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"Look up" statt Lockdown: Heidelberger Musiker entwickeln zusammen online einen Song (plus Video)

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Von Peter Wiest

Heidelberg. Er ist seit gut 35 Jahren eine feste Größe in der regionalen Musikszene. Bekannt ist er als Bassist und Sideman von Freddy Wonder, aber auch mit seinem eigenen Trio Blu und nicht zuletzt durch seine Mitarbeit bei der Motown-Revue des Heidelberger Musikers und Produzenten Klaus Gassmann. Auch mit größeren und großen Namen der internationalen Szene hat Gigu Neutsch erfolgreich zusammen gearbeitet. So ist er seit 15 Jahren mit der Akkordeonistin Lydie Auvray auf Tourneen und spielte von 1990 bis 1992 bei und mit der Sängerin Chaka Khan und deren Begleitband Zebra.

"Ich dachte, ich könnte auch die kommenden Jahre meiner Livemusik-Passion weiter nachgehen", sagt der in Heidelberg aufgewachsene und seit 20 Jahren in Walldorf lebende 57-Jährige. "Dass die Räder mal so stillstehen und wir im wahrsten Sinn des Wortes keine Töne mehr haben würden wie jetzt schon seit über einem Jahr, hätte ich niemals für möglich gehalten".

In Melancholie verfallen und tatenlos Däumchen drehen jedoch war Gigus Sache noch nie. Also konzentrierte er sich auf seine Studio-Aktivitäten, die für ihn bereits seit etlichen Jahren ein zweites Standbein waren. In Zusammenarbeit mit dem "First Take Studio" aus Weinheim hat er in den zurück liegenden Jahren Film- und TV-Musiken komponiert sowie Firmensongs und Werbe-Jingles kreiert. Seit dem Lockdown habe sich jeder Musiker seinen eigenen Weg suchen müssen, um mit der pandemiebedingten Zwangspause umzugehen, was für die meisten nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine psychische Herausforderung gewesen sei, sagt Gigu Neutsch: "Das schönste Gefühl für uns Musiker ist es doch, nach dem Gig zu wissen, dass man wieder zahlreiche Menschen glücklich gemacht hat. Und das war ja von heute auf morgen einfach alles weg".

Als er im Studio dabei war, für einen neuen Song eine Bass-Linie und eine "Hook-Line", also eine Refrainmelodie, zu entwickeln, kam ihm plötzlich eine zündende Idee, so der Bassist und Sänger: "Da dachte ich, das schicke ich einfach mal via soziale Netzwerke in die Runde mit der Anmerkung, dass jeder willkommen ist, der Lust hat, einen kreativen Beitrag dazu zu leisten". Und siehe da: Nach einer Woche hatten sich bereits 14 Musiker gemeldet.

Neben Namen aus der Region wie etwa dem Sänger Christian "Keule" Haas, dem Saxofonisten Michael Steiner oder dem Gitarristen Christoph Melzer waren darunter auch die Sängerin Renee Walker und der Saxofonist Ralph Delgado, die seit einigen Jahren in Puerto Rico leben, und der Organist Eckes Malz, der in Spanien zu Hause ist. Jeder von ihnen entwickelte seinen musikalischen Beitrag dazu. "Also übernahm ich den Job des Arrangeurs" schildert Gigu Neutsch das weitere Vorgehen, "und ich habe die ganzen eintrudelnden Spuren sortiert".

Mit Unterstützung des Tontechnikers Sascha Kohl, der auch Teile des Gesangs beisteuerte, entstand so der Song "Look up". Aus den dazu gelieferten Homestudio-Filmsequenzen schnitt der Videoproduzent Daniel Sturm ein attraktives Video. Online eingestellt auf den gängigen Musik-Internetportalen, fanden der Song und seine Entstehungsgeschichte auf Anhieb zahlreiche Zuschauer und Zuhörer.

Nicht nur für Gigu Neutsch war es nahe liegend, aus der Idee ein weiterführendes Online-Projekt zu machen. Getauft wurde dieses "Look up music project" als Kontrast zum Lockdown. Seitdem wird es mit zunehmenden Teilnehmerzahlen fortgeführt, wobei die Grundidee dieselbe bleibt: Es gibt keine feste Besetzung, also keine "Stamm-Band". Musiker und Sänger, die Lust dazu haben, entwickeln eine Vorgabe so lange gemeinsam weiter, bis ein neuer Song entstanden ist. Der Aufruf dazu geschieht jeweils über soziale Netzwerke, wo das Ganze auch veröffentlicht wird (siehe Kasten). Gehört und angeschaut werden können die Ergebnisse dann auf allen Online-Portalen. Lediglich wer einen Song downloadet, muss eine geringe Gebühr dafür bezahlen.

Dass das Projekt nicht aus kommerziellen Beweggründen gestartet wurde, betont Gigu Neutsch ausdrücklich: "Da soll keine neue Band entstehen, sondern eine Community, die sich in diesen Zeiten die Hand reicht und den Kontakt zueinander und die gemeinsame musikalische Leidenschaft aufrecht erhält". Eventuelle Download-Einnahmen sollen der SOS-Kinderhilfe gespendet werden.

Ein zweiter Song mit dem Titel "Straight to my Soul" wird in diesen Tagen gerade ins Netz gestellt. Dabei haben weitere bekannte Musiker aus der Region mitgewirkt wie Freddy Wonder oder Oli Roth. "Und auch die ganze Haute Volaute der Rhein-Neckar-Bläser-Szene war dabei", verrät Gigu Neutsch. Das Bläser-Arrangement hat kein geringerer als der bekannte Mannheimer Saxofonist und Komponist Matthias Dörsam geschrieben.

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