Fußball
News melden
Nachrichten

Mannheim: Jutta Glaser und Claus Boesser-Ferrari im Online-Konzert aus dem "Ella & Louis"

0 5

		Mannheim:  Jutta Glaser und Claus Boesser-Ferrari im Online-Konzert aus dem

Von Peter Wiest

Mannheim. In der Tat: Da geht eine dunkle Wolk‘ herein. Wenn Jutta Glaser und Claus Boesser-Ferrari gemeinsam die Bühne betreten, bahnt sich ein Klanggewitter an – ganz gemäß dem Titel ihres ersten Songs an diesem Abend. Und die Wolken, die dann aufziehen am Musikhorizont, verdichten sich denn auch im Laufe dieses 60-minütigen Livestreams aus dem Mannheimer Jazzclub "Ella & Louis", weiten sich aus zu einem echten Gewitter, bringen musikalischen Blitz und Donner – und münden in eine wahre Sound-Orgie, wie man sie so noch nicht erlebt hat.

Und ja: Das alles ist keine leichte Kost. Es ist anstrengend: für den Zuhörer allemal; sichtlich jedoch auch für die Protagonisten auf der Bühne. Aber dafür stehen und sitzen sie ja dort oben und scheuen keine Anstrengungen. Nein, diese Musik ist keineswegs "so fröhlich wie der Morgenwind", wie ein anderer Titel im aus Standards, aus Schnipseln von eigenen Stücken sowie auch aus Kinderliedern bunt gemischten Programm heißt. Wobei sämtliche Titel so verfremdet werden, dass sie kaum noch wiederzuerkennen sind. Steife Brise, Sturmwind, Böen, auch mal ein leichter Hauch von warmem Sommerwind, dann gleich wieder orkanartige Klangexzesse: alles drin und alles dabei bei Glaser und Boesser-Ferrari. Höchst erstaunlich und verwunderlich, oft auch verwirrend, aber absolut faszinierend, was die beiden da fabrizieren. Ach und Krach sozusagen – dargeboten von zwei absoluten Geräusch-Künstlern.

Für Claus Boesser-Ferrari, einen anerkannt perfekten Gitarristen, ist sein Instrument an diesem Abend eher Klangkörper als Melodie-Träger. Schräger geht‘s kaum als das, was er da fabriziert: Nicht nur auf und mit den sechs Saiten, sondern auch, indem er die Gitarre als Trommel benutzt, sie mit allen möglichen Gegenständen vom Blechteller bis zu Sticks traktiert und ihr dabei Geräusche entlockt, wie man sie so noch nie gehört hat.

Dazu und darüber legt Jutta Glaser, als Sängerin nicht weniger anerkannt aufgrund ihrer umfassenden stimmlichen Fähigkeiten, einen breiten Teppich aus diversen improvisierten Lulalis, Dippedipps, Dippedapps, Dappdidus, Aahs und Oohs und auch mal Iihs und Ääähs. "Richtige" Texte gibt es bei ihr so gut wie gar nicht: Die Stimme ist schließlich an diesem Abend ebenfalls in erster Linie Klanginstrument, mit dem sie ebenso gerne und ebenso schräg experimentiert wie ihr Gegenpart.

Na gut, kann man da nur sagen. Oder "Oh well", wie ein Hit der frühen Fleetwood Mac heißt, den die beiden ebenfalls umstrukturiert haben und in einer völlig ausgeflippten Version anbieten, bei der stellenweise Glasers Stimme den ursprünglich von Peter Green gespielten Gitarrenpart übernimmt. Auch das kann kaum noch überraschen auf dieser kontrastreichen Klangexperimenten-Reise nach dem Motto "Immer noch schräger" und ohne Rücksicht auf eingefahrene Hörgewohnheiten.

Auf also zum letzten Kontrast: Auf das wilde "Oh well" folgt das milde "Der Winter ist vergangen", leidenschaftlich-locker dahin gesungen und gespielt. Schön wär’s ja, wenn’s wahr wäre, denkt man da. Dass Glaser und Boesser-Ferrari dann doch noch einmal die "dunkle Wolk‘" hereinziehen lassen, ist schließlich der perfekte Schlussakkord für das ungewöhnlichste Konzert, das das Netz in diesen Corona-Livestream-Zeiten bisher erleben konnte.

Загрузка...

Comments

Комментарии для сайта Cackle
Загрузка...

More news:

Read on Sportsweek.org:

Andere Sportarten

Sponsored