Hardheim: Weltrekord für den guten Zweck aufgestellt
Hardheim. (adb) Einen Weltrekord zum Geburtstag – wer kann sich so etwas schenken? Wenn es einer kann, ist es Frederik Böna: Genau an seinem 30. Geburtstag, am vergangenen Samstag, stellte der aus Hardheim stammende, in Bammental wohnhafte Rennradfahrer mit Affinität für ausgefallene Zweirad-Manöver am Kandel bei Waldkirch im Schwarzwald den neuen Weltrekord im "Double-Everesting" auf. "Es muss zwar noch offiziell bestätigt werden, doch das ist wohl reine Formsache", freut sich der Sportler.
Zu schaffen war eine Zeit von unter 24 Stunden, um den 2017 aufgestellten Rekord des Portugiesen Tiago Ferreira (17.753 Meter in 24 Stunden) zu unterbieten – und Frederik Böna bewältigte die in Höhenmetern ausgewiesene Distanz in 23 Stunden und 26 Minuten. Höhenmeter waren die Maßeinheit der Stunde: Beim "Double Everesting" muss man einen Anstieg so lange "rauf und runter" fahren, bis man die Höhenmeter des Mount Everest zweimal und damit insgesamt 17.696 Höhenmeter bewältigt hat.
Dass er es geschafft hat, beschäftigt ihn noch immer: "Ich brauche noch etwas Zeit, bis ich das alles wirklich realisiert habe", erklärt der 30-Jährige, der mit diesem Erfolg "unheimlich viele Gefühle" verbindet. So habe er es als "extrem beeindruckend" empfunden, wie viele Menschen die Strecke säumten, um ihn anzufeuern oder einfach dabei zu sein: "Viele standen wirklich stundenlang auf dem Kandel, hielten bis Mitternacht die Stellung oder standen um 4 Uhr morgens auf, obwohl sie mich nicht kannten", freut er sich und spricht von einer "überwältigenden Atmosphäre" – wenngleich der Weltrekordversuch nicht nur eine Reise zum Kandel, sondern viel mehr zu persönlichen Extremen gewesen sei. "Ich war die ganze Zeit über äußerst skeptisch und fast unsicher. Mich quälten vor allem Fragen, ob die Beine durchhalten oder mir nicht doch die Puste ausgeht", räumt Frederik Böna ein.
Und das trotz guter zeitlicher Prognosen: "Auf Kurs war ich eigentlich die ganze Zeit über – rein sachlich gesehen wäre schon klar gewesen, dass ich das schaffe, sofern keine außergewöhnlichen Vorkommnisse wie eine Reifenpanne, ein technischer Defekt oder gar ein Unfall eintreten", schildert er. Gerade die Unfallgefahr sei am Kandel nicht außen vor zu lassen: "Aufgrund des sehr schlechten Straßenbelages gestaltete es sich vor allem gleich nach dem Start, bei Regen oder in der Dunkelheit des Abends sehr schwierig", erläutert der 30-Jährige und spricht von einer "sehr problematischen Situation", in der man dauerhaft mit höchster Konzentration fahren und sich stetig weiter motivieren müsse. "Ich habe versucht, die Fahrt durch das Fixieren kleiner Ziele anzugehen, etwa dass noch eine Auffahrt bis zur Zehnten nötig sein wird", umschreibt er sein Erfolgsrezept.
Wie bei vergangenen Aktionen forcierte er auch hier die gute Sache: Der Erlös kommt dem Frauenzentrum unweit der afghanischen Stadt Herat zugute, auf das er über die deutsch-afghanische Initiative aus Freiburg aufmerksam geworden war. "Bislang sind rund 3500 Euro an Spenden eingegangen, wobei diese Aktion noch weiter laufen wird", freut er sich und empfindet nicht nur angesichts dieser Summe tiefe Dankbarkeit. Dieses ergebene Gefühl gilt vor allem seiner Freundin, seiner Familie und allen, die am Samstag mitfieberten. "Ohne diesen bemerkenswerten Beistand hätte ich das nicht geschafft", betont der gebürtige Hardheimer und erinnert noch an Dominik Schäfer aus Bammental, der während des Weltrekordversuchs die Social-Media-Kanäle mit Fotos und Kurztexten zur aktuellen Stimmung "fütterte" sowie Jago Fechtmann aus Neckargemünd, den Amorbacher Rennradtreff und seinen Sponsor PMS Thomin GmbH, der Frederiks Angehörigen am Samstag ein Begleitfahrzeug zur Verfügung stellte.
"Eine große Hilfe war mir zudem Rainer Hess aus Kirchzell, der ebenfalls vor Ort war und am selben Tag ein einfaches ,Everesting‘ auf sich genommen hat. Er hat extrem gelitten und gekämpft, da er eigentlich kein Bergfahrer ist. Rainer so kämpfen zu sehen und trotzdem zu wissen, dass er niemals aufgeben wird, war definitiv motivierend für mich. Vor allem, da ich ihn gut kenne, mit ihm befreundet bin und vor zwei Jahren Paris-Brest-Paris gemeinsam mit ihm erfolgreich gemeistert habe", verdeutlicht Böna.
Und wer Frederik Böna kennt, der weiß auch, dass dieses Projekt beileibe nicht sein letztes gewesen sein wird: "Ich glaube, die Ideen gehen mir nie aus – wir müssen einfach mal sehen, was sich entwickelt. Je mehr Rennen coronabedingt abgesagt werden, umso mehr eigene Ziele werde ich verfolgen!", merkt er lachend an.
Info: Weitere Informationen und die Spendenmöglichkeit für das Frauenzentrum in Afghanistan finden sich im Internet unter www.betterplace.org/de/fundraising-events/37456.