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Lärm, Dreck, Wasser im Keller: Familien auf Eppinger Gartenschau-Gelände leiden unter Bauarbeiten

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		Lärm, Dreck, Wasser im Keller:  Familien auf Eppinger Gartenschau-Gelände leiden unter Bauarbeiten

Von Wolfgang Kächele

Eppingen. Hochdruck ist das Gebot der Stunde auf dem Gartenschaugelände. Der Endspurt hat begonnen, es wird gewerkelt an allen Ecken und Enden. "Die Gartenschau öffnet wie geplant", weist die Stadt gerade mit dem allerneusten Flyer explizit auf den pünktlichen Start am 7. Mai hin. Überall herrschen große Spannung und Vorfreude. Aber nicht alle Bürger sind im Gartenschaufieber. Die drei Familien, deren Häuser innerhalb des Schaugeländes am Altstadtring liegen, sind nach eigenen Angaben "mit den Nerven fix und fertig". Ihnen platzte jetzt der Kragen.

Seit etwa drei Jahren dauert der Stress rund um den als Auftaktplatz auserkorenen Teil des Altstadtrings an. Dort liegt auch das Haus der Familie Störzinger. "Wir sind von Anfang an mitten im Geschehen", sagt Tochter Manuela. Monatelang fuhren schwere Lkw links und rechts dicht am Haus vorbei auf die Fläche des ehemaligen Bahnhofparks. Dichte Staubwolken, tiefe Schlammspuren an Regentagen und schier endloser Lärm der Fahrzeuge und Maschinen bestimmen den Alltag der Anwohner. Ständig verdreckte Fenster, Terrasse mit dicker Staubschicht überzogen, Risse im Haus von den schweren Geräten, verschobene Pflastersteine in der Garageneinfahrt sind sichtbare Zeichen und machen den Hausbewohnern das Leben schwer.

Aktuell ist der Stand der Dinge am Haus Störzinger: Ein hoher Baukran direkt neben der Garageneinfahrt, gerade wird der vier Meter hohe Pavillon der Stadt direkt an der Hofeinfahrt des Hauses aufgebaut, zwei Bagger planieren dahinter den Boden für die WC-Anlagen, die danach nur gut zwei Meter neben dem Freisitz der Familie aufgestellt werden; zumindest ein Sichtschutz soll noch angebracht werden. Hinter dem Haus, in etwa 20 Meter Entfernung, ist der große Abenteuerspielplatz fast fertig. Ebenfalls hinter dem Grundstück führt ein zentraler Weg vorbei, genauso an der Seite des Anwesens. "Das lässt viel Lärm und Unruhe während der Schau befürchten", werden weitere Probleme erwartet.

"Wir haben ja mit einigem gerechnet, aber nicht mit so einer massiven und dauerhaften Belästigung. Unser tägliches Leben hängt total von der Baustelle ab", blicken Gudrun (78) und Günther Störzinger (81) auf die vergangenen drei Jahre. Sie wohnen seit 1960 in ihrem Haus. Zudem ist der Hausherr schwer krank, muss zu Arztterminen und medizinischen Anwendungen – und bräuchte eigentlich Ruhe.

Enttäuscht sind die "Gartenschau-Bewohner" von der Stadt. "Man hat uns häufig vor vollendete Tatsachen gestellt, unsere Anfragen spät oder gar nicht beantwortet", schildert Tochter Manuela. Man springe außerdem immer wieder sehr unsensibel mit den Bewohnern der drei Häuser im Altstadtring um. Dabei sei man der Stadt ja entgegengekommen, habe beispielsweise das Nachbargrundstück für den Pavillon des Landkreises zur Verfügung gestellt.

Keine gute Meinung von der Stadt hat auch Chiara Seitz, die vor einem Jahr in das zweite betroffene Haus, direkt an der Elsenz gelegen, eingezogen ist. "Man ist regelrecht eingesperrt", sagt die Rentnerin, die ebenfalls krank ist und hier mit Sohn und Schwiegertochter wohnt. Auf der anderen Straßenseite steht das Haus von Irene Pantle, die schon 40 Jahre dort lebt. Sie findet die Belästigungen und die Haltung der Stadt "eine Zumutung". Sie habe in der anstrengenden Zeit "schon zwei Mal den Notarzt gebraucht". Wenn man sich bei der Stadt beschwere, erhalte man "die freche Antwort: Sie hätten ja 2015 an uns verkaufen und wegziehen können." Damals hat die Stadt versucht, die drei Anwesen zu erwerben, wohl wissend, was da auf die Bewohner zukommt.

Das größte Problem, speziell für Familie Störzinger, ist das Grundwasser, das offenbar erst während der Bauzeit aufgetreten ist. "Wir hatten vor genau einem Jahr erstmals unseren Keller unter Wasser – außerhalb eines Hochwassers", stellte die Familie fest. Man vermutet, dass durch den kräftigen Erdauftrag auf das Gartenschaugelände rund um das Haus und die Verdichtung des Bodens durch die schweren Fahrzeuge und Maschinen das Grundwasser in den Keller gedrückt wird. "Dort ist jetzt der tiefste Punkt des gesamten Geländes", wissen die Bewohner.

Auf dieses Problem habe man die Stadt schon frühzeitig hingewiesen, was auch registriert wurde. "Versprochen hat man uns, dass nach den Bauarbeiten alles wieder so ist wie vorher, also kein Grundwasser im Keller." Einen Vorschlag der Familie, das Grundwasser mit einer Drainage rund um das Haus abzuleiten, wurde von der Stadt bisher abgelehnt.

Dies bestätigte Bürgermeister und Gartenschau-Geschäftsführer Peter Thalmann jetzt gegenüber der RNZ. "Das Haus stand allerdings schon immer im Wasser. Messungen des Grundwassers an drei Stellen des Gartenschaugeländes im ehemaligen Bahnhofspark haben bewiesen, dass sowohl vor den Bauarbeiten, wie auch heute, das Wasser von unten etwa auf derselben Höhe steht, also durch die Bauarbeiten nicht gestiegen ist." Darüber hinaus sei der Schutz eines privaten Gebäudes nicht Aufgabe der Stadt. Gleichwohl betont Thalmann, "dass man stets im Gespräch mit den Anwohnern war und immer den Ausgleich gesucht hat." Das soll so bleiben. Auch sei sich die Stadt der teils extremen Belastungen für die Anwohner durch die Bauarbeiten bewusst. Daher beteilige man sich finanziell an der Reinigung der Hausfassade der Störzingers.

"Im Übrigen kommen wir allen drei Familien im Gartenschaugelände am Altstadtring entgegen. Jede Familie erhält einen Geländeschlüssel, Dauerkarten für die Bewohner und Tageskarten für ihre Besucher", sagt Thalmann. Vor 9 und nach 19 Uhr können die Gartenschaubewohner mit ihren Fahrzeugen aus- und einfahren. Außerhalb des Geländes stehen ein beziehungsweise zwei Parkplätze für Besucher und Versorger jeder Familie ganztägig zur Verfügung. Für Dienstleister, die zu den Familien müssen, reichen deren Ausweise, um auf das Gelände zu kommen. Und Thalmann weiter: "Wir haben die Koexistenz von Gartenschau und den Anwohnern am Altstadtring strukturiert organisiert, immer mit großem Verständnis für die Menschen dort." Man werde die 129 Tage Gartenschau gemeinsam gut überstehen.

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