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Eberbach: "Macht ist ein bedeutender Faktor im Missbrauchsgeschehen"

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Von Barbara Nolten-Casado

Eberbach. Während es einerseits in Köln und auch in anderen Bistümern nach wie vor bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen hakt, hat die Katholische Kirche in Deutschland andererseits das Thema Prävention beispielhaft in Angriff genommen. So arbeiten in allen deutschen Diözesen mittlerweile Präventionsbeauftragte daran, den Schutz vor sexualisierter Gewalt voranzubringen.

Auch in der Erzdiözese Freiburg unterstützt und vernetzt eine "Koordinationsstelle Prävention gegen sexualisierte Gewalt" entsprechende Maßnahmen. Neben der Diözesanen Präventionsbeauftragten nehmen acht regionale Präventionsfachkräfte die damit verbundenen Aufgaben wahr. Einer von ihnen ist Gregor Kalla. Zusätzlich zu seiner halben Stelle als Gemeindereferent in der Seelsorgeeinheit (SE) Edith Stein mit ihren Pfarreien in Eberbach, Neckargerach und Waldbrunn widmet er sich seit September 2019 mit einer viertel Stelle der Präventionsarbeit im Dekanat Mosbach-Buchen, zu der die SE Edith Stein gehört, sowie im Dekanat Tauberbischofsheim.

Seine Aufgaben umfassen dabei zum einen die Begleitung der Gemeinden in den Seelsorgeeinheiten seines Wirkungsbereichs bei der Erstellung von "institutionellen Schutzkonzepten", wie Kalla informiert. Auch überprüfe er die Konzepte nach Fertigstellung.

Ein weiteres großes Thema im Rahmen seiner Präventionsarbeit sind Schulungen für Erzieherinnen oder auch für Multiplikatoren, die dann ihrerseits Schulungen in ihren Gemeinden durchführen. Denn der Bedarf sei groß, berichtet Kalla: "Jeder Gruppenleiter, Ministrantenleiter oder Ferienlagerbegleiter bis hin zur Küche, Tischmütter in der Erstkommunionvorbereitung oder Menschen, die Kindergottesdienste durchführen, sind verpflichtet, an Präventionsschulungen teilzunehmen." Dasselbe gelte für die Arbeit mit anderen Schutzbefohlenen, auch mit Erwachsenen. Jeder Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin von Besuchsdiensten, die zum Beispiel Kranke besuchten, müssten die Schulung absolvieren, erklärt Kalla.

"In dem Moment, wo eine Art Machtverhältnis besteht, muss Schulung erfolgen." Schließlich sei neben einer bestimmten persönlichen Veranlagung das Thema Macht ein bedeutender Faktor im Missbrauchsgeschehen.

Da Vor-Ort-Schulungen coronabedingt derzeit nicht möglich sind, bietet Kalla sie nun online an. "Allein im vergangenen Monat habe ich zwölf Online-Schulungen durchgeführt", berichtet er. Rund 1500 Erzieherinnen gehörten zu seinem Bereich, die allesamt zur Absolvierung eines Präventions-Grundkurses verpflichtet seien. 450 von ihnen konnte Kalla bislang die Möglichkeit dazu bieten.

Dabei ist ihm die Feststellung wichtig: "Wir schulen nicht, weil wir jemanden verdächtigen, sondern um die uns anvertrauten Personen bestmöglich zu schützen. Wir erzählen den Teilnehmenden zum Beispiel, wie die Täterstrategie aussieht. Dann haben Täter keine Chance mehr, sie sind entlarvt. Wir üben einen klaren und achtungsvollen Umgang mit Nähe und Distanz ein. Dann hat ein Täter es schwer, Nähe und Distanz zu verwischen."

Ziel sei es letztendlich, die Teilnehmenden dafür zu sensibilisieren, wo Gefahr drohe, so Kalla. "Wie erkennen wir bei einem Kind, ob es etwa zu Hause missbraucht wurde? Wie gehen wir damit um, wenn ein Ferienlager-Teilnehmer erzählt, mir ist das und das passiert? Da ist man ohne Schulung aufgeschmissen". Ein weiteres Thema lautet Differenzierung: Was ist Missbrauch und wo beginnt er? Wo kommen die Täter her? Wie sehen die Strukturen der Mitverantwortung aus? "Auch in der Kirche sind die Strukturen bis heute nicht optimal", findet Kalla. "Die Struktur versucht immer noch, die Institution zu schützen statt die Betroffenen."

Seien Strukturen sehr autoritär und undurchsichtig, hätten Täter es leicht. "Wir wollen es dem Täter schwer machen und deshalb für transparente, klare Strukturen sorgen." Autoritäre Strukturen sieht er allerdings nicht nur in der Kirche. Auch etwa für Sportvereine würde Kalla sich eine entsprechende Schulung der Mitarbeiter wünschen.

Und noch ein Punkt ist für ihn in der Präventionsarbeit von Bedeutung: Kinder stark zu machen. "Wenn Kinder sagen können, was sie wollen und was nicht, wenn sie die Sprachfähigkeit haben, auszudrücken, was ein Täter von ihnen will, macht auch das es dem Täter schwer."

Was erhofft Gregor Kalla sich von seiner Präventionsarbeit? "Den größtmöglichen Schutz von Kindern, Jugendlichen und anderen Schutzbefohlenen. Außerdem sind ja auch die Mitarbeiter durch klare Strukturen sicherer, weil ihnen dadurch nicht so leicht etwas angehängt werden kann.

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