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Hospizarbeit Hardheim Walldürn: "Leben im Sterben" rückt in den Mittelpunkt

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		Hospizarbeit Hardheim Walldürn:

Hardheim/Walldürn. (adb) Vom 17. bis zum 24. April dauert die "Woche für das Leben 2021" an. Diesmal beschäftigt sich die Initiative der katholischen und evangelischen Kirche Deutschlands mit dem "Leben im Sterben". Beide Begriffe nehmen in dieser Kombination einen hohen Stellenwert sowohl im Walldürner Odenwald-Hospiz als auch in der Arbeit der ambulanten Hospizgruppe Hardheim im Verein "Dienst am Nächsten" ein. Die Rhein-Neckar-Zeitung sprach mit Christine Lehner (Geschäftsführerin Odenwald-Hospiz) sowie Kornelia Benig (ehrenamtliche Hospizbegleiterin bei der Hospizgruppe Hardheim und im Odenwald-Hospiz) über das "Leben im Sterben".

"Das diesjährige Thema der Woche ist bei uns allgegenwärtig", erklärt Christine Lehner und erinnert an den Leitgedanken der 2014 eröffneten Einrichtung, in der 20 hauptamtliche Pflegekräfte, vier hauptamtliche Hauswirtschaftskräfte und etwa 15 ehrenamtliche Helfer in diversen Bereichen tätig sind. "Unser Motto besteht darin, dass die letzte verbleibende Zeit gut verbracht wird, der Mensch und seine Bedürfnisse als Ganzes betrachtet werden und kein Reduzieren auf die Krankheit erfolgt", betont sie. So werde jeder Gast unabhängig seiner gesellschaftlichen Stellung, seines Glaubens und seiner Ansichten angenommen: "Das gehört zu unserem Verständnis von Nächstenliebe", schildert Lehner, stellt jedoch klar, dass das Hospiz keine religiös motivierte Institution sei.

Persönlich hoffe sie, dass die "Woche für das Leben" Tod, Abschied und Sterben als große Tabuthemen der Gesellschaft wieder mehr im Alltag vergegenwärtigen könne. "Hospize sollen nicht als Ort der Angst gesehen werden, sondern als Stätten von Zuwendung, Geborgenheit und Fürsorge sowie der Begegnung", schildert sie.

In Walldürn stehen insgesamt zehn Einzelzimmer mit eigener Terrasse zur Verfügung. Die Verweildauer der Gäste variiere je nach Stadium der Erkrankung: "Der kürzeste Aufenthalt dauerte keine Stunde, der längste 16 Monate", informiert die Geschäftsführerin. Wichtigstes Ziel sei, jedem Gast noch "eine gute Zeit in Gemeinschaft, bei gutem Essen und liebevoller Begleitung durch haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter sowie erfahrene Palliativmediziner" zu ermöglichen. Das Einzugsgebiet erstreckt sich dabei auf den Neckar-Odenwald-Kreis, den Main-Tauber-Kreis sowie die benachbarten bayrischen Landkreise Miltenberg und Aschaffenburg.

Einen anderen Weg – den der Sterbebegleitung im häuslichen Umfeld, im Pflegeheim oder im Krankenhaus – verfolgt die ursprünglich von Diakon Franz Greulich gegründete ambulante Hospizgruppe Hardheim. Ihre Intention deckt sich aber mit dem Hintergrund des stationären Hospizes: "Der Mensch ist mit allen Facetten wahrzunehmen, während die Hospizbegleiter aufmerksam nachspüren, was das Gegenüber gerade benötigt", erklärt Kornelia Benig. Dem Hospizbegleiter komme dabei die Aufgabe zu, Ansprechpartner für Betroffene und Angehörige gleichermaßen zu sein und nach deren Vorstellungen unterstützend tätig zu werden. Dafür werden sie in einem umfassenden Qualifizierungskurs auf ihre anspruchsvolle Arbeit vorbereitet. "Wichtige Ansätze sind dabei der Umgang mit den Verlusten in der eigenen Biografie und die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit. Außerdem ist es wichtig, regelmäßig an Fortbildungen teilzunehmen", schildert Benig, die durch Verlusterfahrungen in der eigenen Familie zur Hospizarbeit gekommen ist.

"Sterben und Tod gehören zum Leben", merkt sie an und betont, sich als Wegbegleiterin der Menschen auf ihrem letzten Lebensabschnitt zu sehen. Um die Qualifizierung zu erlangen, müsse man jedoch auch diverse persönliche Kompetenzen mitbringen: "Wichtig sind Empathie, Offenheit, Toleranz und Verlässlichkeit sowie die Bereitschaft zu absoluter Verschwiegenheit", führt Benig aus. Selbst erlebe sie es als Bereicherung, jemanden auf seinem letzten Weg unterstützen zu können. "Dabei wird oft eine enge Beziehung aufgebaut. Stirbt die Person, macht das natürlich traurig. Wenn es einem gelingt, einen guten Abschied zu ermöglichen, ist das aber tröstlich", berichtet sie aus ihren Erfahrungen. Besonders tragisch für sie persönlich seien Fälle, in denen junge Menschen sterben und womöglich Kinder zurücklassen. "Es besteht aber die Möglichkeit, in der Supervision über belastende Gefühle zu sprechen und sich mit ebenfalls der Schweigepflicht unterliegenden Kolleginnen und Kollegen auszutauschen", informiert sie und bezeichnet die auf das ganze Familiensystem abgestimmte Hospizarbeit als etabliert.

Etwas bedauert Benig aber: "Oft wird die Hospizgruppe erst in der Sterbephase gerufen, doch Hospizbegleitung versteht sich als Lebensbegleitung mit viel Raum für Gespräche über alles, was das Leben ausmacht", betont Kornelia Benig und verweist auf ihre eigene Erfahrung, nach der Betroffene mit Außenstehenden wie Pflegekräften oder Hospizbegleitern häufig offener und freier sprechen können als mit Angehörigen. "Oft wollen sie ihre Familie nicht mit ihren Ängsten und Sorgen zusätzlich belasten", informiert sie.

Aber nicht nur die Krankheit und die Endlichkeit des Lebens stünden im Fokus – die Gesprächsthemen bestimmt der Betreute. "Was auch immer hochkommt, darf angesprochen werden. Es ist wichtig, aufmerksam und achtsam zu sein. Was gestern gut tat, kann heute unerwünscht sein", lässt sie wissen und formuliert abschließend einen Wunsch für die Zukunft: "Es würde mich sehr freuen, wenn sich mehr junge Menschen in der Hospizarbeit engagieren würden."

Info: Zur Eröffnung der "Woche für das Leben" findet am Samstag, 17. April, von 12 bis 13.45 Uhr eine thematische, digitale Veranstaltung mit Vertretern aus Kirche, Politik und Wissenschaft statt. Für die Teilnahme an der "Zoom"-Konferenz kann man sich unter www.dbk.de/zoom-konferenz-woche-fuer-das-leben anmelden.

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