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Tötungsdelikt in Eschelbach: Überwältigende Anteilnahme am Schicksal des getöteten 13-jährigen Sinan T. (Update)

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		Tötungsdelikt in Eschelbach:  Überwältigende Anteilnahme am Schicksal des getöteten 13-jährigen Sinan T. (Update)

Von Tim Kegel

Sinsheim-Eschelbach. Zwischen 500 und 1000 Menschen haben sich am Sonntag an einem Trauerzug im Sinsheimer 2200-Seelen-Stadtteil Eschelbach beteiligt, zu dem die Familie des Kinds eingeladen hatte. Ein Rundweg führte an den Waldrand zu dem Ort, an dem Sinan am vergangenen Mittwoch mit mehreren Messerstichen heimtückisch umgebracht worden war, wohl von einem 14-Jährigen aus Eschelbach, und auch ein zwölfjähriges Mädchen ist in die Tat verwickelt.

Sechstklässler aus der Realschule haben Plakate für den toten Mitschüler gemalt, auf dem Parkplatz beim Schützenhaus wird es eng. Teils rollen schwere Karossen an. Hunderte stehen am Hang. Kaum jemand spricht. Bedrückte Gesichter. Auch bei den vielen Polizisten und Sicherheitskräften.

"Trauermarsch. Es ist jeder willkommen." So stand es in nüchterner Arialschrift auf schwarzem Grund in einer Grafik, die erst am Samtag in Sozialen Netzwerken viral ging, sowohl in der Region, wie auch weit darüber hinaus und unter der türkisch-kurdischen Gemeinschaft ganz Südwestdeutschlands. Eine Mammutaufgabe binnen kürzester Zeit kündigte sich zwischen den Zeilen an - das konnte jeder absehen - und zwar sowohl für die Genehmigungs- und Sicherheitsbehörden, als auch für die Gruppe um Versammlungsleiter Idris Toptik. Er ist der Onkel von Sinan T., vor über 30 Jahren kam seine Familie als politisch Verfolgte nach Sinsheim. Toptik ist heute Rechtsanwalt, hat eine Kanzlei in Heidelberg. Die Großveranstaltung rechtlich sauber und würdevoll durchzuziehen, sei ihnen ein großes Anliegen gewesen; tausend Menschen zu verwalten - teils von den schrecklichen Ereignissen aufgewühlt und noch dazu unter den Bedingungen der Corona-Verordnung -, ist umso mehr eine Großaufgabe. Und ein sensibles Thema, auch weil Trauergesellschaften zurzeit landesweit eigentlich nur auf die engste Verwandtschaft beschränkt sind. Angesichts der besonderen Tragik des Falls, der großen Anteilnahme auch unter vielen jungen Menschen, der europaweiten Öffentlichkeitswirkung des Ereignisses, sicherlich auch angesichts der Familienstrukturen und deren Form von Trauerkultur, arbeitete man "lösungsorientiert" am runden Tisch mit Verwaltung und Polizei, denen Toptik "einen riesigen Dank" ausspricht.

Ähnlich einer Demonstration ließ man den Trauerzug als Versammlung laufen. Dutzende Ordner und Einweiser wurden in kürzester Zeit gefunden und gebrieft, sodass am Ende der Veranstaltung von Polizei und Ordnungsamt das Kompliment kam, alles sei "vorbildlich", ja sogar "beeindruckend" abgelaufen. Toptiks Leute kontrollierten akribisch Masken- und Abstandsgebote; mittels eines Rundwegs schloss man Begegnungsverkehr aus. Am Tatort selbst - dort stand Sinans Bild - war kurzes Innehalten und Ablegen von Blumen gestattet, kein Verweilen. Pulkweise gaben die Ordner die etwa einen Kilometer weite Strecke entlang eines schmalen Hohlwegs frei.

Der Marsch sei "ein großer Wunsch der Geschwister, der Mädchen und der Frauen" in seiner Familie gewesen, sagt Toptik. "Also mach' ich das", nahm er sich kurzerhand vor. Am späten Sonntagmittag ist ihm Erleichterung anzuhören, dass "alles gut rum ging".

Was die entsetzliche Bluttat angeht, stehen Polizei und Staatsanwaltschaft noch am Anfang, wie es zuletzt hieß. Der Beschuldigte 14-Jährige der schon einmal im November 2020 an der Östringer Thomas-Morus-Realschule mit dem Messer auf einen anderen Jungen eingestochen hatte und offenbar bis zuletzt jugendhelferisch betreut worden war, beteuert seine Unschuld und sitzt weiter in Untersuchungshaft. Mutter und Geschwister des Jungen, dessen Vater nicht mehr lebt, sind zum Schutz vor etwaigen Vergeltungsakten an einen unbekannten Ort gebracht worden.

Während Fragen lauter werden, in welchem Verhältnis Opfer Sinan, Beschuldigter und die Zwölfjährige gestanden haben.

Toptik selbst rätselt, ob sich die Jungen kannten, "dass er das Mädchen kannte, steht außer Frage". Einiges verspricht er sich von der Auswertung der Handydaten der Jugendlichen durch die Ermittler. Immer wieder hieß es, dass das Mädchen möglicherweise die Tatwaffe, ein Küchenmesser, beschafft habe.

Unterdessen kursiert im erweiterten Umfeld der Jugendlichen ein Handyvideo, von dessen Existenz auch die Polizei und Toptik selbst erfahren haben. Auf dem Video, das auch der Redaktion vorliegt, sind zwei Mädchen zu sehen, die mit einem Küchenmesser hantieren. Den Account hält Toptik "für authentisch", die Videosequenz selbst sei allerdings stark verfremdet.

Update: Sonntag, 28. Februar 2021, 16.42 Uhr


Verdächtiger 14-Jähriger bestreitet Tat - Opfer wurde beigesetzt

Er war mit einem Küchenmesser in der Hand neben der Leiche des 13-jährigen Opfers festgenommen worden

Von Julia Giertz, Tim Kegel und Carsten Blaue

Sinsheim/Heidelberg. Nach der tödlichen Messerattacke auf einen 13-Jährigen in Sinsheim bestreitet der dringend verdächtige 14-Jährige die Tat. Er habe seine Unschuld bei der Eröffnung des Haftbefehls beteuert, teilte die Staatsanwaltschaft Heidelberg am Freitag mit. Nach dem Obduktionsergebnis starb der 13-Jährige, der am Freitag zu Grabe getragen wurde, an "Verbluten nach innen". Hinter der Tat stehen wohl Eifersuchtsstreitigkeiten um ein zwölfjähriges Mädchen.

Der 14-Jährige war am Mittwoch mit einem Küchenmesser in der Hand neben der Leiche des Jungen und dem Mädchen im Stadtteil Eschelbach festgenommen worden. Der 14-Jährige hatte bereits im vergangenen November an einer Realschule in Östringen einen Mitschüler mit einem Messer schwer verletzt.

Am Rande der Innenministerkonferenz in Heilbronn nannte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) die Tat von Eschelbach einen "erschütternden Vorgang". Trotzdem wolle er nicht sofort in die Diskussion einsteigen, die Strafbarkeit von Minderjährigen im Alter von zwölf oder 13 anzugehen. Stattdessen müsse man viel stärker als bisher die Jugendhilfe mit allen Möglichkeiten der Prävention nutzen.

Das zuständige Jugendamt des Rhein-Neckar-Kreises hatte nach dem ersten Messerangriff von Östringen das Familiengericht nicht eingeschaltet. Nach Angaben des dafür zuständigen Landgerichts Heidelberg wird das Familiengericht mit Fällen von Gefahr für das Kindeswohl betraut. Im diesem Fall seien aber wahrscheinlich aus Sicht des Jugendamtes weder Sorgerechtsentzug für die verwitwete Mutter noch Zwangsunterbringung des Jungen nötig gewesen, sagte der Gerichtssprecher. Für solche schwerwiegende Schritte ist eine richterliche Genehmigung erforderlich.

Das Familiengericht sei etwa eine Woche nach Erhalt der Akte der Staatsanwaltschaft am 11. Januar auf das Jugendamt zugegangen, um sich über die ergriffenen Maßnahmen zu informieren. Wenige Tage vor der Tat sei eine weitere routinemäßige Anfrage an das Jugendamt ergangen. Das Schreiben habe die Behörde aber wahrscheinlich nicht mehr vor der Tat erreicht. Auf RNZ-Anfrage zur Bestätigung dieser Angaben, teilte eine Sprecherin des Landratsamts mit, die Familie des Tatverdächtigen sei im Rahmen der Hilfeplanung des Kreisjugendamts von einer Sozialpädagogischen Familienhilfe betreut worden. Die Sozialpädagogische Familienhilfe gehöre in Deutschland zu den gesetzlichen Hilfen zur Erziehung und werde unter anderem bei Problemen in der Erziehung und der Alltagsbewältigung sowie bei schweren Konflikten in Anspruch genommen.

Nach dem Gewaltdelikt im November vergangenen Jahres, sagte die Sprecherin, sei der tatverdächtige Jugendliche für drei Wochen stationär in einer Einrichtung der Kinder- und Jugendpsychiatrie aufgenommen worden, wo er ein Anti-Aggressionstraining begonnen habe. Die Familie sei durch das Kreisjugendamt weiterhin betreut worden. Die ambulanten Leistungen der Sozialpädagogischen Familienhilfe, durchgeführt von einem freien Träger, habe man intensiviert. "Zum aktuellen Zeitpunkt waren darüber hinaus weitere Maßnahmen geplant, beziehungsweise befanden sich bereits in Zusammenarbeit mit weiteren Institutionen in der Umsetzung", sagte die Kreissprecherin. Der Kontakt zu der Familie seitens der Sozialpädagogischen Familienhilfe und des Jugendamts habe durchgängig bestanden, "letztmals wenige Tage vor der Tat in Eschelbach", gab die Sprecherin abschließend an.

Unterdessen ist der tote Junge in Sinsheim auf dem muslimischen Grabfeld des Stadtfriedhofs beigesetzt worden. Das islamische Recht besagt, dass Verstorbene binnen eines Tags nach deren Tod bestattet werden sollen. Ein großer Trauerzug hatte sich am Freitagnachmittag gegen 14 Uhr zu Fuß in Bewegung gesetzt. Die circa 150 Trauernden, vom kleinen Kind bis zur alten Frau, trugen Blumensträuße, Rosen und Bilder bei sich. Viele der Menschen hatten ein Foto des Jungen an die Jacken geheftet. Schweigend zogen sie durch die Fußgängerzone in der Sinsheimer Innenstadt. Einige der Zugteilnehmer mussten von anderen gestützt werden.

Nahezu alle Teilnehmer trugen Mundschutzmasken und hielten Abstände ein. Gesprochen wurde kaum ein Wort. Das Ordnungsamt der Stadt Sinsheim hatte den Zug kurz nach Bekanntgabe des Obduktionsergebnisses kurzfristig genehmigt. Sowohl das Amt als auch die Polizei hatten ein Auge auf den Zug, hielten sich aber diskret zurück.

Mit Bekanntwerden der Nachricht, dass der 14-Jährige die Tat bestreitet, wurde die Frage nach der Rolle des Mädchens lauter, das aus einem Nachbarlandkreis stammt. Bis zuletzt hielten es die Ermittler für plausibel, dass das strafunmündige Kind eine Art "Lockvogel" der Tat gewesen sei.

Bereits am Tag nach der Tat kursierte im Ort und unter Bekannten des Beschuldigten allerdings das Gerücht, demzufolge es das Mädchen gewesen sei, welches die Tatwaffe, ein Küchenmesser, an den Ort des Geschehens gebracht haben soll.

Dazu, dass der 14-Jährige seine Schuld bestreitet, konnten die Ermittler auf Anfrage zunächst "wenig sagen". Es sei "sein gutes Recht", dass der Beschuldigte "diese Aussage macht". Man stehe, hieß es wiederholt, "immer noch am Anfang".

Update: Freitag, 26. Februar 2021, 19.45 Uhr


Passanten hörten Kinderschreie - 14-Jähriger blutverschmiert

Ein 14-Jähriger und eine 12-Jährige lockten den 13-Jährigen an den Waldrand. Als die Polizei vor Ort eintraf, war der Beschuldigte blutverschmiert. "Schatten über Sinsheim".

Von Tim Kegel

Sinsheim. Tatmotiv waren nach ersten Erkenntnissen "Eifersüchteleien" für die "entsetzliche Tat" unter drei Kindern: Der 14-Jährige, der am Mittwochnachmittag einen 13-Jährigen im Sinsheimer Stadtteil Eschelbach umgebracht hat, soll sein Opfer unter einem Vorwand an den Waldrand gelockt und dort mit mehreren Messerstichen getötet haben. An der Tat beteiligt war wohl ein zwölfjähriges, strafunmündiges Mädchen. Wegen der Heimtücke der Tat wird jetzt wegen Mordes ermittelt.

Dem Beschuldigten, der inzwischen in eine Jugend-Justizvollzugsanstalt gebracht wurde, droht die maximal mögliche Jugendstrafe von zehn Jahren Haft. Zum Tatvorwurf schweigt er. Bereits im November hatte der Teenager nach Erkenntnissen der RNZ an der Östringer Thomas-Morus-Realschule auf einen Schulkameraden eingestochen. Das Kind überlebte schwer verletzt.

Damals war der Täter nicht strafmündig. Die Rede war auch bei der vorangegangenen Tat von "versuchter Tötung". Die Akte jenes Falls liegt nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Heidelberg beim Familiengericht.

Das Jugendamt hatte nach der Tat Kenntnis von dem Fall erlangt, der Jugendliche sei zudem im Dezember einige Wochen in der Mannheimer Kinder- und Jugendpsychiatrie untergebracht gewesen und hatte dort wohl, wie Landrat Stefan Dallinger auf Anfrage via Pressemitteilung bekannt gab, "ein Anti-Aggressionstraining begonnen". Offenbar erfolglos: Kein Vierteljahr später passierte nun der Fall von "äußerster Brutalität", der selbst erfahrene Ermittler schockt, "weil die beteiligten so jung sind".

Bei einer eilends in der Sinsheimer Stadthalle einberufenen Pressekonferenz am Donnerstag mit Polizeivizepräsident Siegfried Kollmar, Leitendem Oberstaatsanwalt Andreas Herrgen aus Heidelberg und Sinsheims Oberbürgermeister Jörg Albrecht wurde der Fall aufgrund seiner Dramatik mit schwersten Delikten, wie "der Amokfahrt am Heidelberger Bismarkplatz", verglichen.

Nach Recherchen dieser Zeitung hatte ein Passant Kinderschreie in dem Gebiet wahrgenommen und die Polizei informiert. Mit starken Kräften sei man daraufhin in den 2200-Seelen-Ort geeilt und habe in der Nähe der Leiche den Jungen und das Mädchen angetroffen. Der Beschuldigte war blutverschmiert, ließ ein "Küchenmesser" fallen und sich widerstandslos festnehmen. Augenzeugen zufolge, erlag das Opfer an "mehreren Stichen und einem Schnitt"; Ermittlungsleiter Kollmar bestätigt lediglich, dass "ein kleinerer Kampf" stattgefunden habe.

Haftbefehl gegen den 14-Jährigen erlassen wurde am Donnerstag um 15.40 Uhr. Zwar stehe man am Anfang der Ermittlungen, machten Kollmar und Herrgen deutlich; beispielsweise würden Handydaten ausgewertet und umfangreiche Ermittlungen und Vernehmungen im Umfeld der Kinder noch erfolgen müssen, und auch das Obduktionsergebnis des toten Jungen steht noch aus. Dass es weitere, noch unbekannte Tatbeteiligte gibt, konnte man keine 24 Stunden nach der Tat jedoch weitestgehend ausschließen.

Fassungslosigkeit derweil in Eschelbach, dem Heimatort des Beschuldigten. Personen aus dessen Umfeld, darunter Eltern von Schulkameraden, beschreiben den 14-Jährigen als Mobbing-Opfer. Nach dem Tod von dessen Vater im Ausland, der bereits einige Jahre zurück liegt, sei der Jugendliche in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen und immer wieder gehänselt worden.

Opfer und Täter kannten sich wohl über das Mädchen

Die Tat in Östringen wurde damals als Kurzschlussreaktion auf "monatelange Hänseleien" in direktem Bezug zum Tod des Vaters dargestellt. Staatsanwalt Herrgen konnte mit Bezug zum Geschehen in Eschelbach bislang "keine Hinweise auf aufgehobene Schuldfähigkeit" erkennen. Man müsse jedoch auch "einen erfahrenen Jugendpsychiater" zurate ziehen. Unklar ist auch, ob auf das beteiligte Mädchen – möglicherweise als Lockvogel der Tat – im Vorfeld Druck ausgeübt wurde. Zu klären wird zudem sein, wer die Tatwaffe an den Ort des Geschehens gebracht hat. Als gesichert gilt, dass sich Täter und Opfer "wohl über das Mädchen kannten". Der getötete 13-Jährige, der aus Sinsheim stammt, besuchte jedenfalls eine andere Schule als der Beschuldigte.

"Wie ein Schatten" liege die Tat über der Stadt und dem Stadtteil, sagt Sinsheims Oberbürgermeister Jörg Albrecht. Auch am Donnerstag war die Polizeipräsenz an beiden Orten hoch; weil Vergeltungsakte nicht ausgeschlossen werden konnten, hatten Beamte diverse Objekte, darunter das Wohnhaus des Opfers, im Auge behalten. Bei der Einschätzung der "emotionalen Lage" habe man auch "den Migrationshintergrund" der Familien, die türkische und kurdische Wurzeln haben, einbeziehen müssen.

Update: Donnerstag, 25. Februar 2021, 19.45 Uhr


13-Jähriger wohl in Falle gelockt und aus Eifersucht getötet - Jugendamt reagiert

Sinsheim-Eschelbach. (tk/dpa) Der 13-Jährige in Sinsheim ist nach ersten Erkenntnissen der Ermittler aus Eifersucht umgebracht worden. Die Ermittlungen zum Motiv liefen aber weiter, sagte Siegfried Kollmar von der Kriminalpolizei Mannheim am Donnerstag. Ein 14-Jähriger steht unter Verdacht, den Jungen mit mehreren Messerstichen ermordet zu haben, wie Kollmar sagte. Um wie viele Stiche es geht, sagte er nicht. Man warte noch auf das schriftliche Ergebnis der Obduktion, Handys würden ausgewertet. "Wir haben noch viel zu ermitteln", sagte Kollmar. Der 13-Jährige soll weiterhin in eine Falle gelockt worden sein, beteiligt war auch ein 12-jähriges Mädchen. Dieses sei auch Grund der mutmaßlichen Eifersuchtsstreitereien gewesen. Details dazu machten die Ermittler aber nicht, weil das Kind strafunmündig sei.

Nach einer "gewissen Wegstrecke" soll der 14-Jährige auf den Jungen eingestochen haben. Die Ermittler gehen von einer gezielten Tat aus, der 14-Jährige habe das Küchenmesser zu dem Treffen mitgenommen. Vermutlich habe es einen kurzen Kampf gegeben. Um wie viele Stiche es geht, sagte der Kripo-Beamte nicht.

Der 14-Jährige sitzt wegen Verdachts des Mordes in Untersuchungshaft. Dies teilte Staatsanwalt Andreas Herrgen mit. Dem Jugendlichen werde das Mordmerkmal der Heimtücke vorgeworfen. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Jugendstrafe. Er habe bislang keine Angaben zu den Vorwürfen gemacht. 

Der 14-Jährige wurde kurz nach der ersten Tat zunächst in einer Mannheimer Kinder- und Jugendpsychiatrie untergebracht, dort aber nach mehreren Tagen Ende 2020 entlassen. Dies wurde der RNZ aus dem schulischen Umfeld des Jungen sowie dessen Bekanntenkreis bestätigt. 

Jugendamt reagiert

Das Jugendamt des Rhein-Neckar-Kreises wurde durch die Polizei über das Tötungsdelikt in Sinsheim-Eschelbach informiert. Dort ist man erschüttert und schockiert über diese Tat. "Unser tiefstes Mitgefühl gilt den Angehörigen des getöteten Jungen", so Landrat Stefan Dallinger.

Bereits im November letzten Jahres hat der jugendliche Tatverdächtige ein Gewaltdelikt verübt und war daraufhin mehrere Wochen stationär in einer Einrichtung der Kinder- und Jugendpsychiatrie untergebracht, wo er bereits ein Anti-Aggressionstraining begonnen hat. Die Familie wurde durch das Kreisjugendamt weiterhin betreut und unterstützt.

Wie es zu der entsetzlichen Tat kam, wird nun die Staatsanwaltschaft ermitteln. Das Landratsamt kooperiert vollumfänglich mit der Kriminalpolizei und bittet um Verständnis, dass keine weiteren Auskünfte gegeben werden können, solange noch keine gesicherten Erkenntnisse der Ermittlungsbehörden vorliegen.

Verdächtiger polizeibekannt

Bei dem 14-Jährigen, der am Mittwoch im Sinsheimer Ortsteil Eschelbach einen 13-Jährigen getötet haben soll, handelt es sich nach Erkenntnissen der Rhein-Neckar-Zeitung um denselben Jungen, der auch am 23. November 2020 an der Östringer Thomas-Morus-Realschule einen Schulkameraden mit Stichen in den Oberkörper schwer verletzt hat. Die Polizeidirektion Heidelberg bestätigte den Sachverhalt auf RNZ-Nachfrage. Jugendamt des Rhein-Neckar-Kreises war seit Tat in Östringen in Kenntnis gesetzt. Ob Maßnahmen erfolgt sind, ist unklar. 

Bei dem damaligen Opfer handelt es sich jedoch nach letzten Erkenntnissen um ein anderes Kind. Bei der ersten Messerattacke sei der Junge 13 Jahre alt und noch nicht strafmündig gewesen, heißt es bei der Polizei; nun – im Alter von 14 Jahren – ist er es. Man "gehe davon aus", dass der Junge noch im Lauf des Donnerstags einem Haftrichter vorgeführt wird. Weiter werde man sich zunächst nicht äußern.

Kurz nach der Tat am Mittwochabend waren zahlreiche Familienmitglieder der Beteiligten an den Ort des Geschehens gekommen. Die Lage war bisweilen unübersichtlich. Bis in die späte Nacht war am Mittwoch ein starkes Polizeiaufgebot in Sinsheim und dem Stadtteil präsent. "Ein Standardprogramm", wie es hieß, welches dazu diene "Affekthandlungen vorzubeugen", die unter den betroffenen Familien vorkommen könnten.

Sinsheimer OB: Tief betroffen über tödlichen Messerangriff auf Jungen

Der Sinsheimer Oberbürgermeister Jörg Albrecht hat sich bestürzt über den tödlichen Messerangriff auf einen 13-Jährigen gezeigt. "Die Betroffenheit ist groß, das trifft einen Ort ins Mark", sagte der parteilose Rathauschef am Donnerstag. In seinen neun Jahren an der Stadtspitze habe er so etwas Schlimmes noch nicht erlebt.

Der 13-Jährige war am Mittwoch in Sinsheim mutmaßlich von einem polizeibekannten 14-Jährigen erstochen worden. Der Ortsteil Eschelbach mit 2200 Einwohnern, in dem der Tatort liegt, sei bekannt für ein harmonisches Miteinander, sagte Albrecht. Er werde den Angehörigen des getöteten Jungen im Laufe des Tages sein Beileid ausdrücken.

Mit Blick auf etwaige Befürchtungen von Eltern von Schülern oder Kita-Kindern sagte Albrecht: "Es gibt keinen Anlass, in Panik zu geraten." Der 14 Jahre alte Verdächtige sollte am Donnerstag einem Haftrichter vorgeführt werden.

Polizeigewerkschaft für Zwangsunterbringung krimineller Kinder

Eltern krimineller Kinder werden aus Sicht der Deutschen Polizeigewerkschaft viel zu oft allein gelassen. Die Jugendämter verfügten nicht über genug qualifiziertes Personal, sagte der Landesvorsitzende Ralf Kusterer am Donnerstag. Es fehle vor allem an erfahrenen Sozialarbeitern, die den psychischen Herausforderungen der Arbeit mit delinquenten Kindern und Jugendlichen gewachsen seien.

Kusterer äußerte sich anlässlich des gewaltsamen Todes eines 13-Jährigen in Sinsheim. Tatverdächtig ist ein bereits wegen eines früheren Messerangriffs polizeibekannter 14-Jähriger.

Etliche Täter hätten schon vor der bedingten Strafmündigkeit mit 14 Jahren eine Latte von Delikten auf dem Kerbholz, sagte Kusterer. Viele Einrichtungen, in denen diese jungen Menschen unterkämen, arbeiteten nach dem Laissez-faire-Prinzip, dabei wären starke Strukturen viel wirksamer, sagte er. "Ich befürworte in solchen Fällen eine zwangsweise Unterbringung in einer geschlossenen Einrichtung."

Dies diene nicht nur der Resozialisierung, sondern auch dem Schutz der Allgemeinheit. "Sollten die Gesetze das nicht zulassen, müssten sie in diesem Punkt angepasst werden."

Update: Donnerstag, 25. Februar 2021, 16 Uhr


Sinsheim. (pol/lyd) Die Spurensicherung vor Ort ist weiterhin nicht abgeschlossen, der Tatort ist noch nicht freigegeben, teilen die Staatsanwaltschaft und die Polizei am Donnerstagmorgen mit. Die Ermittler gehen von einem Gewaltverbrechen mit einem Messer aus. Die Hintergründe der Tat sind weiterhin offen. 

Eine für den heutigen Donnerstag beim Institut für Rechtsmedizin der Universität Heidelberg vorgesehene Obduktion des Leichnams soll weitere Erkenntnisse zum Tathergang erbringen. 

Das Polizeipräsidium Mannheim ist seit dem Bekanntwerden des Sachverhalts mit starken Kräften im Einsatz. Die Ermittlungen werden von der Staatsanwaltschaft Heidelberg, dem Dezernat Kapitalverbrechen der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg mit Unterstützung des Jugenddezernats und der Kriminaltechnik geführt. 

Der Schwerpunkt der aktuellen kriminalpolizeilichen Maßnahmen liegt neben der Spurenauswertung auf Ermittlungen zum persönlichen Umfeld des Täters und des Opfers. Es wird davon ausgegangen, dass sich beide kannten. 

Der Tatverdächtige ist bislang mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten, unter anderem wegen einer schweren Gewalttat, zu deren Zeitpunkt er allerdings noch nicht strafmündig war. 

Die Haftvorführung des Tatverdächtigen ist für den heutigen Donnerstag anberaumt.

Update: Donnerstag, 25. Februar 2021, 8.37 Uhr


14-Jähriger soll 13-Jährigen in Eschelbach getötet haben

Der tote Jugendliche wurde auf einem Feldstück in den Weinbergen am Ortsrand entdeckt. Das 2200-Einwohner-Dorf steht unter Schock

Sinsheim. (tk) Ein 14-jähriger Junge hat im Sinsheimer Stadtteil Eschelbach mutmaßlich einen 13-Jährigen umgebracht; dies hat am Mittwochabend die Polizeidirektion Mannheim bestätigt. Das Dezernat Kapitaldelikte der Polizeidirektion und die Staatsanwaltschaft haben die Ermittlungen aufgenommen.

Zu Details wollte sich die Polizei am Abend zunächst nicht äußern, sondern voraussichtlich erst am Donnerstag, hieß es. Die Tat hatte am späten Mittwochnachmittag das 2200-Einwohner-Dorf in Sorge versetzt. Einsatzkräfte in großer Zahl waren an den Tatort geeilt, ein Feldstück in den Weinbergen am Ortsrand, grob zwischen den Nachbarorten Hoffenheim und Balzfeld. Dort wurde ein lebloser Junge gefunden, unweit entfernt ein anderer Junge.

Vieles blieb unklar. Zivilfahrzeuge der Kriminalpolizei rasten durch den Ort. Ein Polizeihubschrauber stieg auf. Menschen mit fragenden Blicken eilten vor die Häuser. Botschaften sickerten durch.

Zahlreiche Eltern fuhren auf der Suche nach ihren Kindern das Gebiet ab. Der Ortsvorsteher wirkte wie benommen; er wusste als einer der Ersten, dass Opfer und Tatverdächtiger noch Schulkinder sind.

Knapp anderthalb Stunden dauerte der Einsatz vor Ort, dann wurde es ruhiger. An einem Hohlweg parkte Polizei quer, niemand durfte durch. Weiter oben standen dutzende Fahrzeuge, Tatortermittler waren bei der Arbeit. Eine Familie kam zur Barriere, auf der Suche nach einem 14-Jährigen, sagten sie. Passieren ließ man sie nicht.

Mitglieder einer zweiten Familie trafen ein, wollten das Gleiche. Beklemmende Minuten: Hier immer mehr Mitglieder der verzweifelten Familien, dort junge Polizisten, denen die Hände gebunden sind. Ruhig blieb es trotzdem. Wie mehrfach übereinstimmend geschildert wurde, soll der 14-Jährige schon einmal mit einem Messer eine andere Person verletzt haben.

Der Fall erinnert viele an einen ähnlichen Vorfall am 23. November 2020 an der Östringer Thomas-Morus-Realschule. Damals hatte ein damals 13-Jähriger einen Gleichaltrigen mit einem Messer schwer verletzt. Schilderungen, dass es einen Zusammenhang gibt, wollte die Polizei nicht bestätigen.

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