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Wiesloch: Wurde das Fitnessstudio renoviert oder wurde illegal trainiert?

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		Wiesloch:  Wurde das Fitnessstudio renoviert oder wurde illegal trainiert?

Von Sophia Stoye

Wiesloch. Am Ende des Prozesses stand Aussage gegen Aussage: Am 7. April 2020, vor fast genau einem Jahr, sollen zehn Menschen während des ersten Corona-Lockdowns in einem Wieslocher Fitnessstudio illegalerweise trainiert haben (siehe Artikel unten). Die Polizei behauptete, Trainingsgeräusche gehört zu haben, die Personen im Studio sagten, sie hätten die Geräte demontiert und lackiert sowie den Boden neu gemacht – was zu dem Zeitpunkt erlaubt war.

Deshalb legten der Betreiber, der selbst am 7. April nicht anwesend war, und weitere zehn Personen Einspruch gegen die Bußgeldbescheide ein. Am heutigen Montag wurde eines der insgesamt zwölf Verfahren vor dem Amtsgericht Wiesloch verhandelt. Den Betroffenen wurde vorgeworfen, gegen das Infektionsschutzgesetz in Verbindung mit der Corona-Verordnung verstoßen zu haben.

"Ich war dort, weil ich geholfen habe, die Geräte zu lackieren", sagte der Beschuldigte, der ein Bußgeld in Höhe von 300 Euro zahlen sollte und dessen Verfahren gestern zuerst verhandelt wurde. Der 45-jährige Orthopädietechniker ist nach eigenen Angaben schon viele Jahre im Fitnessstudio als nebenberuflicher Trainer beschäftigt. "Die Renovierungsarbeiten gingen sofort los, als das Studio schließen musste", erklärte der Beschuldigte. "Wir haben die Sportgeräte auseinandergebaut, abgeschliffen und lackiert." Die Arbeiten hätten in den insgesamt drei Räumen des Studios stattgefunden, das 2000 Quadratmeter umfasst. Neben den Angestellten des Studios sollen auch drei bis vier Mitglieder mitgeholfen haben.

"Selbst wenn ich denjenigen, die hier arbeiten, auf 2000 Quadratmetern erlaube, hier nach der Arbeit zu trainieren, sehe ich keine Probleme darin", sagte der Betreiber des Fitnessstudios in einem öffentlichen Video kurz nach dem Vorfall. Allerdings verneinten alle Betroffenen, dieses Angebot bekommen, geschweige denn angenommen zu haben. "Trainieren war dort nicht einmal möglich", berichtete der 45-jährige Beschuldigte. "Viele Geräte waren auseinandergenommen und durch den Geruch vom Lackieren hätten wir beim Sport keine Luft bekommen."

Während weitere zwei Betroffene Ähnliches schilderten, behaupteten zwei der damals anwesenden Polizeibeamten im Zeugenstand etwas anderes. Vor allem ein "übereifriger" Beamter – wie ihn der Geschäftsführer des Studios im Video bezeichnet hatte – habe den Angestellten und Mitgliedern nicht geglaubt. "Wir haben auf dem Revier einen anonymen Hinweis bekommen, dass Personen in diesem Fitnessstudio zur Abendzeit trainieren", erklärte der besagte Polizist.

Schon im Vorfeld sei eine Streife öfters vorbeigefahren, an diesem Abend allerdings "haben wir eine Frau augenscheinlich auf dem Stepper gesehen", berichtete der Beamte. Gemeinsam mit seinem Kollegen – einem Polizeimeisteranwärter, der damals Mitglied im Fitnessstudio war – hätten sie das Gebäude umstellt und die Situation so lange beobachtet, bis ihnen ein Mitarbeiter des Fitnessstudios die Tür öffnete.

Der Aussage, man führe lediglich Renovierungsarbeiten durch, glaubte der Polizist nicht. "Ich habe draußen Trainingsgeräusche gehört und die Personen im Studio hatten keine Kleidung zum Lackieren, sondern zum Sport machen an", schilderte er.

Abgesehen von der Frau auf dem Stepper, die er kurz gesehen habe, habe seine Kollegin eine Frau unter der Dusche angetroffen. "Man muss die Geräte auch ausprobieren, wenn man sie wieder zusammenbaut. Wenn da mal ein Teil runterfällt, kann es auch zu Metallgeräuschen kommen", sagte ein Zeuge, der ebenfalls an den Renovierungsarbeiten beteiligt war. Dass die Mitarbeiterin zum Zeitpunkt der Polizeikontrolle geduscht habe, sei auch nicht ungewöhnlich, so der 45-jährige Beschuldigte. "Sie wollte nicht in ihr nagelneues Auto einsteigen, nachdem sie lackiert hat, das würde ich auch nicht machen", sagte er.

Auch wenn es lediglich um eine Geldstrafe für die Beteiligten ging, hatte der Fall vor einem Jahr für Aufsehen gesorgt. Grund dafür war unter anderem das vehemente Bestreiten der Vorwürfe von Seiten des Geschäftsführers, wie in seinem knapp 25-minütigen Video deutlich wird. "Mir kommt es nicht auf die Geldstrafe an, mir kommt es darauf an, dass die Vorwürfe nicht stimmen", äußerte er sich im Video.

Nach einer knapp 45-minütigen Beratungszeit beantragte Richterin Alexandra Wolf, sowohl dieses Verfahren als auch die folgenden elf einzustellen. Damit bliebe eine Geldstrafe für die Beschuldigten aus. Ausschlaggebend sei vor allem die Aussage des Polizeiazubis gewesen, schilderte Staatsanwältin Eyline Freimüller. Er habe beschrieben, dass er Mitarbeiter mit Pinsel in der Hand gesehen habe und ihm keine trainierenden Personen aufgefallen seien.

Update: Montag, 12. April 2021, 19.12 Uhr


Illegales Training im "Fit-o-drom"? Fitness-Center widerspricht Polizei-Darstellung

Zehn Menschen sollen am Dienstag widerrechtlich zusammen geübt haben. Dem Fitness-Center zufolge waren es jedoch nur Renovierungsarbeiten.

Wiesloch. (pol/mare/rl) Trotz eines Betriebsverbots wurde am Dienstag im Fitness-Center "Fit-o-drom easy" im Adelsförsterpfad trainiert. So lautet der Vorwurf der Polizei, die eine entsprechende Pressemitteilung am Mittwoch veröffentlichte. Eine "Corona-Streife" des Polizeireviers Wiesloch hatte demnach beim Vorbeifahren kurz vor 19 Uhr bemerkt, dass im Studio offenbar Trainingsbetrieb herrschte. Beim genaueren Hinsehen und Hinhören sei eine Person beim Training auf einen "Stepper" beobachtet wurden. Außerdem hätten die Beamten trainingstypische Geräusche festgestellt, hieß es in der Mitteilung. Das Studio sei allerdings verschlossen gewesen. Ein Angestellter öffnete schließlich und meinte, dass lediglich Renovierungsarbeiten stattfänden.

Tatsächlich wurden laut Bericht im Inneren zehn Personen angetroffen. Zwei von ihnen standen bereits unter der Dusche, andere reinigten Geräte oder hantierten an ihnen, so die Mitteilung der Polizei. Alle hätten Sportkleidung getragen und Sporttaschen dabei gehabt.

Dass die Geräte nach der Reinigung auch zwecks ihrer Funktionsfähigkeit überprüft werden müssten, bewertete die Polizei als Ausrede des Angestellten. Eine Anzeige wurde an die Wieslocher Verwaltungsbehörde vorgelegt.

In einem bei Facebook veröffentlichten Video widersprach das Fitness-Center der Polizeidarstellung. Geschäftsführer Vassili Delis spricht darin von einem übereifrigen Beamten, der haltlose Mutmaßungen und Unterstellungen geäußert habe, die dann unwidersprochen übernommen wurden.

Im Gegenteil hätten sehr wohl Renovierungsarbeiten stattgefunden. So hätten die beiden Personen zum Beispiel geduscht, weil sie verschwitzt von der Arbeit gewesen seien und nicht, weil sie trainiert hätten.

Update: Freitag, 10. April 2020, 2 Uhr

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