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Bammental: Jetzt sollen keine Bäume mehr fallen

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		Bammental:  Jetzt sollen keine Bäume mehr fallen

Von Benjamin Miltner

Bammental. 80,4 Millionen Kubikmeter eingeschlagenes Holz: In Deutschland sind 2020 so viele Bäume gefällt worden wie noch nie nach der Wiedervereinigung. Drei Viertel des Einschlags werden durch von Insekten und Trockenheit hervorgerufene Waldschäden verursacht, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Ganz so hoch war der Anteil an Schadholz bei der Fällung am Bammentaler Bammertsberg nicht, aber auch dort jede fünfte Buche von Pilzbefall betroffen.

Die breitflächige Holzernte zeigt Wirkung. Im Naherholungsgebiet selbst, wo die Einschläge deutlich sichtbar und die Lücken größer geworden sind. Aber auch in der politischen Gemeinde: Denn nicht zuletzt die Fällung von 1100 Festmetern Buchenholz hat die Unabhängigen Wähler Bammentals (UWB) dazu bewogen, eine "zeitlich befristete Aussetzung des jährlichen Hiebplanes im Rahmen der zehnjährigen Forsteinrichtung für mindestens zwei Jahre" zu fordern. Einen entsprechenden Antrag reichte die UWB-Fraktion in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats ein.

"Vor dem Hintergrund der offensichtlichen Veränderung der klimatischen Situation ist es nicht mehr angebracht, starr an einem Hiebplan festzuhalten, der die Veränderungen der letzten Jahre nicht abbildet", heißt es im Antrag. Also gerade wegen der großen Schäden dem Wald nicht noch die weniger werdenden gesunden Bäume zu nehmen. "Es geht darum, großflächige Fällungen zu hinterfragen", erklärte Dirk Nebelung bei der Einbringung und nannte den Bammertsberg als Beispiel. "Dort sind wieder sehr großzügig Flächen abgeschlagen worden – und damit ist zum zweiten Mal das passiert, was Anwohner vermeiden wollten."

Zur Erinnerung: Bereits 2012 hatte es nach einer großen Fällung am Bammertsberg viel Unmut gegeben. "Die Fläche sieht aus wie im Krieg – so viel ist weggekommen", lautete damals etwa eine Stimme aus der Bevölkerung. "Im Vorfeld hieß es, dass behutsam in den Wald eingegriffen wird", erinnert sich Nebelung. Im Endeffekt seien auf großen Flächen nur einzelne Bäume stehen geblieben, die sich so ungeschützt dann einen "Sonnenbrand" geholt hätten und geschädigt worden seien.

Das Kreisforstamt hat als Folge bei der Aktion im vergangenen Winter mehr kommuniziert. Kritik gibt es dennoch. "Die Stämme wurden von großen Ladefahrzeugen mitten in der Nacht mit Riesen-Beleuchtung im Wald abgeholt", schilderte Nebelung im Gremium. "Gleichzeitig erzählt der Förster etwas vom Schutz der Tiere – das passt nicht zusammen."

Es sei nicht mehr vermittelbar, große und alte Bäume flächig nach Plan zu fällen, obwohl diese im Vergleich zu Jungbäumen oder Setzlingen ein Vielfaches an CO2 binden, heißt es im Antrag. "Da unser Wald in den letzten Jahren immer einen guten finanziellen Beitrag zum Haushalt abgeben hat, wäre es jetzt an der Zeit, ,gedanklich’ zu reinvestieren." Daher sollten nach dem Wunsch UWB die Hiebpläne für die Saisons 2021/22 und 2022/23 ausgesetzt und in der Pause die Nutzung des Waldes überdacht werden.

In ähnliche Richtung geht die Meinung eines RNZ-Lesers, der sich an die Redaktion wendete. "Es fehlt ein Aufforstungsplan", meint der Bammentaler. Dem Wald sei nicht geholfen, wenn er nur aufgelichtet werde. "Die Natur kann es leider nicht alleine richten, das haben die letzten Jahre gezeigt", so der Leser, der frei nach Theodor Storm ein ironisch-trauriges Fazit zieht: "Von draus vom Walde komm ich her, ich muss euch sagen, es gibt ihn nicht mehr".

Gegen dieses Szenario kämpft Nebelung an. Er habe das Gefühl, dass ringsum im Rhein-Neckar-Kreis Buchen massiv eingeschlagen wurden – vielleicht auch, um eine gewisse Gesamtquote zu erfüllen. "Es geht aber ja auch anders", betont er auf Nachfrage und nennt den Bereich um den Bammentaler Waldfriedhof. Dort wurden im Frühjahr 2020 Buchen großflächig, aber nicht so radikal gefällt. So sei dort der gewünschte, lichte Buchenwald entstanden. Bürgermeister Holger Karl versprach, eine Stellungnahme vom Kreisforstamt einzuholen. Über diese und den UWB-Antrag berät der Gemeinderat wohl im Mai.

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