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Badisches Staatstheater: Auf Spuhler soll zunächst eine Zwischenlösung folgen (Update)

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		Badisches Staatstheater:  Auf Spuhler soll zunächst eine Zwischenlösung folgen (Update)

Karlsruhe. (dpa/lsw) Nach den monatelangen Vorwürfen gegen Generalintendant Peter Spuhler verschafft sich das Badische Staatstheater in Karlsruhe Luft auf dem Weg aus der Krise. Zunächst soll eine Interimsintendanz die Leitung übernehmen, bevor zur Saison 2024/2025 eine neue Struktur einsetzen und eine langfristige neue Führung übernehmen wird, wie das Kulturministerium nach einer Sitzung des Verwaltungsrats am Mittwochabend mitteilte. Zuvor war unter anderem auch über die Option einer aufgeteilten Intendanz aus den Spartenleitungen am Staatstheater beraten worden.

Nach monatelangen Vorwürfen wegen Spuhlers Führungsstils hatte der Rat im November vergangenen Jahres entschieden, seinen Vertrag aufzulösen. Eigentlich hätte Spuhler bis 2026 bleiben sollen. Erst 2019 war sein Vertrag einstimmig bis 2026 verlängert worden.

Eine Findungsgruppe habe vorgeschlagen, die Stelle bis zur langfristigen Intendanz nun mit einer "Persönlichkeit von außen" zu besetzen, hieß es weiter. Das Gremium sei beauftragt worden, "sobald wie möglich" eine Interimsintendantin oder einen Interimsintendanten zu suchen, die oder der das Ruder bis Herbst 2024 übernimmt. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir sowohl bei der Besetzung der Interimsintendanz als auch bei der neuen Struktur des Badischen Staatstheaters auf einem guten Weg sind", sagte Kunstministerin Theresia Bauer (Grüne), die auch Verwaltungsratsvorsitzende ist.

Träger des Staatstheaters sind das Ministerium für das Land Baden-Württemberg und die Stadt Karlsruhe.

Update: Donnerstag, 25. Februar 2021, 10.35 Uhr


Verwaltungsrat bestätigt Peter Spuhlers vorzeitiges Aus

Von Volker Oesterreich

Karlsruhe. Tabula rasa – reiner Tisch, das ist im Fall des Karlsruher Generalintendanten und früheren Heidelberger Theaterchefs Peter Spuhler die beste Lösung. Für alle Beteiligten. Das Badische Staatstheater, ein Riesenkasten mit rund 850 Mitarbeitern, braucht nach den monatelangen Turbulenzen um den ruppigen Führungsstil Spuhlers einen Neuanfang. Wie berichtet, waren dem umtriebigen, aber extrem cholerischen Intendanten eklatante Mängel in der Personalführung vorgeworfen worden. Von Kontrollzwang, permanenter Überforderung der Mitarbeiter und einem vergifteten Arbeitsklima war die Rede. Reihenweise verließen leitende Angestellte das Haus: Drei Opernchefs, drei Orchesterdirektoren und fünf Leiterinnen der Öffentlichkeitsarbeit nahmen ihren Hut. Andere litten an Burn-out, der Krankenstand war hoch.

Lange, zu lange überhörten Baden-Württembers grüne Kultur- und Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) die Beschwerden von Mitarbeitern. Ein Mediator wurde eingeschaltet, Spuhler gelobte Besserung, aber der tiefe Riss, der durchs Theater und bald auch durch die Karlsruher Stadtgesellschaft ging, ließ sich nicht mehr kitten. Im Frühsommer protestierten rund 300 Mitarbeiter direkt vor dem Theater gegen den Intendanten. Ein bislang einmaliger Vorgang in der deutschen Theaterlandschaft. Und dann wurden auch noch Fälle von sexueller Belästigung und Gewalt im Staatstheater öffentlich. Einem leitenden Mitarbeiter des Jugendtheaters wurde deswegen gekündigt. Das Opfer hatte ihn zunächst nicht angezeigt – wohl aus Angst, keine Rolle mehr zu bekommen.

Theresia Bauer und Frank Mentrup gerieten mehr und mehr in Zugzwang. Spuhler wurde für sie zur "Altlast", die sogar zwei Wahlen beeinflussen könnte. Am 6. Dezember stimmen die Karlsruher über ihr Stadtoberhaupt ab, am 14. März 2021 folgt die Landtagswahl, bei der die Kulturministerin und Heidelberger Abgeordnete Bauer um den Wiedereinzug in den Stuttgarter Landtag bangt. Deshalb musste die Causa Spuhler vorher geklärt werden.

Der Intendant selbst ebnete den Weg, indem er seine grundsätzliche Bereitschaft zum Rückzug erklärte, obwohl sein 2021 auslaufender Vertrag vorab bis 2026 verlängert worden war. Nach einstimmigem Votum soll der Vertrag nun im Sommer 2021 enden. Für eine Interimslösung wird eine Kommission eingesetzt. Das bestätigte Theresia Bauer am Montagabend während eine Online-Pressekonferenz im Karlsruher Rathaus. Derzeit werde das Staatstheater von Sphulers Stellvertretern geleitet, da er selbst erkrankt sei.

Spuhler ist seit 2011 "General" des Badischen Staatstheaters. Davor war der 1965 in Berlin geborene Theatermanager sechs Jahre lang Chef des Heidelberger Theaters, dessen Um- und Ausbau er mit viel Elan vorangetrieben hatte. Aber auch am Neckar herrschte von 2005 bis 2011 ein rüder Umgangston. Das machten ehemalige Mitarbeiter in einem Brief an die RNZ öffentlich.

Spuhlers Machtmittel war sein "Blackberry", jener Vorläufer des Smartphones mit den vielen Tasten. Wenn er etwas durchsetzen wollte oder jemanden zu instrumentalisieren versuchte, dann mailte er seine Anweisungen, Empfehlungen oder kritischen Worte nicht etwa nur an den jeweiligen Adressaten, sondern meist auch an mehrere andere, um den Handlungsdruck zu erhöhen.

Sein "Blackberry" war sein ständiger Begleiter. Sogar während Theatervorstellungen oder Konferenzen kramte Spuhler das Ding aus der Tasche, um seine Direktiven zu verschicken. Was die Zuschauer und die Künstler in diesen Momenten dachten, ignorierte er. So charismatisch er auch war, in puncto Stil und Kollegialität litt er auch schon in Heidelberg an erheblichen Defiziten.

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