momentan online, meinen Deutschkurs und möchte auf jeden Fall noch eine weitere Sprachprüfung machen. Ich hoffe, dass ich dann mit C1 (fortgeschrittenes Kompetenzniveau, Anm. d. Red.) bestehe", verrät sie. Auch wenn eine bestandene C1-Prüfung sie dazu befähigen würde, in Deutschland zu studieren, hat Miron diesen Gedanken schon an den geistigen Nagel gehängt. "Ich sehne mich nach Stabilität und fühle mich bei meiner Firma sehr wohl. Ich hoffe, dass ich auch nach der Ausbildung die Möglichkeit bekomme, dort zu bleiben. Ich lerne immer Neues dazu, die Arbeit ist interessant und abwechslungsreich. Ich sehe dort wirklich eine Zukunft für mich", schwärmt sie.

Derzeit bewertet die Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen (ZAB) Mirons Studium in Mexiko. Das kann einige Monate dauern. Alisson Miron hofft, dass die ZAB ihren Abschluss anerkennen wird, macht sich deswegen aber keine großen Sorgen. Sie ist genau da, wo sie sein will: Im Neckar-Odenwald-Kreis, mit einem Job, den sie liebt und einem Mann sowie einer Familie an ihrer Seite, die sie unterstützen und ihr Wärme geben. Auch den Traum vom Führerschein hat sie jetzt in Realität verwandelt.

Es fehlt nur noch eins: "Sobald man wieder reisen kann und Arbeit wie Berufsschule es zulassen, will ich nach Mexiko und meine kleine Nichte kennenlernen", schließt sie. Ihr Freund würde mitfahren – das habe er ihr schon versprochen.

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